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88th Annual Meeting of the German Society of Oto-Rhino-Laryngology, Head and Neck Surgery

German Society of Oto-Rhino-Laryngology, Head and Neck Surgery

24.05. - 27.05.2017, Erfurt

Vergleichende Anatomie und Funktion der Gehörknöchelchen von anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens) und Neandertalern (Homo neanderthalensis)

Meeting Abstract

  • Tobias Schmidt - Univ. HNO- Klinik, Jena
  • Alexander Stößel - Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie Leipzig & Institut für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie, Jena
  • Romain David - Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Abt. f. Human Evolution, Jena
  • Philipp Gunz - Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Abt. f. Human Evolution, Jena
  • Fred Spoor - Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Abt. f. Human Evolution, Jena
  • Jean-Jaques Hublin - Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Abt. f. Human Evolution, Jena

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. 88. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Erfurt, 24.-27.05.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17hno057

doi: 10.3205/17hno057, urn:nbn:de:0183-17hno0572

Published: April 13, 2017

© 2017 Schmidt et al.
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Text

Einleitung: Das Mittelohr spielt beim Hörvorgang eine zentrale Rolle. Von ausgestorbenen Neandertalern sind bisher nur wenige erhalten gebliebene Ossikel bekannt, welche sich morphologisch deutlich von denen des anatomisch modernen Menschen (AMM) unterscheiden. Bisher war ein präziser Vergleich der beiden Menschenarten wegen fehlender Methoden und, aufgrund des Erhaltungszustands von Neandertalerossikeln, zu kleiner Stichproben nicht möglich. In diesem Vortrag wird die Gestalt und biomechanische Eigenschaften der Ossikel von Neandertalern, AMM und afrikanischen Menschenaffen quantitativ vergleichen und ihre Beziehung zu angrenzenden Strukturen untersucht.

Methoden: Mikrocomputertomographie und 3D geometrische Morphometrie wurden benutzt um Gestalt, Co-Variation und funktionelle Eigenschaften der Gehörknöchelchen und der gesamte Mittelohrregion von Neandertalern AMM, Schimpansen und Gorillas zu untersuchen und zu vergleichen.

Ergebnisse: Die Gestalt der Gehörknöchelchen von Neandertalern und AMM unterscheidet sich statistisch signifikant. Die Gestaltunterschiede der untersuchten Arten lassen sich zu einem großen Teil auf morphologische Variation der umgebenden Strukturen zurückführen. Die funktionellen Eigenschaften des Mittelohrs bei AMM und Neandertalern stimmen dagegen überein.

Schlussfolgerungen: Die Morphologie der Schädelbasis inkl. des Os temporale hängt stark von der Entfaltung des Gehirnes ab. Die Unterschiede in der Gestalt der Ossikel, zurückzuführen auf Ko-Variation mit den Strukturen der umgebenden Paukenhöhle, spiegeln daher Unterschiede in der Evolution der Gehirngröße bei AMM und Neandertalern wieder. Die übereinstimmenden funktionellen Eigenschaften des Mittelohres deuten dagegen auf ein ähnliches Hörvermögen

Unterstützt durch: Max-Planck-Gesellschaft

Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.