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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Hörschäden, Krankheiten der Schilddrüse und sonstiger endokrinen Drüsen bei Langzeit-Überlebenden einer Krebserkrankung im Kindes- oder Jugendalter – Ergebnisse der VersKiK-Studie

Meeting Abstract

  • Pietro Trocchi - Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Magdeburg, Germany
  • Hiltrud Merzenich - Deutsches Kinderkrebsregister, Abteilung Epidemiologie von Krebs im Kindesalter, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Germany
  • Claudia Spix - Deutsches Kinderkrebsregister, Abteilung Epidemiologie von Krebs im Kindesalter, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Germany
  • Ekaterina Alshchenko - Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Magdeburg, Germany
  • Christian Lüpkes - OFFIS - Institut für Informatik, Oldenburg, Germany
  • Peter Ihle - Universitätsklinikum zu Köln, Köln, Germany
  • Jutta Küpper-Nybelen - Universitätsklinikum zu Köln, Köln, Germany
  • Gabriele Calaminus - Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Zentrum für Kinderheilkunde, Abteilung für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie, Bonn, Germany
  • Katja Baust - Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Zentrum für Kinderheilkunde, Abteilung für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie, Bonn, Germany
  • Thorsten Langer - Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Germany
  • Judith Gebauer - Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Germany
  • Dirk Horenkamp-Sonntag - Techniker Krankenkasse Hamburg, Hamburg, Germany
  • Patrik Dröge - Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO), Berlin, Angola
  • Thomas Ruhnke - Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO), Berlin, Germany
  • Ursula Marschall - BARMER Berlin, Berlin, Germany
  • Melanie Klein - DAK Gesundheit Hamburg, Hamburg, Germany
  • Cécile M Ronckers - Deutsches Kinderkrebsregister, Abteilung Epidemiologie von Krebs im Kindesalter, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Germany
  • Enno Swart - Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Magdeburg, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 448

doi: 10.3205/24gmds611, urn:nbn:de:0183-24gmds6119

Published: September 6, 2024

© 2024 Trocchi et al.
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Text

Einleitung: Jährlich erkranken in Deutschland ca. 2.250 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren an Krebs. Die 5-Jahres-Überlebensraten dieser Patienten haben sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert und liegen heutzutage in Europa bei über 80% [1]. Ca. zwei Drittel aller Überlebenden leiden im Laufe ihres Lebens an mindestens einer Spätfolge [2]. Das vom Innovationsfonds des G-BA geförderte Projekt VersKiK (Förder-Kz VSF1_2019-095) untersucht die Spätfolgen nach Krebs im Kindes- oder Jugendalter sowie die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen und die Leitlinienadhärenz betroffener Personen [3]. Zu häufigen Spätfolgen nach antineoplastischen Therapien gehören Hörschäden und Störungen der endokrinen Funktionen [4]. Nachfolgend werden Ergebnisse zur Untersuchung der Prävalenz dieser Spätfolgen dargestellt.

Methoden: VersKiK ist eine retrospektive, sekundärdatenbasierte Beobachtungstudie. Ausgangspunkt waren im Deutschen Kinderkrebsregister (DKKR) dokumentierte Personen mit einer in den Jahren 1991-2021 diagnostizierten Krebsdiagnose. Diese Grundgesamtheit wurde mit Routinedaten (Beobachtungszeitraum 2017-2021) von 13 beteiligten gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) über ein stochastisches Rekord-Linkage pseudonymisiert verknüpft. Zusätzlich wurde aus den Daten der Krankenkassen ein nach Alter und Geschlecht gematchter 1:5-Vergleichsgruppenpool ohne Krebserkrankung gezogen. Für beide Gruppen wurde die Prävalenz von Krankheiten des Mittel- und Innenohres (ICD-10: H65-H83), Hörverluste und sonstige Krankheiten des Ohres (H90-H95), nichtneoplastische Schilddrüsenerkrankungen (E00-E07) und Krankheiten sonstiger endokriner Drüsen (E20-E35) ermittelt. Die Studienpopulation für diese Untersuchung umfasste ehemalige KrebspatientInnen, bei denen die Zeit zwischen Tumordiagnose und Beginn des Beobachtungszeitraums mindestens fünf Jahre betrug. Die Prävalenzen wurden nach Geschlecht, Geburtsjahr bzw. Alter zu Beginn des Beobachtungszeitraums, Wohnregion sowie ICCC-3 kodierter Krebsdiagnose und Zeit seit Krebsdiagnose stratifiziert. Unterschiede zwischen DKKR-Patienten und einer geplanten Vergleichsgruppe von Versicherten wurden mit loglinearen Regressionsmodellen untersucht.

Ergebnisse: Die Studienpopulation umfasste N=14.432 KrebspatientInnen (56% männlich). Diese Personen waren zum Zeitpunkt der Diagnose im Durchschnitt 6 Jahre alt und zu Beginn des Beobachtungszeitraums (2017) im Durchschnitt ca. 21 Jahre alt (Range 5,5 - 40,5 Jahre). Die Prävalenzen von Krankheiten des Mittel- und Innenohres, Hörverluste, Schilddrüsenerkrankungen und Krankheiten sonstiger endokrinen Drüsen betrugen 8,5%, 10,0%, 22,2% und 13,1%. Bei PatientInnen bis zum Alter von 10 Jahren zu Beginn des Beobachtungszeitraums lagen die Prävalenzen von Krankheiten des Mittel- und Innenohres bei 20%. Schilddrüsenstörungen und sonstige Störungen der endokrinen Drüsen wurden sehr häufig bei PatientInnen mit Krebs des zentralen Nervensystems bzw. intrakraniellem Keimzelltumor diagnostiziert (30% bzw. 27%). Detaillierte Studienergebnisse zur Untersuchung der Prävalenzen bei den KrebspatientInnen sowie der Vergleich zu den Versicherten der Kontrollgruppe werden auf der Jahrestagung präsentiert.

Schlussfolgerung: Für Deutschland lagen bisher keine systematischen Informationen über Art und Umfang von Spätfolgen nach Krebs im Kindes- oder Jugendalter vor. Basierend auf Abrechnungsdaten der gesetzlichen Krankenkassen wurden für eine Kohorte über 14.000 Langzeitüberlebenden hohe Prävalenzen für Hörschäden, Schilddrüsenerkrankungen und Krankheiten sonstiger endokrinen Drüsen beobachtet.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Botta L, Gatta G, Capocaccia R, Stiller C, Canete A, Dal Maso L, et al. Long-term survival and cure fraction estimates for childhood cancer in Europe (EUROCARE-6): results from a population-based study. The lancet oncology. 2022;23(12):1525-36.
2.
Bhakta N, Liu Q, Ness KK, Baassiri M, Eissa H, Yeo F, et al. The cumulative burden of surviving childhood cancer: an initial report from the St Jude Lifetime Cohort Study (SJLIFE). Lancet. 2017;390(10112):2569-82. DOI: 10.1016/S0140-6736(17)31610-0 External link
3.
Aleshchenko E, Apfelbacher C, Baust K, Calaminus G, Droege P, Glogner J, et al. VersKiK: Study protocol of an observational registry-based study on the current state of follow-up care and adherence to follow-up guidelines after cancer in childhood or adolescence. Cancer Epidemiol. 2023;87:102469.
4.
Gebauer J, Higham C, Langer T, Denzer C, Brabant G. Long-Term Endocrine and Metabolic Consequences of Cancer Treatment: A Systematic Review. Endocr Rev. 2019;40(3):711-67.