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Einstellungen, Potentiale und Herausforderungen von Apps in der Hypertonieversorgung – Ergebnisse einer Fragebogenerhebung unter Hausärzt:innen in Berlin/Brandenburg
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Published: | September 6, 2024 |
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Einleitung: Digitale Versorgungsangebote, wie bspw. Apps oder Wearables, können im Rahmen der Versorgung von Menschen mit Bluthochdruck dazu beitragen, Änderungen des Lebensstils zu erleichtern, die Blutdrucküberwachung zu Hause zu verstärken und die Therapietreue zu verbessern. Bislang sind solche digitalen Angebote kaum in die formale Hypertonieversorgung eingebunden und Ärzt:innen sprechen eher vereinzelt Empfehlungen zu Hypertonie-Apps aus.
Methoden: Im Zeitraum vom Oktober 2023 bis März 2024 wurde eine quantitative Fragebogenerhebung mit Hausärzt:innen durchgeführt. Der Zugang zu den Hausärzt:innen erfolgte durch die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg sowie Hausärzteverbänden. Die teilnehmenden Ärzt:innen erhielten eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 50€. Die Erhebung erfolgte in Papierform und online. Die Studie ist Teil des Innovationsfondsprojekts DiPaH.
Ergebnisse: An der Befragung nahmen 204 (82 (41,0%) männlich; 117 (58,5%) weiblich; 1 (0,5%) divers; vier fehlende Angaben) Hausärzt:innen aus Berlin und Brandenburg teil, wobei das durchschnittliche Alter bei 50,5 (Min: 29; Max: 80) und die durchschnittliche Dauer der Berufstätigkeit bei 15,9 (Min: 1; Max: 56) Jahren lag. 81,7% (165) der Befragten sind gegenüber der Möglichkeit, Apps bei der Hypertoniebehandlung einzubeziehen, sehr positiv oder positiv eingestellt und 68,0% (138) würden ihren Patient:innen wahrscheinlich eine App empfehlen. Insgesamt haben über die Hälfte der Teilnehmenden ein sehr hohes oder hohes Informationsbedürfnis hinsichtlich Informationen über das Angebot von Apps (50,2%; 102), der Kosten (54,7%; 110), der Ziele der Apps (51,7%;104), dem Nutzen für Patient:innen (59,6%; 121), der Wirkweise von Apps (56,7%; 115) und Wirksamkeit von Apps (63,1%; 128). Potentiale sehen die Hausärzt:innen in der Verbesserung der Medikamentenadhärenz (68,3%; 138), der Förderung der Patientenautonomie (68,0%; 136) und der Unterstützung der Gesundheitsversorgung (67,3%; 136). Die Mehrheit der Ärzt:innen sind der Ansicht, dass Apps nicht für alle Patient:innen geeignet sind (86,6%; 175). Weiterhin wurden technische Herausforderungen aufgrund unterschiedlicher Systeme und Schnittstellen (75,4%; 150) sowie die unzureichende Vergütung der Ärzt:innen (73,0%; 146) als größte Herausforderungen angesehen.
Schlussfolgerung: Die Mehrheit der befragten Hausärzt:innen ist offen und eher positiv eingestellt gegenüber der Integration von Apps in die Hypertoniebehandlung. Dies deutet darauf hin, dass digitale Lösungen in der hausärztlichen Praxis willkommen sind und ein Potenzial für ihren Einsatz besteht, wobei vielfältige Informationsbedürfnisse bestehen, und eher systemische Herausforderungen adressiert werden müssen, um Hypertonie-Apps in die Routineversorgung zu integrieren.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.