gms | German Medical Science

Einleitung: Akute, nicht-entzündliche Schwellungen im Kopf-Hals-Bereich können zu lebensbedrohlichen Dyspnoeereignissen führen, die einer sofortigen Therapie bedürfen. Sie lassen sich in Histamin- und Bradykinin-vermittelte Angioödeme subgruppieren. Während Steroide und Antihistaminika bei Histamin-induzierten Angioödeme wirksam sind, sind sie bei Bradykinin-induzierten Schwellungen wirkungslos. Hier helfen nur B2-Rezeptorantagonisten und C1-Inhibitorkonzentrate. Eine rasche Zuordnung zu einer der beiden Gruppen ist daher für eine erfolgreiche Therapie unentbehrlich.

Material und Methoden: Wir konnten 188 Patienten, die sich zwischen 2010 bis 2016 notfallmäßig in unserer HNO Poliklinik vorstellten, in diese retrospektive Studie einschließen.

Die Einzelparameter, erhoben aus Anamnese und Untersuchung, bei denen sich im T-Test ein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen zeigte, wurden als Items in den Score eingefügt.

Der optimale Cut-off-Wert des Punktescores wurde durch Berechnung des Youden-Index festgelegt.

Ergebnisse: 76 Patienten konnten der „Histamin“- und 112 Patienten der „Bradykinin“-Gruppe zugeordnet werden, das mittlere Alter betrug 60,7 bzw. 67 Jahre bei etwa gleichmäßiger Geschlechterverteilung.

Patientenalter, Dyspnoe, Juckreiz/Rötung, Larynxschwellung, das Ansprechen auf Steroide und die Einnahme von ACE-Hemmern/Sartanen wurden als Items in den Score integriert. Bei dem optimalen Cut-off-Wert von vier Punkten lag der Youden- Index bei 0,88, der PPW bei 100%, der NPW bei 85%.

Die Sensitivität für Bradykinin-induzierte Schwellungen betrug 0.83, die Spezifität 1.

Diskussion: Anhand des erstellten Punktescores können Bradykinin-induzierte Schwellungen sensitiv und spezifisch identifiziert und so eine rasche Therapieeinleitung ermöglicht werden.

Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.