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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Evaluation eines Trainee-Rotationsmodells zur Implementierung nachhaltiger Wissenstransferprozesse zwischen Wissenschaft und Praxis im Öffentlichen Gesundheitsdienst

Meeting Abstract

  • Franziska Vosseberg - Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen, Düsseldorf, Germany
  • Laura Arnold - Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen, Düsseldorf, Germany; Department of International Health, Care and Public Health Research Institute – CAPHRI, Faculty of Health, Medicine and Life Sciences, Maastricht University, Maastricht, Germany
  • Simon Bimczok - Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen, Düsseldorf, Germany
  • Hannah Schütt - Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen, Düsseldorf, Germany
  • Simone Weyers - Institut für Medizinische Soziologie, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Germany
  • Dagmar Starke - Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen (AÖGW), Düsseldorf, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 1005

doi: 10.3205/24gmds589, urn:nbn:de:0183-24gmds5893

Published: September 6, 2024

© 2024 Vosseberg et al.
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Hintergrund: Eine evidenzinformierte Umsetzung gesundheitsrelevanter Steuerungsprozesse setzt strukturelle Rahmenbedingungen und langfristig ausgelegte Kooperationsstrukturen zwischen Wissenschaft und Praxis im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) voraus. Eine effiziente Zusammenarbeit ist dabei grundlegend, um Forschungsergebnisse für politische Entscheidungsträger:innen und Fachkräfte im Gesundheitswesen zu generieren und aufzubereiten. Insbesondere auf kommunaler Ebene fehlt es vielerorts an den hierfür erforderlichen Kompetenzen und Strukturen zur Umsetzung eines bidirektionalen Wissenstransfers. Neben methodischen, koordinativen und managementbezogenen Kompetenzen bedarf es einem umfangreichen Verständnis für kommunale Verwaltungs- und Entscheidungsstrukturen und entsprechenden organisationalen Rahmenbedingungen, wie z.B. Mandate, Zugänge und Ressourcen. In Deutschland fehlt es bislang an postgradualen Ausbildungsstrukturen, die Nachwuchskräfte für die Schnittstelle Wissenschaft-Praxis qualifizieren. Im Beitrag wird die wissenschaftliche Evaluation und Weiterentwicklung eines solchen Qualifikatiosmodells vorgestellt.

Methodik: Von 2020 bis 2022 wurde ein Trainee-Rotationsmodell mittels Mixed-Method-Design entwickelt [1]: Aufbauend auf einem Scoping Review, 23 qualitativen Expert:inneninterviews und einem multiprofessionellen Stakeholderworkshop mit 44 Teilnehmenden wurden die wesentlichen Tätigkeitsfelder und Kompetenzen für die Arbeit an der Schnittstelle identifiziert und priorisiert. Das daraus resultierte Trainee-Rotationsmodell wurde von April 2023 bis Oktober 2023 pilotiert, im Rahmen einer Prozessevaluation wissenschaftlich begleitet und anschließend adaptiert. Dazu wurden in einem iterativen Prozess die Kernelemente der Pilotierung (z.B. Logbücher, Forschungsbericht und Gesprächsprotokolle), die Lernzielerreichung sowie die Erfahrungen der beteiligten Personen mittels Dokumentenanalyse und qualitativen Fokusgruppen ausgewertet. Die begleitende Fortbildungsreihe wurde deskriptiv evaluiert. Zusätzlich wurden das Projektkonsortium und weitere Expert:innen mittels Konsensusverfahren systematisch in die Modelladaption integriert.

Ergebnisse: Das adaptierte Trainee-Rotationsmodell “Wissenstransfer im ÖGD” umfasst sechs Tätigkeitsfelder : (1) Netzwerk- und Gremienarbeit, (2) Wissensmanagement, (3) Wissenskommunikation, (4) Projektmanagement, (5) Capacity Building & Change Management und (6) Verstetigung von Wissenstransferprozessen. Den übergeordneten Tätigkeitsfeldern wurden 18 Tätigkeitsbereiche (z.B. II.C „Erarbeitung von Evidenzsynthesen“ oder V.A „Stärkung organisationaler Rahmenbedingungen“) zugewiesen, denen wiederum insgesamt 75 Lernziele unterordnet werden konnten (z.B. II.C.8 „Rechercheergebnisse mittels Evidenzsynthesen zusammenfassen“). Ziel des Trainee-Rotationsmodell ist es, den Teilnehmer:innen umfangreiche Kompetenzen im Überschneidungsbereich von integriertem Verwaltungshandeln und evidenzinformiertem Arbeiten zu vermitteln. Hierzu vermittelt das Programm, wie eine angemessene und adressat:innengerechte Aufbereitung und Kommunikation wissenschaftlicher Erkenntnisse gelingen kann und wie organisationale Veränderungs- und Weiterentwicklungsprozesse zur institutionellen Verankerung von Wissenstransferprozessen gefördert werden können. Die Kompetenzvermittlung erfolgt durch die Kombination von vier theoretischen wie praktischen Modell-Komponenten (i) Trainee-Rotation, (ii) Mentoring, (iii) Fortbildungsreihe und (iv) Trainee-Forschungsprojekt.

Diskussion: Das weiterentwickelte Trainee-Rotationsmodell zielt darauf ab, Fachkräfte für die Planung, Durchführung und Implementierung von Wissenstransferprozessen auf kommunaler Ebene zu qualifizieren. Dazu sind der Erwerb und Ausbau von Wissenstransfer-Kompetenzen sowie die Stärkung spezifischer Forschungszweige, die sich ÖGD-relevanten Themen widmen, unerlässlich. Fragmentierte Kooperationsstrukturen zwischen Wissenschaft und Praxis sowie ein akuter Mangel an qualifizierten Fachkräften stellen signifikante Barrieren für den Aufbau lokaler Evidenz-Ökosysteme dar. Das Trainee-Rotationsmodell „Wissenstransfer im ÖGD“ adressiert diese Herausforderungen durch eine systematische Integration von Theorie und Praxis, die eine effektive Vernetzung und Kooperation zwischen kommunalen Gesundheitsämtern und akademischen Einrichtungen fördert und Wissenschaft und Praxis langfristig bei der evidenzinformierten Aufgabenwahrnehmung unterstützt.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
Arnold L, Bimczok S, Clemens T, Brand H, Starke D. Implementing evidence ecosystems in the public health service: Development of a framework for designing tailored training programs. PloS one. 2024;19(4):e0292192. DOI: 10.1371/journal.pone.0292192 External link