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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Selbstberichtete Entlassungsbereitschaft im Krankenhaus – Entwicklung und Validierung eines Instruments zur Erhebung der Entlassungsbereitschaft von Patient:innen

Meeting Abstract

  • Julia Willner - Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Stuttgart, Stuttgart, Germany
  • Milena Elisabeth Kalla - Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Stuttgart, Stuttgart, Germany
  • Eva Steeb - Robert Bosch Krankenhaus Stuttgart, Stuttgart, Germany
  • Yannick Sartory - Robert Bosch Krankenhaus Stuttgart, Stuttgart, Germany
  • Monika Cender - Robert Bosch Krankenhaus Stuttgart, Stuttgart, Germany
  • Stefan Nöst - Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Stuttgart, Stuttgart, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 619

doi: 10.3205/24gmds695, urn:nbn:de:0183-24gmds6954

Published: September 6, 2024

© 2024 Willner et al.
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Text

Hintergrund: Die Entlassung aus dem Krankenhaus bleibt trotz zahlreicher Bemühungen und Versuchen der gesetzlichen Regulation ein kritischer Versorgungsübergang. Besonders gefährdet sind Patientengruppen mit hohem Bedarf an poststationärer Versorgung [1], wie beispielsweise Menschen mit chronischen Wunden oder pflegebedürftige Menschen. Diese Patientengruppen haben einen Rechtsanspruch auf ein Entlassungsmanagement und den Bedarf nach einer individuellen Entlassungsplanung. International wird bei gefährdeten Patientengruppen die „Readiness of Discharge“ als pflegesensitives Ergebniskriterium des Entlassungsmanagements beurteilt [2]. In deutschen Krankenhäusern dagegen wir dies kaum berücksichtigt, obwohl der nationale Expertenstandard “Entlassungsmanagement in der Pflege” dies explizit empfiehlt [1]. Gründe für die Vernachlässigung dieser Empfehlung in der Versorgungspraxis sind sicherlich, dass das Thema “Entlassungsbereitschaft” in der deutschen Pflege- und Versorgungsforschung bisher kaum Beachtung findet und zur Einschätzung der Entlassungsbereitschaft im Krankenhaus kein deutschsprachiges Assessmentinstrument für die Pflegepraxis vorliegt. Zudem liegen systembedingte und institutionelle Herausforderungen der Umsetzbarkeit eines international entwickelten und übersetzten Instrumentes vor [3].

Ziel: Das Ziel der Studie ist die Entwicklung eines validen und in der Praxis handhabbaren Instruments zur künftigen Beurteilung der patientenseitigen Entlassungsbereitschaft im Krankenhaus. Zentrale Hypothese ist, dass ein Monitoring der Entlassungsbereitschaft im Krankenhaus die Güte der Entlassungsplanung erhöht und in diesem Zuge die Patientensicherheit und Qualität der Entlassung verbessert.

Methodik: Basierend auf einem zuvor durchgeführten internationalen Scoping-Review zu Konzepten und bereits vorliegenden Instrumenten der Entlassungsbereitschaft wird ein theoriebasiertes Konstrukt entwickelt. Die Entlassungsbereitschaft wird dabei in vier Dimensionen (physische, psychische, Wissen und Selbstmanagement, individueller Support) operationalisiert. Für jede der Dimensionen wird ein Itempool an charakteristischen Fragen formuliert und passende Antwortskalen ausgewählt (Itemkonstruktion). Das entwickelte Instrument wurde mittels der Think-Aloud-Methode einem kognitiven Pretesting unterzogen. Zur Überprüfung des Messkonstrukts und der Akzeptabilität im Praxiskontext wird das entwickelte Assessmentinstrument auf zwei Stationen im Krankenhaus pilotiert und anhand der anerkannten Testgütekriterien einer testanalytischen Beurteilung unterzogen. Die Daten wurden im September 2023 und Oktober 2023 (kognitiver Pretest) und anschließend von Oktober 2023 bis März 2024 erhoben.

Ergebnisse und Diskussion: Auf der Konferenz werden die Ergebnisse der ersten Analysen, der weitere geplante Projektablauf und die langfristige Implikation ausblickend diskutiert. Auf Grundage der kognitiven Pretest-Interviews mit Patient:innen (n= 7) von beiden Pilotstationen erfolgt eine Modifizierung von fünf Items des Instruments. Die Datenerhebung im Krankenhaus (n= 123) wurde zeitgleich mit Einreichung abgeschlossen. Die Auswertung wird aktuell vorgenommen. Geplant ist eine erste Einschätzung der Güte des Instruments. Die strukturierte Beurteilung der Bereitschaft zur Entlassung aus dem Krankenhaus, insbesondere aus der Perspektive der Patient:innen, könnte die Entlassungsgüte erhöhen und dadurch Versorgungsbrüche oder negative Effekte vermeiden. Diese Intervention integriert die patientenseitige Beurteilung der Entlassungsbereitschaft als pflegesensitives Outcome in den Prozess des Entlassungsmanagements von Menschen mit poststationärem Versorgungsbedarf, mit dem Ziel, die Qualität der Entlassung und die Patientensicherheit zu verbessern.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege, Hrsg. Expertenstandard Entlassungsmanagement in der Pflege. 2. Aktualisierung. 2019.
2.
Weiss ME, Costa LL, Yakusheva O, Bobay KL. Validation of patient and nurse short forms of the Readiness for Hospital Discharge Scale and their relationship to return to the hospital. Health services research. 2014;49(1):304–317. DOI: 10.1111/1475-6773.12092 External link
3.
Kleinknecht-Dolf M, Lendner I, Müller R , Horlacher K , Martin JS, Spirig R. Einschätzung der Austrittsbereitschaft von Patienten in akutsomatischen Spitälern in der Schweiz durch Pflegefachpersonen. Eine Pilotstudie und Querschnittserhebung mit der deutschsprachigen Übersetzung der Kurzform der „Readiness for Hospital Discharge Scale“. Pflegewissenschaft. 2019;21(1/2):30.