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Sicherheit und Nutzen der Cochlea-Implantation im vierten Lebensalter
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Published: | April 13, 2017 |
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In der Gerontologie wird aufgrund der häufig abnehmenden Lebensqualität das „vierte Lebensalter“ nach dem 85. Lebensjahr abgegrenzt. Der Erhalt der Kommunikationsfähigkeit hat hier einen entscheidenden Einfluss auf die Lebensqualität. In einer retrospektiven Studie wurden Sicherheit und Nutzen der Cochlea-Implantation bei sog. „Hochaltrigen“ analysiert.
Seit 2007 wurden insgesamt 17 Patienten (8 Männer, 9 Frauen) in einem Alter von 85 bis 98 Jahren implantiert. Ein Patient war bereits auf der Gegenseite mit einem CI versorgt. Es wurden Controllingdaten, Prämedikations- und Narkoseprotokolle sowie die HNO-ärztliche und audiologische Dokumentation ausgewertet.
13 Patienten litten an kardiovaskulären Begleiterkrankungen. Neurologische Erkrankungen mit kognitiven Defiziten lagen in dem Kollektiv nicht vor. Weder die Dauer der anästhesiologischen Maßnahmen noch die Operationszeit waren gegenüber der bereits früher untersuchten Altersgruppe der 60 bis 70-Jährigen (n=150) verlängert. Die Dauer des postoperativen stationären Aufenthaltes betrug im Median 3 Tage, was dem kliniküblichen Standard entspricht. Nur zwei Patienten wurden aufgrund eines präoperativ niedrigen Hämoglobinwert bzw. eines intermittierenden postoperativen Tinnitus ein bzw. zwei Tage länger überwacht. Im Vergleich zu der bestmöglichen Hörgeräteversorgung zeigt sich 6 bis 12 Monate postoperativ ein hochsignifikant verbessertes Sprachverstehen von Einsilbern (3,8±8,9% auf 55,6±30,5%) und Zahlen (38,5±30,2% auf 92,5±17,7%; Mittelwert ± Standardabweichung, 65dB in Ruhe).
Die Ergebnisse zeigen, dass auch Hochaltrige von einer Cochlea-Implantation profitieren. Es gab trotz einer in dieser Altersgruppe erhöhten Rate kardialer Begleiterkrankungen keine Hinweise auf ein erhöhtes intra- oder perioperatives Risiko.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.