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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Marta Fraenkel (1896–1976): Pionierin der gesundheitsbezogenen Wissensvermittlung

Meeting Abstract

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  • Benjamin Kuntz - Robert Koch-Institut, Museum im RKI, Berlin, Germany
  • Matthis Krischel - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Düsseldorf, Germany
  • Friedrich Moll - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Düsseldorf, Germany
  • Wolfram Nagel - Freier Journalist, Dresden, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 464

doi: 10.3205/24gmds897, urn:nbn:de:0183-24gmds8976

Published: September 6, 2024

© 2024 Kuntz et al.
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Gesundheitliche Aufklärung, Gesundheitsbildung, Förderung von Gesundheitskompetenz – all diese Themen haben eine hohe aktuelle Relevanz und sind genuine Ziele von Public Health. Bereits vor rund 100 Jahren entschied sich eine junge Medizinerin dazu, auf diesen Gebieten tätig zu werden. Der gemeinsame Kongress von DGSMP, DGPH, DGEPI und DGMS 2024 in Dresden bietet die Gelegenheit, am authentischen Ort ihres Wirkens an eine Pionierin der gesundheitsbezogenen Wissensvermittlung zu erinnern.

Die in Köln in eine jüdische Familie geborene Marta Fraenkel studierte von 1916 bis 1921 an den Universitäten Frankfurt und Bonn Medizin. Nach bestandenem Staatsexamen promovierte sie 1922 in Frankfurt und erhielt 1923 die Approbation. Statt einer klinischen bzw. praktischen Tätigkeit als Ärztin nachzugehen, wurde sie Generalsekretärin der von Mai bis Oktober 1926 in Düsseldorf stattfindenden „Großen Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen“ (GeSoLei). Mit ihrer wegweisenden Arbeit für diese größte Messe der Weimarer Republik empfahl sich Marta Fraenkel für die II. Internationale Hygieneausstellung in Dresden, die 1930/31 anlässlich der Einweihung des Neubaus für das Deutsche Hygiene-Museum stattfand. An diesem Museum war sie anschließend in verschiedenen Leitungsfunktionen tätig und setzte bleibende Akzente für das moderne Ausstellungswesen und die Wissenschaftspopularisierung [1], [2], [3], [4]. Dabei konnte sie sich in einem vorwiegend von Männern geprägten Umfeld behaupten.

Als Jüdin nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten entlassen und nach der Scheidung von ihrem nichtjüdischen Ehemann ging Marta Fraenkel 1935 zunächst nach Belgien. In Brüssel wurde sie Mitarbeiterin der „Ligue Nationale Belge contre le Cancer“ und Beraterin des internationalen Krebskongresses. 1938 emigrierte sie in die USA. Aufgrund ihrer guten Englischkenntnisse und Erfahrungen in der Gesundheitsaufklärung fand sie eine Anstellung beim „Welfare Council New York“, einer kommunalen Wohlfahrtsbehörde. Ab Mai 1944 war sie Medizinische Beraterin der US-Regierung in Washington und ab 1949 bis zu ihrem Lebensende „Public Health Officer“ in New York.

Marta Fraenkel starb im Alter von 79 Jahren am 9. August 1976 in New York City. Ein Teil ihres Nachlasses befindet sich im Leo Baeck Institute und ist als Digitalisat öffentlich zugänglich. Eine Veröffentlichung ihrer Biographie in der Reihe „Jüdische Miniaturen“ (Verlag Hentrich & Hentrich) ist für das Jahr 2026 geplant. Es kann im Übrigen durchaus sein, dass den Teilnehmenden im Laufe der Dresdner Tagung auch unabhängig von unserem Beitrag der Name Marta Fraenkel begegnet: Neben einer Straße in der Leipziger Vorstadt ist ein Tagungsraum im Deutschen Hygiene-Museum – der Marta-Fraenkel-Saal – nach ihr benannt.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Aschenbrenner S. Marta Fraenkel: (1898-1976), Ärztin, Museumspädagogin und Public Health Officer [Disseratation]. Aachen: Techn. Univ.; 2000.
2.
Nagel W. Martha Fraenkel. Wegbereiterin der medizinischen Volksaufklärung. [Stand: 28.4.2024]. Verfügbar unter: https://www.tsurikrufn.de/portraits/fraenkel/ External link
3.
Franke T. Aufklärerin im Dienst der Frau. Deutsche Hebammen-Zeitschrift. 2016;(04). Verfügbar unter: https://www.dhz-online.de/news/detail/artikel/aufklaererin-im-dienst-der-frau/ External link
4.
Formanski B. Lebensbilder jüdischer Akademikerinnen. Ausgewählte Medizinstudentinnen an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 1900-1938. Göttingen: V & R unipress; 2020. S. 235-241.