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Von der Evolution zur Revolution: Wie digitale Care-Plattformen die Pflege verändern (könnten)
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Published: | September 6, 2024 |
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Vorsitz: Dr. Florian Fischer
Vortragende: M. Sc. Johanna Aigner, M. Sc. Timo Wagner, M. Sc. Sophia Schießer, Mike Kaiser
Inhalt: Trotz der Etablierung digitaler Plattformen in verschiedenen Settings werden sie innerhalb der professionellen Pflege bislang nur wenig genutzt. Obwohl Care-Plattformen durch das Schnittstellenmanagement zwischen verschiedenen Einrichtungen und Professionen einen Mehrwert bieten, bedingt fehlende Akzeptanz häufig eine nachhaltige Verbreitung in der Praxis. Daher erfordert die Implementierung jener Plattformen die strategische Verknüpfung verschiedener Erwartungshaltungen. Insbesondere der Abgleich von Wünschen und erhofften Mehrwerten gegenüber der Plattform sowie systematische Ansätze der Einbindung finden mit Blick auf eine sinnstiftende Nutzung bislang noch wenig Berücksichtigung.
Ein ganzheitlich und gemeinsam gestalteter Versorgungsprozess erfordert den Einbezug der Perspektiven formeller und informeller Akteur:innen, wie auch die der Patient:innen bzw. Klient:innen. Die Informations- und Teilhabebedarfe in Bezug auf die Nutzung digitaler Plattformen während des Unterstützungsverlaufs variieren erheblich. Individuelle Gründe zur (Nicht-)Nutzung sollten berücksichtigt werden, um entsprechende Plattformen bedarfs- und bedürfnisorientiert zu gestalten. Nur so lassen sich die Potenziale einer differenzierten Ausgestaltung digitaler Care-Plattformen ausschöpfen, um Nachhaltigkeit zu schaffen.
Digitale Vermittlungsplattformen in Sozialräumen vermögen es, innerhalb gemeinsam gestalteter Versorgungsprozesse einen auf das Pflegeergebnis fokussierten interprofessionellen Austausch zwischen Akteur:innen zu stärken. Um die nötige Voraussetzung von Akzeptanz zu schaffen, sind individuell empfundene Mehrwerte einer gemeinsamen Nutzung in die Ausgestaltung der Plattformlösung zu integrieren. Jene Mehrwerte lassen sich erfahrungs- und erwartungsbasiert differenzieren.
Auch innerhalb der klinischen Versorgung dienen Portale dazu, den zu Versorgenden Information am und während eines Behandlungs- und Pflegeverlaufs bereitzustellen und eine aktive Teilhabe zu ermöglichen. Dabei variiert die Bereitstellung der Funktionen und Informationen für die Patient:innen. Fokussierte Befragungen der betreffenden Personengruppe ermöglichen die Identifikation für sie relevanter Funktionen und Informationen. Darüber hinaus können gesetzlich vorgegebene Portalfunktionen passgenau abgestimmt sowie der Umfang der zu erwartenden Portalnutzung ermittelt werden.
Ferner gewinnt die Digitalisierung der Pflegedokumentation innerhalb der Übergabe zwischen kooperierenden Dienstschichten zunehmend an Bedeutung. Angesichts dieser Entwicklung ist es wichtig, die Qualität der pflegerischen, digital gestützten Dienstübergabe aus Perspektive der Pflegenden zu analysieren. Bei der Ausgestaltung digitaler Übergabeprozesse in der Pflege müssen die Verbesserungen der Übergabequalität in den Bereichen Informationsqualität, Interaktion und Unterstützung sowie Effizienz nach der Einführung der elektronischen Pflegedokumentation aus Sicht kollaborierender Dienstschichten in der Pflege zwingend berücksichtigt werden.
Digitale Transformationen von Pflegeeinrichtungen sind insbesondere für die einrichtungsübergreifende Zusammenarbeit mit gravierenden Veränderungen, wie z.B. erhöhter Transparenz von internen Daten, verbunden. Derlei Veränderungen verlangen von Einrichtungen neben Vertrauen und Innovationsbereitschaft auch ein prozesshaftes Vorgehen. Demnach sind entsprechende Leitfäden zur Ausgestaltung dieser Verfahren erforderlich.
In diesem Symposium stehen in vier Beiträgen die Perspektiven verschiedener Anwender:innen solcher Plattformen sowie Methoden zur Förderung einer ganzheitlichen Nutzer:innenzentrierung im Vordergrund:
- Identifikation integrativer Mehrwerte einer globalen Vermittlungsplattform im Sozialraum: Perspektive der ambulanten Versorgung (Johanna Aigner, Florian Fischer)
- Wunsch nach Information und Teilhabe: Digitales Patientenportal im klinischen Setting aus Perspektive der Patient:innen (Timo Wagner)
- Übergabequalität bei papierbasierter vs. elektronischer Pflegedokumentation: Eine quantitative Prä-Post-Studie (Sophia Schießer, Daniel Flemming, Bernd Reuschenbach)
- Gemeinsam mehr erreichen: Wie die digitale Kollaborations-Plattform „Wizr“ Potentiale im Gesundheitswesen freisetzen könnte (Mike Kaiser)
Auf Basis dieser empirischen sowie konzeptionellen Beiträge werden die jeweiligen Sichtweisen auf Anwendungsszenarien von Care-Plattformen zusammengeführt und übergreifend diskutiert, um Veränderungsprozesse mit Blick auf digitale Plattformen in der Pflege anzustoßen.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.