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Exemplarische Darstellung der Anwendung wissenschaftlicher Gütekriterien auf die Entwicklung und Validierung von Methoden zur Gefährdungsbeurteilung
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Published: | September 6, 2024 |
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Einleitung: Nach dem Arbeitsschutzgesetz haben Arbeitgeber durch eine Beurteilung der für die Beschäftigten mit ihrer Arbeit verbundenen Gefährdung zu ermitteln, welche Maßnahmen des Arbeitsschutzes erforderlich sind. Zur Beurteilung dieser Gefährdungen sind geeignete Methoden erforderlich. In diesem Beitrag wird aufgezeigt, wie Methoden für die Beurteilung von physischen Arbeitsbelastungen anhand wissenschaftlicher Gütekriterien entwickelt und getestet worden sind.
Methoden: Das Vorgehen und die Auswertungsstrategie wurden vor Erhebungsbeginn in einem Studienprotokoll dokumentiert und ein Ethik-Votum eingeholt. Mehrere Methoden zur Beurteilung von verschiedenen physischen Belastungsarten wurden unter der Berücksichtigung der Gütekriterien Kriteriumsvalidität, Konvergenzvalidität, Inter- / Intra-Rater Reliabilität und Objektivität entwickelt und getestet. Hierbei wurden zunächst Methodenentwürfe aufgrund von Literaturrecherchen und Abgleich mit existierenden Methoden entwickelt, diese in der Praxis auf Augenscheinsreliabilität getestet und iterativ weiterentwickelt sowie dann im Rahmen einer betriebsepidemiologischen Studie die Beurteilungsergebnisse von verschiedenen Arbeitsplätzen mit dem Beschwerde- und Erkrankungsaufkommen unter den Beschäftigten verglichen (Kriteriumsvalidität). Weiterhin wurden die Anwendung der Methodenentwürfe mit betrieblichen Anwendern anhand ausgewählter Beispiele unter standardisierten Bedingungen getestet und dieses Procedere einige Wochen später mit den gleichen Beispielen wiederholt (Inter- / Intra-Rater Reliabilität).
Ergebnisse: U.a. wurden über 120 existierende Bewertungsmethoden analysiert. In der Praxiserprobung wurden über 200 betriebliche Akteure in 40 Betrieben einbezogen. Zur Prüfung der Inter- / Intra-Rater Reliabilität wurden 85 potenzielle Anwender der Methoden wurden einbezogen und 1.600 Tätigkeitsbewertungen durchgeführt. Für ausgewählte Belastungsarten erfolgten 470 Bewertungen mit Konvergenzmethoden. Für die Querschnittsstudie in Unternehmen (Feldstudie) wurden 190 Arbeitsplätze analysiert und dokumentiert und an diesen rund 800 Beschäftigte interviewt und körperlich untersucht.
Diskussion: Entwicklung und Validierung von Methoden zur Gefährdungsbeurteilung unter Berücksichtigung von wissenschaftlichen Gütekriterien können einen hohen Aufwand darstellen, welcher jedoch aufgrund der Bedeutung der aus dem Ergebnis dann durch den Arbeitgeber abzuleitenden und in der Folge umzusetzenden Maßnahmen gerechtfertigt ist. Die Auswahl von Beurteilungsverfahren sollte sorgfältig erfolgen. Die hier betrachteten Aspekte und Ergebnisse können eine Hilfestellung für diese Auswahl leisten.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.