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Personenbezogene Dienstleistungen in Hotels und Gastronomie: Multitasking bei guter Zusammenarbeit
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Published: | September 6, 2024 |
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Einleitung: Personenbezogene Dienstleistungen, wie Bewirten, Beherbergen, Beraten und Informieren zählen zu den häufigsten Tätigkeiten der Beschäftigten in Hotel- und Gastronomieberufen, wie die Auswertung der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 (BIBB/BAuA-ETB) bestätigt. Während der SARS-Cov-2 Pandemie war in diesen Berufen ein starker Personalrückgang zu verzeichnen. Im Jahr 2022 stieg die Zahl der Beschäftigten wieder. Im Vergleich zu 2019 waren es allerdings noch gut ein Zehntel weniger Beschäftigte als vor der Pandemie. Ein Grund für die Entscheidung für oder gegen die Rückkehr in die Branche mögen die arbeitsbedingten Anforderungen sein, die im Fokus einer Sonderauswertung der BIBB/BAuA – ETB) stehen.
Methoden: Die Sonderauswertung der BIBB/BAuA-ETB untersucht die arbeitsbedingten Anforderungen und Ressourcen in einer Stichprobe von 291 Erwerbstätigen aus dem Hotelwesen und der Gastronomie. Gut die Hälfte dieser Erwerbstätigen war zum Befragungszeitraum zwischen 15 und 35 Jahre alt. Der Großteil der Untersuchungsgruppe waren Frauen. Es wurden Häufigkeitsanalysen sowie Gruppenvergleiche berechnet. Die Vergleichsgruppe besteht aus 8.512 Erwerbstätigen in allen anderen Dienstleistungsberufen (alle aDL).
Ergebnisse: Zu den häufigsten genannten psychischen Anforderungen der Untersuchungsgruppe zählen das gleichzeitige Betreuen von verschiedenen Arbeiten (Multitasking), die Erledigung ständig wiederkehrender Arbeitsvorgänge und das sehr schnelle Arbeiten. Die Anteile Erwerbstätiger, die häufig unter diesen Anforderungen arbeiten sind in der Untersuchungsgruppe höher als in der Vergleichsgruppe. In beiden Gruppen fühlen sich die Erwerbstätigen von diesen Anforderungen belastet, insbesondere durch sehr schnelles Arbeiten.
Bei den physischen Anforderungen wird das Arbeiten im Stehen von fast 90 Prozent der Erwerbstätigen am häufigsten genannt, wovon sich ein Drittel belastet fühlt. In der Vergleichsgruppe tritt diese Anforderung bei 30 Prozent auf, wovon ebenfalls ein Drittel belastet ist. Durch das Arbeiten unter Lärm und das Heben und Tragen fühlen sich mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen aus Hotel und Gastronomie belastet, wenn sie diese Anforderungen häufig erleben. In der Vergleichsgruppe sind die Angaben für diese Anforderungen deutlich geringer. Als häufigste Ressource wird in der Untersuchungs- und Vergleichsgruppe die gute Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen genannt.
Lob und Anerkennung durch Vorgesetzte ist ebenfalls eine wichtige Ressource, wovon knapp 40 % der Erwerbstätigen aus den Bereichen Hotel und Gastronomie berichten, dass dies in ihrer Arbeit häufig vorkommt.
Schlussfolgerungen: Durch die teils hohen psychischen und physischen Anforderungen in Hotels und im Gastronomiewesen ist ein signifikanter Teil der Erwerbstätigen beeinträchtigt. Besonders deutlich wird dies bei den Anforderungen Arbeiten im Stehen, Arbeiten unter Lärm, Heben und Tragen sowie bei der Anforderung sehr schnell arbeiten zu müssen. Hinsichtlich der Ressourcen sind Potenziale bei der Anerkennung und Wertschätzung durch Vorgesetzte zu verzeichnen.
Es ist anzunehmen, dass die beschriebenen Anforderungen ihren Teil dazu beitragen, dass die Rückkehr nach der SARS-Cov-2 Pandemie in den ursprünglichen Beruf bei vielen ausgeblieben ist. Die Erwerbstätigen in Hotels und der Gastronomie wünschen häufiger als in der Vergleichsgruppe den Wechsel in einen anderen Beruf (51 vs. 27 %). Gastronomiebetriebe und Hotels können mit Hilfe der Gefährdungsbeurteilung gute Arbeitsbedingungen gestalten, um vorhandenes Personal zu binden und neue Fachkräfte zu finden.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.