Article
Entwicklung einer Handreichung zur nachhaltigen Implementierung eines Prostatakrebs-spezifischen PRO-Fragebogens in der klinischen Praxis: Ergebnisse aus einem Delphi-Konsensusverfahren und Gruppendiskussionen mit Patienten
Search Medline for
Authors
Published: | September 6, 2024 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Vor allem für die onkologische Versorgung können zahlreiche Studien nachweisen, dass die routinemäßigen Erfassung von patientenberichteten Ergebnissen (PRO) von erheblichen Vorteil für Patient*innen und Kliniker*innen ist. Trotz alledem sind PROs noch immer nicht im klinischen Alltag fest verankert und werden nur sehr selten in der Praxis genutzt. Gründe für das Scheitern von Implementierungsvorhaben sind häufig strukturelle oder prozedurale Hindernisse (z. B. die ungelöste Frage der Kostenerstattung, spezifische technische Voraussetzungen), zum Teil mangelndes Wissen der Behandelnden für die Möglichkeiten und Vorteile ihrer Nutzung. Mithilfe des vorgestellten Projektes soll daher für den spezifischen Kontext der Versorgung in zertifizierten Prostatakrebszentren und mit allen an der Prostatakrebsbehandlung Beteiligten eine Handreichung entwickelt werden mit konkreten Anregungen und Anforderungen für die erfolgreiche Nutzung und Implementierung des Prostatakrebs-spezifischen PRO-Fragebogens EPIC-26.
Methoden: Um die Perspektive der Behandelnden zu beleuchten, wurde ein Delphi-Konsensusverfahren mit insgesamt zwei Runden durchgeführt. Zunächst wurden auf Grundlage der von der Studienleitung durchgeführten Literaturrecherche erste mögliche Empfehlungen sowie übergeordnete Themenbereiche zusammengetragen, die den Delphi-Teilnehmenden in einer ersten Brainstorming-Runde vorgestellt wurden zusammen mit der Aufforderung, eigene Vorschläge und Forderungen mit einzubringen. Diese wurden gesammelt und gebündelt in einer zweiten Abstimmungsrunde den Delphi-Teilnehmenden erneut vorgelegt mit den Themenkomplexen technische Voraussetzungen, Akzeptanzstärkung, Einbeziehung in Versorgungsprozesse, Interprofessionalität. In der Abstimmungsrunde wurden zu jeder Empfehlung Relevanz und Zustimmung abgefragt, wodurch sich das finale Set an konsertierten Empfehlungen ergibt, das von der Studienleitung in einer für die Behandelnden nutzbaren Handreichung zusammengetragen wird. Zusätzlich zum Delphi-Konsensusverfahren und zur Einbindung der Patientenperspektive sind zwei Gruppendiskussionen mit Prostatakrebspatienten geplant.
Ergebnisse: Die Brainstorming-Runde fand im März 2023 mit n = 20 von 46 angeschriebenen Expert*innen statt, die Abstimmungsrunde im Oktober/November 2023 mit n = 22 Expert*innen, wobei Vertretende u. a. aus der Urologie, der Strahlentherapie, der Pflege, der Psychoonkologie, Sporttherapie vertreten waren. Von den 80 Aussagen, die basierend auf der Literaturrecherche und der darauf aufbauenden Brainstorming-Runde zur Abstimmung eingegeben wurden, erzielten 66 Aussagen eine Zustimmung bei mehr als 50 % der Expert*innen. Diese werden in der Handreichung für den klinischen Alltag aufbereitet und berücksichtigt. Zum Zeitpunkt der Abstract-Einreichung läuft die Rekrutierung für die Gruppendiskussionen, die für Juni 2024 angesetzt sind, weshalb Ergebnisse erst zum Kongress erwartet werden können.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse des Delphi-Panels werden zum Zeitpunkt der Einreichung in eine Handreichung für Behandelnde der zertifizierten Prostatakrebszentren zusammengetragen. Zum Kongress sollen auch die Erkenntnisse aus den Gruppendiskussionen mit in die entstehende Handreichung einfließen. Dadurch sollen die Ergebnisse aus Behandelnden- sowie aus Patientenperspektive für Kliniker*innen und Entscheidungsträger*innen zugänglich und verwendbar gemacht werden, damit die nachhaltige Implementierung von PROs in der Prostatakrebs-Versorgung gelingen kann. Langfristig ist auch eine intensivere Berücksichtigung von PROs in die bereits bestehenden Zertifizierungsstrukturen möglich, wie von den Delphi-Expert*innen für den EPIC-26 vorgeschlagen.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.