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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse unter Unsicherheit für eine adressatengerechte Kommunalpolitik I – Status-quo in politischen Prozessen, Wissenschaft, ÖGD-Praxis und -Lehre

Meeting Abstract

  • Ansgar Gerhardus - Institut für Public Health und Pflegeforschung, Abteilung Versorgungsforschung, Universität Bremen, Bremen, Germany
  • Susanne Pruskil - Gesundheitsamt Hamburg-Altona, Hamburg, Germany
  • Laura Arnold - Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen (AÖGW), Düsseldorf, Germany
  • Christin Ellermann - Harding-Zentrum für Risikokompetenz, Universität Potsdam, Potsdam, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 1038

doi: 10.3205/24gmds925, urn:nbn:de:0183-24gmds9259

Published: September 6, 2024

© 2024 Gerhardus et al.
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Text

Symposium-Vorsitz: Christin Ellermann

Einladende Organisation: Harding-Zentrum für Risikokompetenz, Universität Potsdam

Symposium-Vortragende: Ansgar Gerhardus, Susanne Pruskil, Laura Arnold, Christin Ellermann

Inhalt: Lokale Regierungs- und Verwaltungsebenen sind bestrebt, ihre Entscheidungen auf der Grundlage der besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse zu treffen [1]. Vor dem Hintergrund des dynamischen Charakters von Polykrisen, wie dem Klimawandel oder Pandemien, besteht jedoch eine radikale epistemische Unsicherheit in Bezug auf wissenschaftliche Erkenntnisse, die Entscheidungsträger*innen vor die zentrale Herausforderung stellt, geeignete Handlungen auf kommunaler Ebene abzuleiten.

Gegenwärtig bevorzugen politische Entscheidungsträger*innen auf der einen Seite in der Regel Evidenz und kompakte Aussagen ohne Unsicherheit [1]. Auf der anderen Seite müssen wissenschaftliche Berater den Stand der Evidenz mit der sie umgebenden epistemischen Unsicherheit kommunizieren. Dazwischen steht die ÖGD-Praxis, die zum Schutze der öffentlichen Gesundheit, die Evidenz suchen, zusammenfassen und in den lokalen politischen Prozess einbringen muss.

Doch wie ist der öffentliche Dienst nach Ansicht von Praxisvertreter*innen und ÖGD-Lehre am besten für den Umgang mit unsicherer Evidenz gerüstet? Wird die Fähigkeit von Umsetzenden, wie der ÖGD-Praxis, durch unsichere Evidenz beeinträchtigt, effektiv und effizient zu handeln, besteht die Gefahr einer ungleich verteilten Belastung der lokalen Bevölkerung und läuft zudem Gefahr, dass Maßnahmen weniger angenommen zu werden [2]. Insbesondere diejenigen, die weniger resilient oder nicht in der Lage sind, für sich selbst einzutreten, wie ältere Menschen, Kinder oder chronisch Kranke, sind in hohem Maße auf politische Maßnahmen angewiesen, die potenzielle Schäden begrenzt, ein gesundheitsförderndes Umfeld auf Systemebene fördert und letztlich gesundheitsbewusste Entscheidungen ermöglicht.

Resiliente Politik sollte sich daher auf partizipative Prozesse zur Entwicklung, Erprobung und Umsetzung evidenzbasierter Interventionen stützen [3]. Wissenschaftliche Unsicherheit zu reflektieren, zu reduzieren und der Öffentlichkeit zu vermitteln, ist wiederrum entscheidend, um trotz zunehmender Komplexität, sich ändernder Evidenz und knapper Zeit entscheidungs- und handlungsfähig zu bleiben. Politische Maßnahmen müssen also unter Unsicherheit auf die lokale Situation und die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung abgestimmt werden, um wirksam und gerecht zu sein und letztlich das Verständnis und das Vertrauen der Bürger*innen zu gewinnen.

Vor dem Hintergrund zunehmender Herausforderungen befasst sich dieses Symposium mit der Frage: Wie epistemische Unsicherheit von den verschiedenen Akteuren der kommunalen Entscheidungsfindung und Politikberatung gegenwärtig wahrgenommen und wie ihr begegnet wird.

Beiträge:

  • Beitrag 1: Modelle zum Zusammenhang zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis (Prof. Dr. Ansgar Gerhardus, Universität Bremen)
  • Beitrag 2: Perspektive des öffentlichen Dienstes - Voraussetzungen und Hindernisse bei der Überprüfung und Bereitstellung wissenschaftlicher Erkenntnisse mit Unsicherheit für lokale Verwaltung und regionale Regierungen (Dr. Susanne Pruskil)
  • Beitrag 3: Wie gelingt evidenzinformierte Entscheidungsfindung trotz Unsicherheit? Chancen, Herausforderungen und Konsequenzen für den Kompetenzerwerb (Laura Arnold, AÖGW)
  • Beitrag 4: Relevanz der Bürger*innenbeteiligung für eine gerechte Kommunalpolitik (Christin Ellermann, Harding-Zentrum für Risikokompetenz, Universität Potsdam)

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Kuhlmann S, Franzke J, Dumas B, Heine M. Daten als Grundlage für wissenschaftliche Politikberatung. Wissenschaftliche Studie im Auftrag des BMBF. 2021.
2.
Vetter A. Lokale Politik als Rettungsanker der Demokratie. Aus Politik und Zeitgeschichte. 2011;7(8).
3.
Böcher M. How does science-based policy advice matter in policy making? The RIU model as a framework for analyzing and explaining processes of scientific knowledge transfer. Forest Policy and Economics. 2016;68:65-72.