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Wer informiert sich wozu in Internetportalen zur Krankenhaussuche? Ein querschnittlicher Vergleich zu Krankenhauspatienten
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Published: | September 6, 2024 |
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Einleitung: Die freie Behandlerwahl wird gesundheitspolitisch auch bei der Entscheidung über das Krankenhaus für eine anstehende Behandlung gefördert. Internetportale zur Krankenhaussuche stellen einen Zugang zu Informationen über Krankenhäuser dar und sollen eine informierte Entscheidung der Patienten und Patientinnen ermöglichen. Dazu ist auch ein neues interaktives Portal (Krankenhaus-Atlas) durch das IQTIG im Aufbau.
Fragestellung und Hypothese: Wer nutzt vor einer Krankenhausbehandlung ein Krankenhaussuchportal und was sind deren entscheidungsrelevante Kriterien? Welche Unterschiede zeigen sich zu einer repräsentativen Stichprobe von Krankenhauspatienten?
Methoden: Internetbasierte Querschnittstudie des Krankenhausportals ‚klinikkompass‘ von Juni 2020 bis Juni 2021 mit anonymer Befragung von 1881 Portalnutzenden mittels Fragebogen zu Krankenhausvorerfahrung und -suche sowie Soziodemografie. Vergleichsdaten entstammen einer Studie einer repräsentativen Stichprobe vollstationärer Patienten und Patientinnen mit gleichen Fragen zur Krankenhauswahl (BMBF 01GX1047) [1].
Ergebnisse: Krankenhausportalnutzer sind überwiegend 51-80 Jahre alt und damit im Hauptalter der Krankenhauspatienten, mit 58,3% etwas mehr Frauen als die 55,0% der Krankenhauspatienten, sie haben signifikant seltener einen Migrationshintergrund (8,3% zu 18,3%) und stufen sich selber signifikant häufiger der Ober- und Mittelschicht zu; zur Unterschicht zählen sich nur 6,8% im Vergleich zu 48,2% der Krankenhauspatienten. Sie suchen überwiegend für sich selber (82,9%) ein Krankenhaus, zumeist für elektive orthopädische, chirurgische oder internistische Eingriffe, die in meist unbekannter Zukunft liegen oder in mehr als 4 Wochen erfolgen sollen. 66,3% waren bisher 1- bis 5-mal in stationärer Behandlung, Krankenhauspatienten zu 51,8% öfter als 5-mal.
Die wichtigsten Informationsquellen sind für Krankenhausportalnutzer das Internet (45,3%; Krankenhauspatienten 9,1%), ihre ambulant behandelnden Fachärzte (41,2% zu 11,6%) und ihr Hausarzt (18,6% zu 10,4%), aber auch Angehörige (18,7% zu 14,2%), jeweils signifikant häufiger wichtig als bei Krankenhauspatienten. Die eigene Krankenhausvorkenntnis (16,7% zu 51,2%) ist hingegen signifikant seltener wichtig.
Die wichtigsten beiden Entscheidungskriterien, der gute Krankenhausruf (34,0% zu 30,2%) und die Empfehlung der ambulanten Behandler (34,2% zu 29,6%), unterscheiden sich in beiden Gruppen kaum. Doch sowohl die Krankenhausentfernung (12,9% zu 25,0%) als auch die Angehörigenempfehlung (7,5% zu 20,9%) ist für Portalnutzer signifikant unwichtiger. Signifikant wichtiger sind für Portalnutzer ‚ob sich die Krankenhausärzte genug Zeit für die Patienten nehmen‘ (31,6% zu 13,6%) bzw. ‚Patienten in Entscheidungen einbezogen werden‘ (24,5% zu 9,6%). Dies gilt auch für die spezifischen Merkmale, die als Qualitätsindikatoren wissenschaftlich operationalisiert werden, wie beispielsweise Fallzahl (41,4% zu 2,6%), technischer Stand der Krankenhausausstattung (38,5% zu 6,4%) oder Komplikationshäufigkeit (19,8% zu 2,2%).
Schlussfolgerung: Krankenhausportalnutzer sind gebildeter, vorausplanender und in einer früheren Phase des Krankheitsverlaufs als Krankenhauspatienten und suchen oft zu spezifischen elektiven Eingriffen. Sie sind informationssuchender, beziehen aber, wie Krankenhauspatienten, genauso oft Informationen zu Krankenhäusern von ihren ambulanten Behandlern und Angehörigen. Ihnen sind einerseits spezifische Qualitätsmerkmale von Krankenhäusern signifikant wichtiger, aber auch Kernmerkmale zur vertrauensvollen Arzt-Patienten-Beziehung, zu denen sie sich auch im Internet erkundigen.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.