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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Aktueller Gesundheitszustand von Langzeitüberlebenden nach einer Krebserkrankung im Kindes-, Jugend- oder jungen Erwachsenen-Alter in Schleswig-Holstein – Ergebnisse der LaNCa-Studie

Meeting Abstract

  • Maike Schnoor - Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Universität zu Lübeck, Lübeck, Germany
  • Anne Ritz - Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikium Schleswig Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Germany
  • Franziska Richter - Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikium Schleswig Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Germany
  • Annecke Röttger - Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikium Schleswig Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Germany
  • Hera Becker - Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikium Schleswig Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Germany
  • Judith Gebauer - Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Germany
  • Susanne Elsner - Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Universität zu Lübeck, Lübeck, Germany
  • Ingo Menrath - Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikium Schleswig Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Germany
  • Alexander Katalinic - Universität Lübeck, Lübeck, Germany
  • Thorsten Langer - Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikium Schleswig Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 264

doi: 10.3205/24gmds738, urn:nbn:de:0183-24gmds7382

Published: September 6, 2024

© 2024 Schnoor et al.
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Text

Hintergrund: Die Überlebenschancen krebskranker Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener (AYAs) haben sich deutlich verbessert. Aufgrund der Erkrankung und/oder der Therapie besteht jedoch ein erhöhtes Risiko für Langzeit- oder Spätfolgen. Im Rahmen der LaNCa-Studie (Langzeitnachsorge nach einer Krebserkrankung im Kindes-, Jugend- und jungen Erwachsenenalter in Schleswig-Holstein - Neue Versorgungsangebote zum Thema „Cancer Survivorship) wurde der aktuelle Gesundheitszustand von Langezeitüberlebenden erhoben, um zielgerichtet die Versorgungsstrukturen zu verbessern.

Methoden: Langzeitüberlebende in einem Alter bis 39 Jahre, deren Krebsdiagnose mindestens 6 Jahre zurückliegt, wurden zum einen über die Langzeitnachsorgesprechstunde des UKSH, Campus Lübeck (LZN), zum anderen über das Landeskrebsregister Schleswig-Holstein (LKR) rekrutiert und gebeten, einen Online-Fragebogen auszufüllen, der Fragen u.a. zum allgemeinen Gesundheitsstatus, zur physischen und psychischen Gesundheit und zur Lebensqualität (EQ5D-5L) enthielt. Die Datenanalyse erfolgte deskriptiv. Für den EQ5D-5L wurden die Häufigkeiten der Gesundheitszustände in den fünf Dimensionen berechnet.

Ergebnisse: Zwischen November 2022 und März 2024 wurden 103 Langzeitüberlebende in die Studie eingeschlossen (LZN N=63, LKR N=40). 61,1% (N=63) der Teilnehmenden (TN) sind weiblich, das mittlere Alter betrug 31,1 (±6,0) Jahre. Die TN aus der LZN sind signifikant jünger als TN aus dem LKR (28,9 (±6,0) Jahre vs. 34,6 (±4,0) Jahre, p<0,001). 99% haben die deutsche Staatsangehörigkeit und über 60% einen hohen sozioökonomischen Status. Häufigste Diagnose bei den Teilnehmenden aus der LZN sind Lymphome und Leukämien (49,2%) gefolgt von Hirntumoren (17,5%). Bei den Teilnehmenden des LKR sind die häufigsten Diagnosen ebenfalls Lymphome und Leukämien (25,0%) gefolgt von Brustkrebs (20,0%). Das Diagnosealter ist signifikant niedriger (11,0 (±6,8) vs. 24,9 (±4,6), p<0,001) bei den TN der LZN.

Insgesamt beurteilten 9,7% ihren aktuellen Gesundheitszustand in den letzten 3 Monaten als „weniger gut“, 36,9% haben eine amtlich anerkannte Behinderung (davon 71,1% einen Grad der Behinderung von 50 und höher). Als häufigste körperliche Symptome wurden Schmerzen (55,3%), Fatigue (54,4%) und Konzentrationsprobleme (39,8%) angegeben. TN des LKR klagten signifikant häufiger über Obstipation (22,5% vs. 7,9%, p<0,05) und trockene juckende Haut (50,0% vs. 30,2%, p<0,05). Des Weiteren gaben signifikant mehr TN aus dem LKR an, unter Sorgen (77,5% vs. 55,6%, p<0,005) und Ängsten (57,5% vs. 36,5%, p<0,05) zu leiden. Als weitere mentale Beeinträchtigung wurde „Traurigkeit“ von insgesamt 46,6% der TN angegeben. Dies spiegelt sich auch in der Lebensqualität wider. Während 95,1% der TN angab, keine Probleme zu haben, um für sich selbst zu sorgen, 76,6% keine Probleme mit der Beweglichkeit und 68,9% keine Einschränkungen hinsichtlich alltäglicher Tätigkeiten zu haben, fühlten sich etwa die Hälfte der TN durch Schmerzen und/oder Ängsten beeinträchtigt. Nur 29,1% gaben an, in allen fünf Dimensionen des EQ5D-5L keine Probleme zu haben.

Schlussfolgerung: Obwohl nur knapp 10% der Teilnehmenden ihren allgemeinen Gesundheitszustand als weniger gut bezeichnen, wird doch deutlich, dass auch noch Jahre nach einer Krebserkrankung insbesondere Schmerzen, Fatigue, Sorgen und Ängste die Gesundheit und Lebensqualität von jungen, ehemals an Krebs erkrankten jetzt Erwachsenen beinträchtigen. Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer multidisziplinären, differenzierten, bedarfsgerechten Langzeitnachsorge, die sowohl physische als auch psychosoziale Aspekte berücksichtigt und zu der alle Betroffenen, insbesondere auch Menschen mit Migrationshintergrund Zugang haben.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.