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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Inanspruchnahme telemedizinischer Beratungsmöglichkeiten bei Personen mit und ohne Diabetes während der COVID-19-Pandemie

Meeting Abstract

  • Laura Krause - Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin, Germany
  • Christin Heidemann - Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin, Germany
  • Franziska Prütz - Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin, Germany
  • Lukas Reitzle - Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 530

doi: 10.3205/24gmds800, urn:nbn:de:0183-24gmds8005

Published: September 6, 2024

© 2024 Krause et al.
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Text

Einleitung: Die COVID-19-Pandemie begann in Deutschland am 27.01.2020 mit dem ersten bestätigten Fall in Bayern. In den folgenden drei Jahren gab es mehrere Infektionswellen mit verschiedenen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus SARS-CoV-2. Dies hatte auch Auswirkungen auf die gesundheitliche Versorgungssituation der Bevölkerung. So ging die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen zurück, während telemedizinische Beratung häufiger genutzt wurde. Im Folgenden wird untersucht, ob sich Personen mit und ohne Diabetes in der Inanspruchnahme telefonischer und telemedizinischer Beratung während der Pandemie unterschieden haben.

Methoden: Datenbasis sind die bundesweiten Befragungen Gesundheit in Deutschland aktuell 2022 (GEDA 2022, 02/2022-05/2022) und GEDA 2021/2022-Diabetes (12/2021-04/2022), die für die Analysen gepoolt wurden (N = 3.995 ab 18 Jahre). Gefragt wurde: „Haben Sie seit Beginn der Corona-Pandemie, also seit März 2020, anstelle des Besuchs einer ärztlichen oder psychotherapeutischen Praxis telefonische oder telemedizinische Beratungsmöglichkeiten genutzt?“ (Antwortoptionen: „Nein, kein Bedarf an Untersuchung, Behandlung oder Beratung“, „Ja, telefonische Beratung“, „Ja, Beratung per Videokonferenz“‚ „Ja, Beratung per E-Mail-Kontakt“, „Nein, keine Beratung per Telefon, Video oder E-Mail“; Mehrfachnennungen möglich). Wurde diese Frage verneint, wurde gefragt: „Was sind die wesentlichen Gründe, warum Sie keine telemedizinische Beratungsmöglichkeiten genutzt haben?“ (Antwortoptionen: „Meine Ärztin oder mein Arzt bieten keine telemedizinische Beratung an“, „Ich habe eine Untersuchung benötigt“, „Ich fühle mich unwohl gesundheitliche Themen am Telefon oder Video zu besprechen“, „Ich finde es schwierig per Video oder Telefon zu kommunizieren“, „Ich habe Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes“, „Ich besitze nicht die technische Ausrüstung“, „Ich habe keinen Zugang zu schnellem Internet“, „Anderer Grund“; Mehrfachnennungen möglich).

Ergebnisse: Die Analysen basieren auf Angaben von 1.760 Personen mit und 2.235 Personen ohne selbstberichtete ärztliche Diabetesdiagnose. Jeweils rund 60% der Personen mit und ohne Diabetes gab an, keinen Bedarf an Untersuchung, Behandlung oder Beratung gehabt zu haben. Mit jeweils knapp über 10% nutzte ein nur geringer Anteil der Personen mit und ohne Diabetes telefonische oder telemedizinische Beratung anstelle eines Praxisbesuchs. Jeweils knapp 30% der Personen mit und ohne Diabetes gab an, keine telefonische oder telemedizinische Beratung anstelle eines Praxisbesuchs wahrgenommen zu haben. Als Gründe für die Nichtinanspruchnahme gaben Personen mit im Vergleich zu Personen ohne Diabetes häufiger an, dass ihr Arzt keine telemedizinische Beratung anbietet (32,2% bzw. 25,5%), dass sie sich unwohl fühlen gesundheitliche Themen am Telefon oder Video zu besprechen (25,5% bzw. 14,6%), dass sie nicht die technische Ausrüstung besitzen (32,3% bzw. 13,9%) und dass sie keinen Zugang zu schnellem Internet haben (25,5% bzw. 10,3%). Diese Unterschiede zeigten sich auch nach Adjustierung für Geschlecht, Alter, Bildung und Region.

Schlussfolgerung: Rund jede zehnte Person mit sowie ohne Diabetes nahm während der Pandemie anstelle eines Praxisbesuchs telefonische oder telemedizinische Beratung in Anspruch. Etwa jede dritte Person mit sowie ohne Diabetes nutzte keine telefonische oder telemedizinische Beratung alternativ zum Praxisbesuch. Ein wichtiger Grund dafür war, dass die Ärztin oder der Arzt keine telemedizinische Beratung anbietet. Bei Personen mit Diabetes war ein weiterer häufiger Grund die fehlenden technischen Möglichkeiten für eine telemedizinische Beratung. Dies unterstreicht die Bedeutung, Ärztinnen und Ärzte hinsichtlich telemedizinischer Beratungsmöglichkeiten zu sensibilisieren sowie die Verfügbarkeit telemedizinischer Versorgungstechnologien für Personen mit Diabetes zu verbessern.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.