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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Stärkung des Pandemiemanagements an Gesundheitsämtern: Ergebnisse einer Mixed-Methods-Studie aus Baden-Württemberg

Meeting Abstract

  • Elena Buck - Universität Heidelberg, Mannheim, Germany
  • Bettina Wrede - Jugendamt und Gesundheitsamt der Stadt Mannheim, Mannheim, Germany
  • Regina Wendlinger - Universität Heidelberg, Mannheim, Germany
  • Hannah Richter - Universität Heidelberg, Mannheim, Germany
  • Kristina Hoffmann - Universität Heidelberg, Mannheim, Germany
  • Maria Steinisch - Universität Heidelberg, Mannheim, Germany; Jugendamt und Gesundheitsamt der Stadt Mannheim, Mannheim, Germany
  • Michael Eichinger - Universität Heidelberg, Mannheim, Germany; Johannes Gutenberg Universität Mainz, Mainz, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 1076

doi: 10.3205/24gmds591, urn:nbn:de:0183-24gmds5911

Published: September 6, 2024

© 2024 Buck et al.
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Text

Einleitung: Ein effizientes Pandemiemanagement ist für eine erfolgreiche Reaktion auf Pandemien von entscheidender Bedeutung. Gesundheitsämtern kommt hierbei eine zentrale Rolle zu, da sie auf regionaler Ebene den Infektionsschutz verantworten. Die COVID-19-Pandemie offenbarte jedoch kritische Lücken in der Fähigkeit von Gesundheitsämtern, erfolgreich auf derartige Gesundheitskrisen zu reagieren. Ziel der Studie war es daher, Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Pandemiemanagements an Gesundheitsämtern zu entwickeln sowie ihre Wichtigkeit und den wahrgenommenen Umsetzungsgrad aus Sicht des Führungspersonals im Öffentlichen Gesundheitsdienst zu untersuchen.

Methoden: Wir entwickelten auf Basis semistrukturierter Interviews mit 21 Mitarbeitenden aus 3 Gesundheitsämtern in Baden-Württemberg 16 Handlungsempfehlungen zur Stärkung des Pandemiemanagements (u.a. Standardisierung und Anpassung von Prozessen, Digitalisierung, Verfügbarkeit von Personal). Im Mai 2023 wurden die Leitungen aller 38 Gesundheitsämter und Vertreter:innen der vier Regierungspräsidien in Baden-Württemberg zu einer Onlineumfrage eingeladen, in der sie die Wichtigkeit (4-stufige Likert-Skala: sehr unwichtig - sehr wichtig) und den wahrgenommenen Umsetzungsgrad der Empfehlungen (4-stufige Skala: trifft überhaupt nicht zu - trifft voll und ganz zu) bewerteten. Die Ergebnisse wurden deskriptiv analysiert.

Ergebnisse: 35 Vertreter:innen aus Gesundheitsämtern und Regierungspräsidien nahmen an der Umfrage teil. Im Durchschnitt wurden die Handlungsempfehlungen von 89 % der Teilnehmenden als eher oder sehr wichtig eingestuft (Spannweite: 71 - 100 %) und 49 % der Teilnehmenden gaben an, dass die Handlungsempfehlungen in ihren Gesundheitsämtern teilweise oder vollständig umgesetzt worden waren. Es zeigte sich eine große Heterogenität zwischen verschiedenen Handlungsempfehlungen hinsichtlich des Umsetzungsgrads (Spannweite: 13 – 94 %). Die Wichtigkeit der Empfehlungen wurde häufig deutlich höher eingestuft als der wahrgenommene Umsetzungsgrad. Besonders ausgeprägt war die Diskrepanz bezüglich der Verfügbarkeit eines schriftlichen Konzepts zur raschen Aufstockung von Personal im Pandemiefall (Wichtigkeit: 92 %, teilweise oder vollständige Umsetzung: 13 %). Für einzelne Empfehlungen zeigten sich geringe Unterschiede zwischen der Wichtigkeit und dem wahrgenommenen Umsetzungsgrad (u.a. Vorhandensein eines Konzepts für regelmäßige und niederschwellige Austauschformate innerhalb des Gesundheitsamts; Wichtigkeit: 97 %, teilweise oder vollständige Umsetzung: 94 %).

Schlussfolgerung: Die Wichtigkeit, die den Empfehlungen von einem Großteil der Vertreter:innen aus Gesundheitsämtern und Regierungspräsidien in Baden-Württemberg beigemessen wurde, weißt auf ihre Relevanz für ein gelingendes Pandemiemanagement über Kommunen und Landkreise hinweg hin. Die beträchtlichen Unterschiede zwischen Wichtigkeit und wahrgenommenem Umsetzungsgrad machen zudem den Handlungsbedarf in Bezug auf viele Empfehlungen deutlich, wobei unterschiedlich stark ausgeprägte Diskrepanzen eine erste Priorisierung der Umsetzung von Empfehlungen erlauben. Durch die Beteiligung fast aller Gesundheitsämter an der Umfrage, liefert die Studie wertvolle Hinweise zur Weiterentwicklung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes und stärkt damit die Pandemic Preparedness in Baden-Württemberg und Deutschland.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.