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Geringerer Kontrollgrad der behandelten Hypertonie bei älteren Frauen als bei älteren Männern: Ergebnisse der bundesweiten Studie Gesundheit 65+
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Published: | September 6, 2024 |
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Einleitung: Bisherige Studien haben gezeigt, dass Bluthochdruck bei Frauen– insbesondere bei jüngeren Frauen – mit einer höheren Wahrscheinlichkeit als bei Männern erkannt, behandelt und kontrolliert wird. Mit aktuellen Daten zur älteren Bevölkerung in Deutschland konnten wir untersuchen, wie sich Bekanntheit, Behandlung und Kontrolle des Bluthochdrucks zwischen älteren Frauen und Männern unterscheidet.
Methoden: Im Rahmen der Studie Gesundheit 65+ wurde eine bundesweit repräsentative Stichprobe der in Deutschland lebenden Bevölkerung im Zeitraum von 2022 bis 2023 befragt und untersucht. Bei 743 Männern und 686 Frauen im Alter von 65 bis 100 Jahren wurden Hypertonie-Diagnosen erfragt, der Ruheblutdruck dreimal standardisiert oszillometrisch mit einer von fünf Manschetten gemäß des Oberarmumfangs gemessen (Mobil-O-Graph) sowie die nach Anatomisch-Therapeutisch-Chemischem Klassifikationssystem (ATC) kodierte Medikation in den letzten 7 Tagen erhoben. Zur Analyse wird der Mittelwert der zweiten und dritten Messung verwendet. Bluthochdruck wurde definiert als (1) mittlerer systolischer Blutdruck (SBP) ≥ 140mmHg oder mittlerer diastolischer Blutdruck (DBP) ≥ 90mmHg oder (2) Verwendung von Antihypertensiva (ATC-Codes: C02 Antihypertensiva, C03 Diuretika, C07 β-Blocker, C08 Kalziumkanalblocker oder C09 ACE-Hemmer und Angiotensin-II-Rezeptorblocker) bei Teilnehmenden mit selbst berichteter Bluthochdruckdiagnose. Bekanntheit wurde definiert als selbst angegebene Bluthochdruckdiagnose bei Teilnehmenden mit Hypertonie gemäß der Studiendefinition. Wurde bei Teilnehmenden mit bekannter Hypertonie, welche Antihypertensiva einnehmen, Blutdruckwerte unter 140mmHg/ 90mmHg gemessen, galt ihr Bluthochdruck als kontrolliert. Für alle Analysen wurden vorläufige Bevölkerungsgewichte verwendet.
Ergebnisse: Die Prävalenz des Bluthochdrucks nach unserer Studiendefinition betrug 58,3% [95% Konfidenzintervall (KI) 53,2%- 63,3%] bei Männern und 59,5% [53,8%- 64,9%] bei Frauen. Es gab keine geschlechtsspezifischen Unterschiede beim Bekanntheitsgrad (81,7% der Männer mit Hypertonie berichteten auch eine Hypertonie-Diagnose; Frauen 81,2 %) oder dem Anteil derjenigen in Behandlung (97,5% der Männer und Frauen mit einer selbstberichteten Hypertonie-Diagnose wurden mit Antihypertensiva behandelt). Bei den Ergebnissen der Blutdruckmessung derjenigen mit behandelter Hypertonie gab es jedoch erhebliche Unterschiede: Während 75,7% [69,2% -81,2%] der Männer mit behandelter Hypertonie einen Blutdruck von bis zu 140/90mmHg hatten, lag die Kontrolle bei den behandelten Frauen bei nur 61,4% [54,2%- 68,1%].
Schlussfolgerung: In Deutschland sind ca. 60% aller älteren und hochaltrigen Menschen von Bluthochdruck betroffen. Jedem und jeder fünften ist diese Diagnose jedoch nicht selbst bekannt. Darüber hinaus zeigt unsere bundesweite Studie, dass bei älteren Frauen mit einer behandelten Hypertonie die Blutdrucksenkung unter die Grenze von 140/90mmHg seltener als bei Männern gelingt. Ein Erklärungsansatz ist, dass Bluthochdruck als eine größere Gesundheitsgefahr bei Männern wahrgenommen wird, da bekannt ist, dass Männer früher als Frauen eine Hypertonie und auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickeln. Dies könnte Behandlungsbereitschaft und Behandlungsintensität beeinflussen. Weitere Analysen der antihypertensiven Medikation werden zeigen, ob geschlechtsspezifische Unterschiede beim Einsatz antihypertensiver Wirkstoffklassen bestehen.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.
Der Beitrag wurde bereits publiziert: Jahrestagung der European Society of Hypertension, 31.5-3.6.2024 in Berlin [1].
Literatur
- 1.
- Büschges J, Sarganas G, Gaertner B, Perlitz H, Fuchs J, Neuhauser H. Sex differences in hypertension prevalence, treatment and control in older people in Germany: Results of the national examination survey Gesundheit 65+ [Abstract]. Journal of Hypertension. 2024;42(Suppl 1):p e169. DOI: 10.1097/01.hjh.0001021084.12434.77