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Teilnahmebereitschaft an einer Intervention zur Verbesserung der Schlafqualität in der erwerbstätigen Bevölkerung einer ländlich-städtischen Gemeinde
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Published: | September 6, 2024 |
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Einleitung: Subjektive Schlafbeschwerden treten relativ häufig auf. 25% der Bevölkerung klagen über Schlafstörungen und 11% nehmen ihren Schlaf häufig als nicht erholsam wahr [1]. Laut einer Befragung in Deutschland leiden 10% der Erwerbstätigen an einer Insomnie, einer Schlafstörung, die mit Ein- und/oder Durchschlafstörungen einhergeht, welche sich negativ auf die Tagesbefindlichkeit oder die Leistungsfähigkeit auswirken [2]. Neben Folgen für die körperliche und psychische Gesundheit, entstehen durch Schlafstörungen auch direkte und indirekte volkswirtschaftliche Kosten [3]. Darüber hinaus sind Schlafprobleme ein Risikofaktor für Arbeitsunfähigkeit und Unfälle am Arbeitsplatz [4]. Unser Ziel war es daher, den Interventionsbedarf bei erwerbstätigen Personen mit Schlafproblemen in einer Bevölkerungsstichprobe im ländlich-städtischen Raum zu untersuchen.
Methoden: In der „Bad Kissinger Schlafstudie“, welche Schlafqualität im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung unter Leitung des Instituts für Klinische Epidemiologie und Biometrie (IKE-B) der Universität Würzburg untersucht und vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention gefördert wird, wurde eine Zufallsstichprobe (2.000 18-66-Jährige) über das Einwohnermeldeamt Bad Kissingen gezogen. Die Stichprobe wurden einmalig per Post kontaktiert und um Beantwortung eines Fragebogens (Papier oder online) gebeten. Die Schlafqualität wurde mit dem Pittsburgh Schlafqualitätsindex (PSQI) erfasst sowie Fragen zur Teilnahmebereitschaft an Schlafseminaren für Berufstätige, Nutzenerwartung, subjektiven Gesundheit und Arbeitsfähigkeit gestellt.
Ergebnisse: Von 1.935 zugestellten Einladungen füllten 290 Personen den Fragebogen aus (Rücklaufquote 15%). Von diesen waren 202 (69,6%) erwerbstätig und füllten Fragen zur Teilnahmebereitschaft an Schlafseminaren aus. Diese waren im Mittel 45 (SD±12,0) Jahre alt und 55% Frauen. 90 (44,6%) Befragte konnten sich eine Teilnahme an einem Schlaf-Training vorstellen. Soziodemografisch unterschied sich die Gruppe mit Interesse an einer Teilnahme nicht von der Gruppe ohne Interesse. Zudem schätzten beide Gruppen ihren Gesundheitszustand gleich gut ein. Interessierte schätzten ihre derzeitige Arbeitsfähigkeit auf einer Skala von 0 bis 10 im Mittel signifikant geringer ein (Interessierte 6,97 (SD±1,97) vs. Nicht-Interessierte 7,51 (SD±1,72); p=0,037), empfanden ihre Schlafprobleme als psychisch belastender (Interessierte 41,6% vs. Nicht-Interessierte 26,4%; p=0,023). Sie berichteten zu 62,2% (n=51) von einer schlechteren Schlafqualität (PSQI≥6) im Vergleich zu 37,7% (n=40) bei den Nicht-Interessierten (p=0,001). Die Einschätzung des Nutzens einer Teilnahme (Konsequenzerwartung) der Personen mit Teilnahmeinteresse war signifikant höher (p<0,001). Interessierte nannten als Gründe für die Teilnahme an erster Stelle die Nutzung als Weiterbildung gefolgt von Nachdenken über das Thema sowie die positive Erfahrung mit anderen Gesundheitskursen. Nicht-Interessierte gaben als Gründe für die Nicht-Teilnahme am häufigsten die fehlende Notwendigkeit durch das Vorliegen eines guten Schlafs an, gefolgt von zeitlichen Limitationen. Eine Teilnahme konnten sich Befragte, welche sich nicht zur Schulung anmelden würden, vorstellen, wenn mögliche Barrieren abgebaut bzw. Anreize geschaffen würden: Die Verringerung des zeitlichen Aufwandes durch Reduktion auf einen Tag oder Freistellung würde den meisten Zuspruch bringen.
Schlussfolgerung: Die spontane Zusage, an einem Unterstützungsangebot wie etwa dem Angebot im Rahmen der „Bad Kissinger Schlafstudie“ teilzunehmen, lag unabhängig von der Schlafqualität bei 44,6% - was ein generelles Interesse an einem solchen Angebot unterstreicht. Es zeigte sich sowohl ein Bedarf nach als auch Interesse an Unterstützungsangeboten zur Verbesserung der Schlafqualität in der erwerbstätigen Bevölkerung. Um im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung eine hohe Teilnahmequote zu erreichen, sollten mögliche Barrieren einer Teilnahme berücksichtigt werden.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.
Literatur
- 1.
- Schlack R, Hapke U, Maske U, Busch M, Cohrs S. Häufigkeit und Verteilung von Schlafproblemen und Insomnie in der deutschen Erwachsenenbevölkerung: Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 2013;56(5):740–8.
- 2.
- Marschall J, Hildebrandt S, Sydow H, Nolting HD, Burgart E, Woköck T. Gesundheitsreport 2017: Analyse der Arbeitsunfähigkeitsdaten. Update: Schlafstörungen. Heidelberg: medhochzwei Verlag; 2017.
- 3.
- Ozminkowski RJ, Wang S, Walsh JK. The direct and indirect costs of untreated insomnia in adults in the United States. Sleep. 2007;30(3):263–73.
- 4.
- Riemann D, Baum E, Cohrs S, Crönlein T, Hajak G, Hertenstein E, et al. S3-Leitlinie nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen. Somnologie - Schlafforschung und Schlafmedizin. 2017;21(1):2–44.