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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Sozioökonomische Deprivation und Tuberkulose in Deutschland: Eine räumliche Längsschnittanalyse (2001–2022)

Meeting Abstract

  • Jan Oppenberg - Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 2 Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung, Universität Bielefeld, Bielefeld, Germany
  • Sven Rohleder - Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 2 Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung, Universität Bielefeld, Bielefeld, Germany
  • Odile Sauzet - Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 3 Epidemiologie & International Public Health, Universität Bielefeld, Bielefeld, Germany
  • Kayvan Bozorgmehr - Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 2 Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung, Universität Bielefeld, Bielefeld, Germany; Sektion Health Equity Studies & Migration, Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 747

doi: 10.3205/24gmds756, urn:nbn:de:0183-24gmds7561

Published: September 6, 2024

© 2024 Oppenberg et al.
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Hintergrund: Die sozioökonomischen Lebensbedingungen können einen Einfluss auf die Dynamik von Tuberkulose (TB) haben. Dieser ist für den deutschen Kontext bisher unzureichend untersucht. In diesem Beitrag wird der Zusammenhang zwischen sozioökonomischer Deprivation und Tuberkuloseinzidenz auf Kreisebene in Deutschland von 2001 bis 2022 analysiert.

Methoden: Unter Verwendung von repräsentativen Daten auf der Ebene von 400 deutschen Stadt- und Landkreisen wurde der Einfluss von regionaler sozioökonomischer Deprivation auf die Tuberkuloseinzidenz mithilfe eines generalisierten linearen gemischten Modells untersucht. Das Modell wurde nach Alter, Geschlecht, Einwoheneranteil ausländischer Staatsangehörigkeit, Einwoheneranteil Schutzsuchender sowie für geografische und zeitliche Effekte adjustiert. Die Kreise wurden nach Deprivations-Quintilen, von geringster (Q1) bis höchster regionaler Deprivation (Q5), eingeteilt. Für die Deprivations-Quintile (Q1–Q4) wurden unadjustierte und adjustierte relative Risiken (RR) sowie zugehörige 95%-Konfindenzintervalle (95%-CI) berechnet. Q5 wurde als Referenzkategorie festgelegt.

Ergebnisse: Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass das unadjustierte Risko für Tuberkulose in den am wenigsten (Q1) deprivierten Kreisen im Vergleich zu höchst deprivierten Kreisen (Q5) um 7% höher lag (RR=1,07; 95%-CI=1,04–1,09). Kreise mit niedriger (Q2), mittlerer (Q3) und mittel-hoher (Q4) sozioökonomischer Deprivation wiesen im Vergleich zu den am höchst deprivierten Kreisen (Q5) ein 1% höheres (RR=1,01; 95%-CI=0,98–1,03), 4% niedrigeres (RR=0,96; 95%-CI=0,94–0,99) bzw. 3% niedrigeres (RR=0,97; 95%-CI=0,94–1,00) Risiko auf. Die adjustierten Inzidenzrisiken lagen für Q1 im Vergleich zu Q5 um 6% niedriger (RR=0,94; 95%-CI=0,86–1,02), während Kreise der Quintile Q2–Q4 im Vergleich zu Q5 ein 8% (RR=0,92; 95%-CI=0,86–0,99), 6% (RR=0,94; 95%-CI=0,88–1,01) bzw. 3% (RR=0,97; 95%-CI=0,92–1,02) niedrigeres Risiko aufwiesen.

Diskussion: Der Einfluss sozioökonomischer Deprivation auf das Tuberkulose-Inzidenzrisiko stellte sich als verhältnismäßig gering für Deutschland heraus. Die Außerachtlassung der angenommenen Einflussfaktoren führt zu einer Überschätzung des Zusammenhangs zwischen dem sozioökonomischen Status auf Kreisebene und Tuberkulose. Zukünftige Studien sollten weitere gebietsspezifische oder individuelle Faktoren untersuchen, um die räumliche Variation der Tuberkulose-Inzidenz in Deutschland besser zu verstehen.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.