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Evaluation einer Online-Fortbildung zur Stärkung diagnostischer Grundkompetenzen bei der Anwendung des SOPESS als Teil der Schuleingangsuntersuchung: das KOMET-SEU-Projekt
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Published: | September 6, 2024 |
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Hintergrund: Die Durchführung der Schuleingangsuntersuchung (SEU) gehört zu den Schlüsselaufgaben des öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD). Sie leistet individualmedizinisch einen wichtigen Beitrag zur Prävention, indem sie etwaige Unterstützungs- und Förderbedarfe sowie Versorgungslücken identifiziert. Auf bevölkerungsmedizinischer Ebene lassen sich mit den Daten der SEU die Sozial-, Gesundheits- und Bildungsplanung gezielter gestalten.
Im Rahmen der SEU dient das Sozialpädiatrische Entwicklungsscreening SOPESS der Früherkennung von schulrelevanten Entwicklungsproblemen bzw. -risiken [1]. In der Vergangenheit zeigten sich bei Analysen der Daten wiederholt eine hohe methodenbedingte Heterogenität, was den Nutzen der Daten in Frage stellte. Als Gründe wurden Unterschiede in der Testanwendung, -durchführung, -dokumentation oder –interpretation angenommen.
Daraufhin wurde das vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Projekt KOMET-SEU angestoßen. Es zielt darauf ab, den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst (KJGD) in der qualitätsgesicherten Durchführung des SOPESS zu unterstützen und die praxisrelevante Nutzung der erhobenen Daten für die Prävention zu stärken. Dafür sollte ein Fortbildungspaket zum SOPESS entwickelt werden, das die diagnostischen Grundkompetenzen von KJGD-Personal sowie die Qualitätssicherung in der Durchführung der SEU stärken sollte. Auf Basis einer Stakeholder-Befragung wurde eine auf die Bedarfe des KJGD zugeschnittene Online-Fortbildung [2] entwickelt und pilotiert. Ziel der vorliegenden Studie war die Evaluation der Einführung dieser Online-Fortbildung.
Methoden: Im Rahmen einer multizentrischen cluster-randomisierten kontrollierten Studie wurde die Online-Fortbildung in 17 Gesundheitsämtern implementiert (Wartelistenkontrollgruppe: 17 Gesundheitsämter). Im Zuge der Evaluation wird der Effekt der Implementierung auf die Untersucherkompetenz untersucht (primärer Endpunkt). Weitere Outcomes sind das allgemeine sowie das aufgabenspezifische Untersuchungsverhalten. Anhand eines Online-Fragebogens werden die Outcomes vor (t0) und nach (t1) der Implementierung sowie zeitgleich bei der Kontrollgruppe erhoben und verglichen (Effektevaluation). Die Outcomes werden mit insgesamt 94 Items auf einer 4-stufigen Likert-Skala (1-4) erhoben. Im Zuge einer Prozessevaluation werden in Anlehnung an das RE-AIM-Framework [3] Reichweite, Akzeptanz, Nutzung, Zufriedenheit, Praxisrelevanz und Implementierungsqualität mittels Online-Fragebögen und strukturierter Telefoninterviews untersucht. Die Interviews werden transkribiert und mittels zusammenfassender Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet [4].
Erste Ergebnisse: Im September 2023 startete die Implementierung in der Interventionsgruppe. Der Mittelwert (Mw) für das allg. Untersuchungsverhalten betrug in der Interventionsgruppe zum Zeitpunkt t0 3,33 Punkte (SD=0,55). Bis zum Zeitpunkt t1 stieg er um 0,2 Punkte auf Mw=3,44 (SD=0,50) an und zeigte sich somit änderungssensitiv. Der Vergleich mit der Kontrollgruppe steht noch aus.
Insgesamt wurden neun Interviews mit ärztlichen (n=6) und nicht-ärztlichen (n=3) Mitarbeitenden der KJGDs geführt. Die Interviews dauerten im Mittel 22:00 Min (Min 13:38 Min; Max 30:20 Min).
Endgültige Ergebnisse der Effekt- und Prozessevaluation werden bis Juni 2024 erwartet.
Möglicher Impact: Die Ergebnisse und Outputs von KOMET-SEU könnten zu i) einer praxisorientierten Qualitätssicherung in der SOPESS-Durchführung, ii) einer erhöhten Validität der SOPESS-Daten sowie iii) einer verbesserten länderübergreifenden Vergleichbarkeit der SOPESS-Ergebnisse beitragen. Dies könnte die nationale Gesundheitsberichterstattung stärken. Bei positiver Evaluation der Online-Fortbildung kann diese durch die Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen breit angeboten werden.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.
Literatur
- 1.
- Daseking M, Petermann F, Röske D, Trost-Brinkhues G, Simon K, Oldenhage M. Entwicklung und Normierung des Einschulungsscreenings SOPESS [Development and standardisation of the social-pediatric screening SOPESS]. Gesundheitswesen. 2009;71(10):648-55. DOI: 10.1055/s-0029-1239511
- 2.
- Jašcenoka J, Maurer J, Simon K, Daseking M. Stärkung diagnostischer Grundkompetenzen in der Schuleingangsuntersuchung: Entwicklung einer Online-Fortbildung zum Sozialpädiatrischen Entwicklungsscreening für Schuleingangsuntersuchungen (SOPESS). In: 73. Wissenschaftlicher Kongress des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes e.V. (BVÖGD); 24.-27. April 2024; Hamburg, Deutschland.
- 3.
- Glasgow RE, Harden SM, Gaglio B, Rabin B, Smith ML, Porter GC, Ory MG, Estabrooks PA. RE-AIM Planning and Evaluation Framework: Adapting to New Science and Practice With a 20-Year Review. Front Public Health. 2019;7:64. DOI: 10.3389/fpubh.2019.00064
- 4.
- Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken. Weinheim: Beltz Pädagogik; 2015.