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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Schilddrüsenvolumen – neue Referenzwerte zur Definition einer Struma

Meeting Abstract

  • Simone Kiel - Institut für Community Medicine, Abteilung Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Germany
  • Aniela Angelow - Institut für Community Medicine, Abteilung Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Germany
  • Jean-Fran\u231 ?ois Chenot - Institut für Community Medicine, Abteilung Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Germany
  • Christa Meisinger - Epidemiologie, Medizinische Fakultät Augsburg, Augsburg, Germany
  • Birgit Linkohr - Institut für Epidemiologie, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, München, Germany
  • Margit Heier - Institut für Epidemiologie, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, München, Germany; KORA-Studienzentrum, Universitätsklinikum Augsburg, Augsburg, Germany
  • Annette Peters - Institute für Epidemiologie, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, München, Germany
  • Henry Völzke - Institut für Community Medicine, Abteilung Study of Health in Pomerania – Klinisch-epidemiologische Forschung (SHIP-KEF), Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Germany
  • Till Ittermann - Institut für Community Medicine, Abteilung Study of Health in Pomerania – Klinisch-epidemiologische Forschung (SHIP-KEF), Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 233

doi: 10.3205/24gmds621, urn:nbn:de:0183-24gmds6219

Published: September 6, 2024

© 2024 Kiel et al.
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Text

Einleitung: Seit 1988 wird eine Struma als ein Schilddrüsenvolumen von ≥ 25 ml bei Männern und ≥ 18 ml bei Frauen definiert (Gutekunst et al. 1988). Diese Referenzwerte basieren auf Daten von nicht repräsentativen Stichproben. Leicht vergrößerte Schilddrüsen werden seitdem pathologisierend als Struma bezeichnet, was zu einer Überdiagnose führt. Für die Berechnung der Referenzwerte wurden weder Alter, noch Körpergröße und -gewicht berücksichtigt. Das Ziel unserer Arbeit war es geschlechterspezifische Formeln unter Berücksichtigung von Alter, Körpergröße und -gewicht zu entwickeln, um individuelle Referenzwerte zu berechnen.

Methoden: Die Berechnungen basieren auf Daten von 3 unabhängigen Kohorten (SHIP-START, SHIP-TREND, KORA-F4; N = 11.574). Probanden mit fehlenden Werten, Schwangere, Schilddrüsen-Operation, Radio-Jod-Therapie, bekannten Schilddrüsenerkrankungen, mit Einnahme von Schilddrüsenmedikamenten, einem TSH-Wert außerhalb des Referenzbereiches oder mit einem Schilddrüsenvolumen über 100 ml wurden für die Berechnung der Formeln ausgeschlossen. Die Referenzwertformeln basieren auf Quantilregressionen für die 95. Perzentile der jeweiligen Geschlechter und berücksichtigen das individuelle Alter sowie die individuelle Körpergröße und das -gewicht.

Ergebnisse: Nach Anwendung der Ausschlusskriterien gingen Daten von 8.619 Probanden zur Berechnung der Formeln ein (45% Frauen, Durchschnittsalter 51 Jahre). Bei Männern lag die 95. Perzentile bei 38,7 ml und bei Frauen bei 28,6 ml. Von insgesamt 11.574 Probanden wurde das Volumen der Schilddrüse sonographisch gemessen. Von diesen hatten laut der Referenzwerte von Gutekunst et al. 34% (3.975/11.574) eine Struma. Nach Anwendung der neuen Referenzwertformeln reduzierte sich die Prävalenz der Struma auf 7% (858/11.574).

Schlussfolgerung: Die Referenzwerte für Struma sind zu niedrig für die deutsche Bevölkerung und berücksichtigen weder Alter, noch Körpergröße und -gewicht. Durch die Anwendung von Referenzwertformeln reduziert sich die Prävalenz enorm. Einer Überdiagnose und dadurch induzierte Maßnahmen kann somit entgegengewirkt werden.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.