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Interventionsentwicklung eines quartiersbezogenen Übergangsmanagements zur sektorenübergreifenden Transition von Patient:innen mit einem poststationären Versorgungsbedarf
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Published: | September 6, 2024 |
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Einleitung: Kontinuität der Gesundheitsversorgung gilt als Qualitätsziel weltweit [1]. Entlassungen aus dem Krankenhaus gehen allerdings oft mit Versorgungsbrüchen einher, die neben multiplen Faktoren auch auf die persistente sektorale Trennung stationärer und ambulanter Versorgungsleistungen zurückgeführt werden können. Die Folgen sind bekannt: Unerwünschte Arzneimittelinteraktionen, Komplikationen, Verlust von Lebensqualität, Inanspruchnahme von Notfallambulanzen, Rehospitalisierungen sowie Aufenthalte in Kurzzeit- oder Langzeitpflegeeinrichtungen [2]. Durch ein sektorenübergreifendes Entlass- und Übergangsmanagement sind diese Folgen prinzipiell vermeidbar [3]. Bei der Umsetzung eines krankenhausforcierten Entlassungsmanagements, wie vom deutschen Gesetzgeber im SGB V verankert, werden ambulante Versorgungsressourcen aber häufig nicht ausgeschöpft.
Zur Sicherstellung einer andauernden Versorgungsqualität über Sektorengrenzen hinweg bedarf es somit einer Neu- bzw. Umorientierung von Zuständigkeiten der am Übergangsprozess beteiligten Akteure und einer beständigen Sensibilisierung von ambulanten Versorgungsangeboten, die entsprechend des identifizierten (Nachsorge-) Bedarfs der Patient:innen in Anspruch genommen werden können.
Methoden: In dem Vorhaben wird modellhaft eine Intervention zur Übergangsversorgung regelgeleitet entwickelt, iterativ pilotiert und evaluiert [4]. Das Vorhaben orientiert sich dazu an den theoretischen Konzepten des Transitional Care-Ansatzes [3] und methodisch am Framework des britischen Medical Research Council (MRC) zur Entwicklung komplexer Interventionen [5]. Im Zentrum der Interventionsentwicklung stehen eine Kontextanalyse zur (1.) Definition einer neuen Case-Management-Rolle im ambulanten Setting und (2.) die damit verbundene Gestaltung des Prozesses der Übergangversorgung aus dem Krankenhaus in ein urbanes Wohnquartier.
Ergebnisse: Die evidenzbasierte und theoriegeleitete Entwicklung der komplexen Intervention erfolgte partizipativ mit den an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen. Es wurden vier Interventionskomponenten (intersektorale Fallplanung, interdisziplinäre Fallbesprechung, Follow-Up 1, Follow-Up 2) formuliert, die im Sinne einer Verzahnung des krankenhausinternen Entlassmanagements und des quartierszentrierten Übergangsmanagements auf die Verbesserung der Transition von Patient:innen mit einem poststationären Versorgungsbedarf abzielen, indem sie die identifizierten Leerstellen im Rahmen der Kontextanalyse adressieren.
Schlussfolgerung: In der aktuell laufenden Pilotstudie wird die entwickelte Intervention auf zwei Stationen eines Stiftungskrankenhauses modellhaft implementiert und auf Machbarkeit, Akzeptanz, Qualität und Umsetzungstreue überprüft. Die Ergebnisse dieser Machbarkeitsprüfung können an der Kongresstagung näher beleuchtet und ausblickend diskutiert werden.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.
Literatur
- 1.
- World Health Organization, Hrsg. Continuity and coordination of care: A practice brief to support implementation of the WHO Framework on integrated people-centred health services. 2018. Verfügbar unter: https://apps.who.int/iris/handle/10665/274628
- 2.
- Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, Hrsg. Wettbewerb an der Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Gesundheitsversorgung. Sondergutachten 2012. Deutscher Bundestag. Drucksache 17/10323. 2012.
- 3.
- Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege, Hrsg. Expertenstandard Entlassungsmanagement in der Pflege. 2. Aktualisierung. 2019.
- 4.
- Bleijenberg N, Man-van Ginkel JM de, Trappenburg JCA, Ettema RGA, Sino CG, Heim N, et al. Increasing value and reducing waste by optimizing the development of complex interventions: Enriching the development phase of the Medical Research Council (MRC) Framework. International Journal of Nursing Studies. 2018;79:86-93. DOI: 10.1016/j.ijnurstu.2017.12.001
- 5.
- Skivington K, Matthews L, Simpson SA, Craig P, Baird J, Blazeby JM, et al. A new framework for developing and evaluating complex interventions: Update of Medical Research Council guidance. BMJ (Clinical research ed.). 2021;374:n2061. DOI: 10.1136/bmj.n2061