Article
Wird Endometriose in Regionen mit zertifizierten Endometriosezentren häufiger diagnostiziert?
Search Medline for
Authors
Published: | September 6, 2024 |
---|
Outline
Text
Hintergrund: Endometriose ist eine häufige Erkrankung von Mädchen und Frauen, deren genaue Ursachen und Entstehungsprozesse nicht abschließend geklärt sind (1). Es vergehen mehrere Jahre bis Patientinnen eine gesicherte Diagnose erhalten (2). Die Gründe hierfür sind vielfältig und neben den oft unspezifischen Symptomen, auch auf fehlendes Bewusstsein für die Erkrankung und auf Stigmatisierung zurückzuführen (1, 3). Kleinräumige Daten zur Inzidenz der Endometriose in Deutschland sind bislang nicht verfügbar. Dabei könnten insbesondere kleinräumig aufgeschlüsselte Daten einerseits Hinweise zu geografisch unterschiedlich verteilten Risikofaktoren für die Erkrankung liefern, aber auch unerwünschte Unterschiede in den regionalen Versorgungsstrukturen widerspiegeln.
Ziele: Für das Jahr 2022 werden (a) kreisspezifische Inzidenzwerte diagnostizierter Endometriose-Erkrankungen berechnet und kartografisch dargestellt. Weiterhin werden (b) räumliche Cluster benachbarter Landkreise bzw. kreisfreier Städte mit hoher Inzidenz identifiziert und (c) auf einen Zusammenhang mit den Standorten zertifizierter Endometriosezentren geprüft.
Methoden: Unter Verwendung der bundesweiten krankenkassenübergreifenden vertragsärztlichen Abrechnungsdaten gemäß §295 SGB V wird die kumulative Inzidenz diagnostizierter Endometriose in den 401 Landkreisen und kreisfreien Städten (Gebietsstand zum 31.12.2016) für das Jahr 2022 bestimmt. Die Studienpopulation bilden gesetzlich krankenversicherte Mädchen und Frauen zwischen Menarche und Menopause (10-52 Jahre), die mindestens zwei Jahre vorbeobachtbar waren und in diesem Zeitraum keine Endometriose-Diagnose bekommen haben. Patientinnen mit einer erstmaligen Endometriose-Diagnose werden über den ICD-10-GM-Code N80 und die Zusatzkennzeichnung „gesichert“ identifiziert. Die Diagnosevalidierung erfolgt entweder über eine nochmalige Diagnose in mindestens einem der drei patientinnenindividuellen Folgequartale, sofern die Erstdiagnose von einem bzw. einer Gynäkolog*in dokumentiert, zusätzlich zur Erstdiagnose im gleichen Behandlungsfall eine spezifische vertragsärztliche Leistung zur Diagnostik abgerechnet oder im Diagnosequartal auch ein entsprechender Operationen-Prozeduren-Schlüssel kodiert wurde. Anhand der berechneten Inzidenzwerte wird anschließend mittels Global Moran’s I-Test die Tendenz zur räumlichen Clusterbildung geprüft. Bei negativer bzw. positiver Tendenz werden danach mit dem Local Moran’s I-Test räumliche Clustertypen identifiziert. Die Ergebnisse zur kreisspezifischen Inzidenz sowie der räumlichen Clusteranalyse werden den Standorten der zertifizierten Endometriosezentren grafisch gegenübergestellt. Außerdem wird regressionsanalytisch anhand eines logistischen Mehrebenenmodells untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein eines zertifizierten Zentrums und höheren Inzidenzwerten gibt. Die Adressdaten zertifizierter Endometriosezentren wurden der Webseite der Endometriose-Vereinigung entnommen, wie sie mit Datenstand 28.11.2022 verfügbar waren (4).
Ergebnisse: Momentan erfolgt die Datenauswertung. Die finalen Studienergebnisse werden auf dem Kongress vorgestellt.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse können Aufschluss darüber geben, wo in Deutschland regional gehäuft Patientinnen mit inzidenter Endometriose-Diagnose leben. Insbesondere mögliche epidemiologische und versorgungspraktische Gründe hierfür werden diskutiert. Damit werden Ansatzpunkte für weiterführende Forschungsarbeiten verfügbar gemacht, beispielsweise zu potenziellen umweltbezogenen Risikofaktoren oder aber zu möglichen Versorgungslücken.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.
Literatur
- 1.
- Zondervan KT, Becker CM, Missmer SA. Endometriosis. N Engl J Med. 2020;382(13):1244–56.
- 2.
- Hudelist G, Fritzer N, Thomas A, Niehues C, Oppelt P, Haas D et al. Diagnostic delay for endometriosis in Austria and Germany: causes and possible consequences. Hum Reprod. 2012;27(12):3412–6.
- 3.
- Ballard K, Lowton K, Wright J. What’s the delay? A qualitative study of women’s experiences of reaching a diagnosis of endometriosis. Fertil Steril. 2006;86(5):1296–301.
- 4.
- Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V. [Internet]. Von der Stiftung Endometriose-Forschung ärztlich zertifizierte Endometrioseeinrichtungen. Webarchiv. [Datenstand 28.11.2022, zitiert 30.04.2024]. Verfügbar unter: https://web.archive.org/web/20221128105821/https://endometriose-vereinigung.de/zertifizierte-endometriosezentren.html