gms | German Medical Science

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Die Bedeutung der Erholungskompetenz für Burnout und Wohlbefinden. Eine Längsschnittuntersuchung

Meeting Abstract

  • Andrea Lohmann-Haislah - Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin, Germany
  • Ina Schöllgen - Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin, Germany
  • Johannes Wendsche - Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dresden, Germany
  • Anika Schulz - Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 166

doi: 10.3205/24gmds709, urn:nbn:de:0183-24gmds7091

Published: September 6, 2024

© 2024 Lohmann-Haislah et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Arbeitsunfähigkeitszahlen wegen psychischer Störungen und Burnout sind in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen, so dass der Bedarf nach wirksamen Präventions- und Gestaltungsmaßnahmen steigt. Neben Arbeitsgestaltungsmaßnahmen sowie einem evidenzbasiertem betrieblichen Eingliederungsmanagement ist dabei auch die Stärkung individueller gesundheitsbezogener Ressourcen – wie der Erholung von der Arbeit – zu berücksichtigen. Um das Ausmaß individueller erholungsbezogener Ressourcen messbar zu machen und Präventions- und Gestaltungsbedarfe ableiten zu können, entwickelten wir eine Skala zur Erfassung der Erholungskompetenz und prüften prospektiv vermutete Zusammenhänge zu Erschöpfung und Wohlbefinden.

Methode:Im Rahmen eines Projektes der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin [1] wurden in den Jahren 2020-2021 MitarbeiterInnenbefragungen in fünf Organisationen (Wissens- und Interaktionsarbeit) im Abstand von je sechs Monaten durchgeführt (N(t1,2,3) = 652, 388, 263). Für die Analysen wurden die Daten so transformiert, dass eine maximale Datenpaarung (n = 475) zu zwei Messzeitpunkten vorlag. Datensätze von Personen mit drei Messzeitpunkten wurden geteilt (t1/2 sowie t2/3). Die Messabstände lagen zwischen 65 und 588 Tagen. Erschöpfung wurde mit der OLBI-Erschöpfungsskala [2], Erholungskompetenz mit einer drei-Item-Skala (Eigenentwicklung in Anlehnung an Kauffeld [3]) und Wohlbefinden mit dem WHO-5-Index [4] erfasst. Wir prüften regressionsanalytisch, wie das Niveau von Erholungskompetenz zum ersten Messzeitpunkt mit dem Ausmaß an Erschöpfung und Wohlbefinden zum zweiten Messzeitpunkt prospektiv zusammenhängt. Kontrolliert wurde für Alter, Geschlecht, Arbeitsintensität, Messabstand und Häufigkeit der Person im Datensatz.

Ergebnisse: Erholungskompetenz (t1) hängt selbst nach Kontrolle autoregressiver Effekte der abhängigen Variablen wie erwartet prospektiv negativ mit Erschöpfung und prospektiv positiv mit Wohlbefinden zusammen. Gruppenvergleiche ergaben, dass der Anteil von Personen mit hohen Erschöpfungswerten zu T2, der zum ersten Messzeitpunkt hohe Erschöpfungswerte und hohe Erholungskompetenz aufweist, zum zweiten Messzeitpunkt bei 58 % liegt, mit geringer Erholungskompetenz (und hohen Erschöpfungswerten) bei 79 % - eine Differenz von 21 Prozent. Der Unterschied im Hinblick auf niedriges Wohlbefinden zu T2 liegt sogar bei 29 % (bei Personen mit niedrigem Wohlbefinden zu T1 und niedriger vs. hoher Erholungskompetenz zu T1). Darüber hinaus profitieren aber auch Personen, deren Erschöpfungswerte zu t1 gering bzw. Wohlbefindenswerte zu t1 hoch waren, von einer hohen Erholungskompetenz. Hier sind die Unterschiede zu t2 im Vergleich zwischen hoher und geringer Erholungskompetenz allerdings geringer: 9 Prozent bei den Erschöpfungswerten und 3 Prozent bei den Werten zum Wohlbefinden.

Schlussfolgerung: Die Förderung von Gesundheitskompetenz, und insbesondere der Erholungskompetenz, kann einen Beitrag leisten, sowohl die psychische Gesundheit von bereits gesundheitlich beeinträchtigten Erwerbstätigen zu verbessern als auch präventiv darauf zu wirken. Offen bleibt damit noch, welches tatsächliche Erholungsverhalten mit einer höheren Erholungskompetenz einher geht und wie Erholungskompetenz wirksam geschult oder durch Arbeitsgestaltung gefördert werden kann. Dies gilt es in weiteren Untersuchungen zu betrachten.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Erholung innerhalb und außerhalb des Arbeitskontextes. Wirkungen und Gestaltungsansätze im Wandel der Arbeit. [cited 2024 April 16]. Available from: https://www.baua.de/DE/Forschung/Forschungsprojekte/f2431.html External link
2.
Demerouti E, Bakker AB, Vardakou I, Kantas A. The convergent validity of two burnout instruments: A multitrait-multimethod analysis. European Journal of Psychological Assessment. 2003;19(1):12-23.
3.
Kauffeld S. Das Kasseler-Kompetenz-Raster (KKR) zur Messung der beruflichen Handlungskompetenz. In: ArbeitsgemeinschaftQualifikations-Entwicklungs-Management, editor. Flexibilität und Kompetenz: Schaffen flexible Unternehmen kompetente und flexible Mitarbeiter? Münster: Waxmann; 2008. p. 33-48.
4.
Psykiatric Center North Zealands. WHO (Fünf) – Fragebogen zum Wohlbefinden (Version 1998). [cited 2024 April16]. Available from: https://www.psykiatri-regionh.dk/who-5/Documents/WHO5_German.pdf External link