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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Zeitliche Dynamiken sozioökonomischer Ungleichheiten in der Verbreitung von depressiven und Angstsymptomen während der COVID-19-Pandemie: Ein Scoping-Review

Meeting Abstract

  • Kiara Herrmann - Institute of Public Health, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany; Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin, Germany
  • Florian Beese - Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin, Germany
  • Lina Wollgast - Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin, Germany
  • Elvira Mauz - Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin, Germany
  • Christina Kersjes - Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin, Germany
  • Jens Hoebel - Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin, Germany
  • Benjamin Wachtler - Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 313

doi: 10.3205/24gmds866, urn:nbn:de:0183-24gmds8663

Published: September 6, 2024

© 2024 Herrmann et al.
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Text

Hintergrund: Sozioökonomische Ungleichheiten in der Verbreitung von depressiven und Angstsymptomen sind wiederholt beschrieben worden. Personen aus sozioökonomisch benachteiligten Gruppen sind demnach besonders häufig von entsprechenden Symptomen betroffen. Weniger ist darüber bekannt, wie die COVID-19-Pandemie diese Ungleichheiten beeinflusst hat. Ziel dieser Studie war es, die international verfügbare Evidenz über zeitliche Dynamiken sozioökonomischer Ungleichheiten in der Verbreitung von depressiven und Angstsymptomen in Ländern mit hohem Einkommen während der COVID-19-Pandemie systematisch aufzubereiten.

Methoden: Es wurde ein Scoping-Review mit einer systematischen Suche in den Datenbanken Embase, Scopus und PsycINFO am 14. Mai 2023 durchgeführt. Eingeschlossen wurden Studien aus Ländern mit hohem Einkommen, die in Englisch oder Deutsch publiziert wurden und depressive und/oder Angstsymptome in der Allgemeinbevölkerung nach Bildung, Einkommen, Beruf, Erwerbsstatus oder regionalen sozioökonomischen Indizes berichteten. Außerdem mussten die Studien mindestens zwei Erhebungszeitpunkte, entweder vor und in oder in der Pandemie, beinhalten. Auf Basis der a priori festgelegten Ein- und Ausschlusskriterien wurden die identifizierten Veröffentlichungen von zwei Personen unabhängig zunächst anhand von Titeln/Abstracts und anschließend anhand der Volltexte begutachtet. Ein detailliertes Studienprotokoll wurde vor Studienbeginn bei Open Science Framework (OSF) veröffentlicht. Das methodische Vorgehen folgte der Empfehlung „Preferred Reporting Items for Systematic reviews and Meta-Analyses extension for Scoping Reviews” (PRISMA-ScR).

Ergebnisse: Aus den 8.664 identifizierten Veröffentlichungen wurden insgesamt 49 Studien mit 149 individuellen Analysen eingeschlossen. Bei den eingeschlossenen Studien handelte es sich überwiegend um Kohortenstudien (65,3%, n=32). Depressive und Angstsymptome wurden vor allem mit den Screeninginstrumenten Patient Health Questionnaire (PHQ-9 für depressive Symptome) und Generalized Anxiety Disorder (GAD-2 für Angstsymptome) erhoben. Sozioökonomische Merkmale wurden überwiegend über das Einkommen oder die Bildung operationalisiert. Trotz heterogener Studiendesigns und Ergebnisse zeigte sich insgesamt ein Trend zur Zunahme (40,9 %; n=61) oder Persistenz (38,2 %; n=57) von sozioökonomischen Ungleichheiten in der Verbreitung entsprechender Symptome zum Nachteil von sozial benachteiligten Gruppen. Beim Vergleich von Zeitpunkten vor der Pandemie mit Zeitpunkten während der Pandemie zeigten sich überwiegend steigende (46,4%, n=26) oder persistente Ungleichheiten (30,4%, n=17). Beim Vergleich von Zeitpunkten innerhalb der Pandemie wurden bei 43,0% (n=40) der Analysen persistente und bei 37,6% (n=35) steigende Ungleichheiten bei depressiven oder Angstsymptomen gefunden. Die Ungleichheiten waren am ausgeprägtesten, wenn das Einkommen als sozioökonomischer Indikator verwendet wurde.

Diskussion: Überwiegend zeigt die vorhandene Evidenz, dass Ungleichheiten in zentralen Bereichen der psychischen Gesundheit zuungunsten von Personen mit niedrigem sozioökonomischem Status in der Pandemie bestehen blieben oder sich sogar verstärkt haben. Ein fortlaufendes Monitoring sozioökonomischer Ungleichheiten in der psychischen Gesundheit ist entscheidend, um die Anpassung von Präventions- und Interventionsstrategien in Krisenzeiten wie Pandemien zu ermöglichen.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.