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Gesunde Häfen – gemeinsam stark (GESA): Harmonisierung, Stärkung und Verstetigung von Strukturen und Prozessen in deutschen Häfen bei gesundheitlichen Gefahrenlagen
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Published: | September 6, 2024 |
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Hintergrund: Der maritime Sektor ist aufgrund seiner strukturellen Merkmale besonderen Risiken im Bereich übertragbarer Krankheiten ausgesetzt. Um die Ausbreitung endemischer und invasiver Krankheitserreger zu minimieren, ist ein effektives Vorgehen zur Prävention und zum Management von Infektionsgeschehen an Bord von Schiffen und in Häfen als Grenzübergangsstellen von zentraler Bedeutung. Den rechtlichen Rahmen hierfür bilden die Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In Deutschland sind fünf Häfen zur Durchführung der IGV benannt und müssen bestimmte Kernkapazitäten vorhalten, um unverzüglich auf grenzüberschreitende Gesundheitsgefahren reagieren zu können. Im Rahmen einer gemeinsamen externen Evaluierung unter der Leitung der WHO im Jahre 2019 wurde die Notwendigkeit identifiziert, zentrale Strukturen im Bereich der IGV in Deutschland weiter zu stärken. Übergeordnetes Ziel der Studie „Gesunde Häfen, gemeinsam stark (GESA)“ ist es daher, erforderliche Kapazitäten für die maritime Gesundheitssicherheit zu harmonisieren und zu verfestigen.
Methoden: Für die Primärerhebung des Ist-Zustandes der Strukturen und Prozesse wurden insgesamt 34 leitfadengestützte, semistrukturierte Interviews mit relevanten Akteursgruppen durchgeführt. Dazu gehörten u. a. Hafenärztliche Dienste, Hafenbehörden, Terminalbetreiber, Lotsen, Agenten, Seemannsmissionen, Bundespolizei und Wasserschutzpolizei, das Havariekommando sowie Ämter für Brandschutz und Rettungswesen. Untersucht wurden insbesondere die Schnittstellen zwischen den beteiligten Akteursgruppen, spezifische Tätigkeiten und Einsatzabläufe, Erfahrungen aus vergangenen Infektionsausbrüchen, Übungs- und Schulungspraxis sowie Handlungsbedarfe. Aus den Interviews wurden Prozesse identifiziert, die im weiteren Verlauf in Runden Tischen mit den Akteursgruppen rückgekoppelt und diskutiert wurden. Dies wurde ergänzt durch eine Dokumentenanalyse mit Sichtung vorhandener Notfallmanagementpläne und Standard Operating Procedures (SOPs).
Ergebnisse: Im Wesentlichen hat die COVID-19-Pandemie nach anfänglichen Herausforderungen zu eingespielten Arbeitsabläufen und Schnittstellen zwischen den beteiligten Akteursgruppen und den Hafenärztlichen Diensten geführt. Es besteht der Bedarf an einem gesteigerten persönlichen Austausch der beteiligten Akteursgruppen, nachhaltiger Übungspraxis, sowie einer größeren Sensibilisierung für relevante Infektionserkrankungen und ihren Spezifika. Zudem werden mehr Transparenz und die Vereinheitlichung von Regularien bei gesundheitlichen Notlagen internationaler Tragweite gewünscht. Die Dokumentenanalyse zeigt relevante Unterschiede in den Abläufen und Notfallmanagementplänen.
Diskussion: Das partizipative Studiendesign zielt neben der Datenerhebung auf eine praxisorientierte und realitätsnahe Erarbeitung von Best Practices ab. Aufbauend auf dem Ist-Zustand werden nun im weiteren Projektverlauf Harmonisierungsbereiche identifiziert und Konzepte entwickelt, durch die eine Vereinheitlichung von Arbeitsabläufen mittels SOPs und Arbeitsvorlagen wie Notfallmanagementplänen ermöglicht werden sollen. Diese übergreifenden Konzepte werden in Rahmen eines umfassenden Workshops gemeinsam mit den Hafenärztlichen Diensten entwickelt und später in Plangesprächen getestet und erprobt. Durch die Entwicklung und Pilotierung standardisierter Schulungs- und Trainingsformate soll eine langfristige Ergebnissicherung der entwickelten Konzepte gewährleistet und eine nachhaltige Übungspraxis im Bereich infektiologischer Notfälle zur Verfügung gestellt werden.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.