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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Umstrukturierung der Früherkennungsprogramme zur Steigerung der Prävention von Darmkrebs und Zervixkarzinom – Ziele, Herausforderungen und erste Evaluation

Meeting Abstract

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  • Juliane Hellfritsch - Gesundheitsforen Leipzig GmbH, Leipzig, Germany
  • Marieluise Panzer - Gesundheitsforen Leipzig GmbH, Leipzig, Germany
  • Martin Grohmann - Gesundheitsforen Leipzig GmbH, Leipzig, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 720

doi: 10.3205/24gmds741, urn:nbn:de:0183-24gmds7418

Published: September 6, 2024

© 2024 Hellfritsch et al.
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Als eine der Hauptursachen für vorzeitigen Tod stellt Krebs eine Herausforderung und Belastung für Betroffene, Angehörige und das Gesundheitswesen dar. Einen erheblichen Beitrag zur Senkung von Inzidenzen und Mortalitäten leisten Prävention und Früherkennungs-Programme. In Deutschland gibt es Früherkennungsuntersuchungen seit 1971 für Zervixkarzinom und seit 1976 für Darmkrebs. Seit der Einführung dieser Früherkennungsuntersuchungen und später ergänzender Untersuchungen zur Prävention konnte ein Rückgang der Neuerkrankungsrate und der Sterblichkeit beobachtet werden [1].

Mit dem Nationalen Krebsplan wurde 2008 beschlossen die Maßnahmen zur Früherkennung und damit Bekämpfung von Krebserkrankungen deutlich zu erweitern und zu optimieren. Eine entsprechende gesetzliche Verankerung erfolgte 2018 in der Richtlinie für organisierte Krebsfrüherkennungsprogramme (oKFE-RL). Die Umsetzung der Umstrukturierung des Screenings für Darmkrebs und Zervixkarzinom wurde in den Jahren 2019-2020 realisiert.

Einen zentralen Aspekt der organisierten Programme zur Früherkennung stellen die Untersuchungsmethoden dar. Bei der Darmkrebsfrüherkennung sind das der immunologische Test auf okkultes Blut im Stuhl (iFOBT = immunological Faecal Occult Blood Test) und die Darmspiegelung (Koloskopie). Im Falle der Zervixkarzinomfrüherkennung umfassen die Untersuchungen den Test auf Humane Papillomviren (HPV-Test), die zytologische Untersuchung und die Kolposkopie (Gebärmutterhalsspiegelung). Weitere Aspekte der Programme, wie Anspruchsberechtigung, Einladungswesen und Abklärungsalgorithmus werden konkret in der oKFE-RL definiert. Im Vordergrund stehende Ziele der oKFE-RL sind die Überwachung der Wirksamkeit, Qualität und Sicherheit der Früherkennungs-Programme sowie die Identifikation von Optimierungsaspekten. Langfristige Ziele sind die Steigerung der Inanspruchnahme der Angebote, Senkung der Neuerkrankungen und Verbesserung der Heilungschancen.

Zur Programmevaluation werden Daten aus verschiedenen Datenquellen erfasst, pseudonymisiert und an die unabhängige oKFE-Auswertungsstelle übermittelt. Das Datenlinkage verknüpft die Daten der Krankenkassen, der Leistungserbringer (Ärzte, Labore) und der klinischen Krebsregister. Letztendlich kann somit die gesamte Patient Journey abgebildet werden. Die zusammengeführten Daten werden auf Plausibilität geprüft und anschließend mittels verschiedener Fragestellungen evaluiert. Der erste Evaluationsbericht für die Jahre 2021/22 wurde 2023 erstellt und an den beauftragenden Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) übermittelt.

Mit dem ersten Evaluationsbericht kann gezeigt werden, dass die Zusammenführung der Daten erfolgreich umgesetzt werden kann und eine valide Datenbasis geschaffen wird. Die Kombination aus verschiedenen Untersuchungsmethoden (Koloskopie nach positivem iFOBT oder Prüfung des HPV-Status bei bestimmten zytologischen Befunden) sind dabei geeignete Methoden, Vorstufen des Zervixkarzinoms und des Darmkrebses sowie Karzinome selbst zu detektieren. Weitere Erkenntnisse betreffen Aussagen zur Akzeptanz und Inanspruchnahme der angebotenen Früherkennungsuntersuchungen sowie Umsetzung der empfohlenen Abklärungsalgorithmen im Rahmen von oKFE.

Die im Rahmen der ersten Evaluation betrachtete Datenbasis unterliegt derzeit noch einzelnen Limitationen, wobei die Bedeutendste die Betrachtung von lediglich zwei Erfassungsjahren darstellt. Mit diesem Beobachtungszeitraum können derzeit noch keine vollständigen Screening-Zyklen sowie Langzeiteffekte des Screenings abgebildet werden. Diese Limitationen werden jedoch im Zuge der zukünftigen Evaluationen mit wachsender Datenbasis teilweise hinfällig bzw. wird ihnen durch Optimierungsprozesse entgegengewirkt.

Schlussfolgernd wurde zum heutigen Zeitpunkt eine systematische Dokumentation der durchgeführten Früherkennungsuntersuchungen mit Generierung einer validen Datenbasis ermöglicht. An Hand dieser Datenbasis kann eine Evaluation von präventiven Maßnahmen der Gesundheitsversorgung vorgenommen werden. Mit Fortschreiten der Zeit und damit kontinuierlich wachsender Datenbasis, können Aussagen zu langfristigen Effekten getroffen werden, woraus sich wiederum Maßnahmen zur Optimierung der Versorgung ableiten lassen und relevante Fragestellungen der Forschung betrachtet werden können.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Robert Koch-Institut; Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V., Hrsg. Krebs in Deutschland für 2019/2020. 14. Ausgabe. Berlin; 2023.