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Realexperiment Klimakiosk: Ein quartiersbezogenes Beteiligungsformat zum Thema „Gesundes Leben trotz Klimawandel!?“
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Published: | September 6, 2024 |
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Einleitung: Die Effekte des Klimawandels werden vor allem über die Auswirkungen zunehmender Extremwetterereignisse auf die individuelle Gesundheit spürbar. Ebenfalls wird damit einhergehend die Interaktion zwischen Klimaveränderungen und Bevölkerungsgesundheit immer bedeutender [1], [2]. Gleichzeitig schwindet die Zeit für langfristig geplante Aushandlungs- und Beteiligungsprozesse mit und für die Zivilbevölkerung. Bereits beschlossene Klimaanpassungsstrategien, die auf eine Minderung der Effekte des Klimawandels auf die individuelle und öffentliche Gesundheit zielen, beziehen sich oft auf einen allgemeinen Rahmen, etwa eine ganze Stadt, eine Region oder gar ein Bundesland. Solche Maßnahmen konkret auf die Bedarfe und Bedürfnisse sowie die praktischen Herausforderungen bestimmter Stadtquartiere im Besonderen herunterzubrechen und umzusetzen, stellt eine große Herausforderung für Kommunen dar [3], [4]. Um das hierfür nötige Handlungswissen transdisziplinär, in enger Zusammenarbeit aus Wissenschaft, Praxisakteuren und Zivilgesellschaft, für eine lebensweltorientierte Prävention und gesellschaftliche Transformation zu erzeugen und praktisch umzusetzen, gilt es daher, entsprechende Forschungs- und Kooperationsformate aufzugreifen, für das Thema Klimawandel und Gesundheit anzupassen und gezielt in entsprechenden Quartierskontexten anzuwenden [5].
Methode:In Anlehnung an das transdisziplinäre und transformative Forschungsformat des Reallabors wird vor diesem Hintergrund ein sogenanntes „Klimakiosk“ im Bielefelder Quartier Schildesche durchgeführt. Beim „Klimakiosk“ handelt es sich um ein innovatives Konzept, das als Realexperiment im Sinne einer Intervention darauf abzielt, die Quartiersbewohner:innen über die Zusammenhänge von Klimawandel und Gesundheit in ihrem Quartier aufzuklären und dort praktikable Handlungsoptionen anzubieten. Der Klimakiosk dient somit als Schnittstelle zwischen kommunalen Klimaschutzmaßnahmen und individuellem Gesundheitsschutz. Gemeinsam mit einem Praxispartner aus der Sozialen Arbeit und einem lokalen Wohnungsanbieter werden weitere Partnerschaften mit lokalen Institutionen etabliert, um die Klimaschutzpläne der Kommune mit den Bedürfnissen und Möglichkeiten der Bürger:innen zu synchronisieren. Außerdem zielt das Realexperiment darauf ab, durch verschiedene Aktivitäten ein tieferes Verständnis dafür zu entwickeln, wie die Bevölkerung auf kommunaler Ebene mit den gesundheitlichen Herausforderungen des Klimawandels umgeht, welche Präventionsstrategien sie entwickelt und wie diese in nachhaltige Handlungsmuster übergehen können. Durch Workshops und Befragungen werden die Quartiersbewohner:innen und entsprechende Akteure dazu angeregt, sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf ihre direkte Lebensumwelt auseinanderzusetzen und partizipativ Angebote für den Klimakiosk zu entwickeln.
Ergebnisse: Die bisherigen Ergebnisse des Projekts zeigen, dass durch die Verknüpfung von Umwelt- und Gesundheitsthemen nicht nur das Bewusstsein für klimarelevante Gesundheitsrisiken gesteigert, sondern auch konkrete und anpassbare Maßnahmen zur Verbesserung der Resilienz gegenüber Klimaeinflüssen im Quartier identifiziert werden können. Außerdem steigert die an das Format des Reallabors angelehnte Art der Beteiligung die Selbstwirksamkeit der Bewohner:innen.
Schlussfolgerungen: Die bisherigen Ergebnisse des Projekts unterstreichen die positiven Effekte von Gemeinschaftsdialog und -engagement auf die Wahrnehmung und Umsetzung eines gesunden Lebens trotz Klimawandel. Es wird deutlich, dass solche Interventionen wesentlich dazu beitragen können, das Bewusstsein für klimarelevante Gesundheitsrisiken zu steigern und resilienzfördernde Maßnahmen in lokalen Gemeinschaften zu identifizieren und umzusetzen. Durch den Austausch und die aktive Teilnahme der Bewohner:innen entstehen positive Veränderungen, die, mit der entsprechend notwendigen Anpassung, die Grundlage für ähnliche zukünftige Projekte bilden könnten.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.
Literatur
- 1.
- Bühn S, Voss M. Klimawandel und Gesundheit. DGUV forum. 2023;1–2:13–7.
- 2.
- Haines A, Kovats RS, Campbell-Lendrum D, Corvalan C. Climate change and human health: Impacts, vulnerability and public health. Public Health. 2006 Jul 1;120(7):585–96.
- 3.
- Schüle R, Fekkak M, Lucas R, von Winterfeld U, Fischer J, Roelfes M, et al. Kommunen befähigen, die Herausforderungen der Anpassung an den Klimawandel systematisch anzugehen (KoBe). Umweltbundesamt; 2016.
- 4.
- Wabnitz K, Voss M. Die Klima- und andere Public HealthKrisen – Überlegungen zu Umgang und Bewältigung. Impulse für Gesundheitsförderung. 2023;2:3–4.
- 5.
- Welling AC, Roth A, Linnartz C, Bauer C, Bund S, Hölsgens R. Reallabore für eine klimaresiliente Quartiersentwicklung ein Drehbuch. Erfahrungen aus dem Forschungsprojekt iResilience. 2022.