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Der UFair-Questionnaire: Messung der wahrgenommenen universitären Gerechtigkeit und ihr Zusammenhang mit der psychischen Gesundheit von Studierenden
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Published: | September 6, 2024 |
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Einleitung: Studierende sind an der Hochschule mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Stressoren konfrontiert, welche ihre psychische Gesundheit gefährden können und psychische Erkrankungen stellen in dieser Gruppe eine zunehmende Problematik dar. Bislang wurde meist nur das allgemeine Stressempfinden erfassen. Dieses ist jedoch ungeeignet um Aussagen über die direkte Stressbelastung durch das Studium zu treffen oder um konkrete Präventionsmaßnahmen ableiten zu können. Eine mögliche Lösung ist die Adaption von psychosozialen Arbeitsstressmodellen an das Setting Hochschule. Diesem Ansatz folgend war das Ziel dieser Studie das Konzept der organisationalen Gerechtigkeit auf Hochschulen anzupassen, einen entsprechenden Fragebogen zu entwickeln („UFair“: University Fairness Questionnaire), diesen Fragebogen zu valideren und den Zusammenhang mit psychischer Gesundheit zu schätzen. Im ersten, qualitativen Teil dieser Mixed Methods Studie wurden Ungerechtigkeitsaspekte in der Hochschule erfasst und entsprechende Items entwickelt. Diese wurden in dem zweiten Teil quantitativ getestet, deren Ergebnisse hier dargestellt werden.
Methoden: Es wurden 1.105 Studierende (Durschnittsalter: 25,5 Jahre [Std. Abw.: 5,43], weiblich: 50,1%, Universität: 67,2%, Fachhochschule: 32,8%) mittels eines Online Surveys befragt. Die wahrgenommene universitäre Ungerechtigkeit wurde durch den neu entwickelte UFair- Questionnaire mit 21 Items erfasst. Die psychische Gesundheit wurde über den Patient Health Questionnaire (PHQ-8, Depression) und das Maslach-Burnout-Inventar für Studierende (MBI-SS, Burnout) gemessen. Den Zusammenhang zwischen der wahrgenommenen universitären Ungerechtigkeit mit den psychischen Gesundheitsindikatoren schätzten lineare Regressionsmodelle. Die Modelle waren adjustiert für Alter, Geschlecht, Hochschulart und die Lebensstilfaktoren: Rauchen, Alkoholkonsum, Ernährung und Bewegung.
Ergebnisse: Der UFair-Questionnaire zeigte gute psychometrische Eigenschaften (Cronbach’s Alpha = .962) und eine eindimensionale Faktorenstruktur. Es fand sich ein beachtlicher Zusammenhang des UFair-Questionnaires mit der psychischen Gesundheit. Das Beta für den Zusammenhang des UFair-Questionnaires mit Depression war .485 (p < .001; R² = .261) und das Beta für Burnout war .481 (p < .001; R² = .250).
Schlussfolgerungen: Wahrgenommene Ungerechtigkeit stellt auch im Setting Hochschule einen Stressor da, der einen beachtlichen Zusammenhang mit der psychischen Gesundheit der Studierenden aufweist. Die universitäre Gerechtigkeit umfasst dabei die Wahrnehmung von organisatorischen Aspekten (z.B. Zugang- und Anmeldungsverfahren, die Erreichbarkeit von Ansprechpartnern), die Behandlung von Studierenden (z.B. ein vorurteilsfreies Verhalten von Dozierenden, eine gerechte Notenvergabe) und die Berücksichtigung der individuellen Situation von Studierenden (z.B. die soziale Herkunft). Die Relevanz dieser Gerechtigkeitsaspekte für die Gesundheit der Studierenden soll von Hochschulen erkannt und berücksichtigt werden. Die valide Erfassung über das entwickelte Instrument „UFair-Questionnaire“ stellt dabei die Grundlage für mögliche Präventionsansätze und Interventionen dar.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.