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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Evaluation des TK-OnlineCoaches zur Fitnesssteigerung – Ergebnisse einer randomisiert kontrollierten Studie

Meeting Abstract

  • Urs Alexander Fichtner - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Germany
  • Iris Tinsel - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Germany
  • Matthias Sehlbrede - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Germany
  • Ramona Wurst - Institut für Sport und Sportwissenschaft, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg, Germany
  • Phillip Maiwald - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Germany
  • Martina Bischoff - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Germany
  • Gloria Metzner - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Germany
  • Christian Schlett - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Germany
  • Judith Brame - Institut für Sport und Sportwissenschaft, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg, Germany
  • Jan Kohl - Institut für Sport und Sportwissenschaft, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg, Germany
  • Daniel König - Department für Ernährungswissenschaften, Institut für Ernährung, Bewegung und Gesundheit Universität Wien, Wien, Austria; Zentrum für Sportwissenschaft und Universitätssport, Institut für Ernährung, Bewegung und Gesundheit, Universität Wien, Wien, Austria; Institut für Sport und Sportwissenschaft, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg, Germany
  • Rainer Bredenkamp - Universitäres Cancer Center Hamburg, Hubertus Wald Tumorzentrum, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Erik Farin-Glattacker - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 181

doi: 10.3205/24gmds546, urn:nbn:de:0183-24gmds5464

Published: September 6, 2024

© 2024 Fichtner et al.
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Text

Einleitung: Bewegungsmangel wird weltweit mit erheblichen Gesundheitsrisiken in Verbindung gebracht und trägt maßgeblich zur Gesamtmortalität bei [1]. Trotz Empfehlungen für regelmäßige körperliche Aktivität (KA) bleiben viele Erwachsene inaktiv, was mit sozioökonomischen und umweltbedingten Faktoren in Zusammenhang steht. Digitale Fitnessinterventionen bieten das Potenzial zur Förderung der KA in der breiten Bevölkerung, einschließlich derer, die über begrenzte zeitliche und finanzielle Ressourcen oder eingeschränkten Zugang zu Fitnesseinrichtungen verfügen [2]. Studien zur Überprüfung der Wirksamkeit solcher Programme unterscheiden sich in ihren Ergebnissen, was auf Unterschiede im Design, die Benutzereinbindung, sowie die eingesetzten Techniken zur Verhaltensänderung zurückgeführt werden kann.

Ziel dieser Studie war es, die Wirksamkeit des 12-wöchigen multimodalen webbasierten TK-FitnessCoach zu bewerten. Das Programm ist Teil des TK-GesundheitsCoaches, der von der Techniker Krankenkasse angeboten wird. Die langfristige Effektivität des Programms wurde mit einer randomisiert kontrollierten Studie (RCT) untersucht.

Methoden: Der Einschluss von Proband*innen erstreckte sich von Januar bis Oktober 2020 deutschlandweit über Online- und Printmedien. Teilnahmeberechtigt waren volljährige Studieninteressierte ohne schwerwiegende Erkrankungen, unabhängig von ihrer Krankenkassenmitgliedschaft. Bei Studieneinschluss erfolgte die Randomisierung in eine von zwei Gruppen. Die Interventionsgruppe (IG) erhielt einen algorithmusbasierten, interaktiven, personalisierten Onlinecoach und die Kontrollgruppe (KG) evidenzbasierte, nicht-interaktive, nicht-personalisierte Online-Informationen. Die Datenerhebung erfolgte per Online-Fragebogen zu vier Messzeitpunkten: t0 (Baseline, nach Registrierung, vor Programmstart), t1 (Follow-Up nach 12 Wochen/ Programmabschluss), t2 (6 Monate nach Programmabschluss) und t3 (12 Monate nach Programmabschluss) [3]. Die Evaluation umfasste die Testung von drei Hypothesen:

Es ist eine signifikante Steigerung der KA in beiden Gruppen festzustellen.

Die Effekte bzgl. des primären und der sekundären Outcomes sind in der IG stärker als in der KG.

Personen der IG, die das Programm intensiver nutzten, zeigen eine höhere Steigerung der KA als jene, die es weniger intensiv nutzten.

Als primäres Outcome wurde die selbstberichtete KA in Min./Woche über alle Messzeitpunkte genutzt. Die sekundären Outcomes umfassten Körpergewicht, gesundheitsbewusste und gewichtskontrollierende Ernährung [4] sowie körperliche und psychische Lebensqualität [5]. Zur Hypothesenprüfung wurden Mehrebenenanalysen mittels Intention-To-Treat (ITT)-Analyse und Complete Cases (CC)-Analyse durchgeführt. In der ITT-Analyse wurden fehlende Werte durch multiple Imputation ersetzt. Der CC-Datensatz diente zur Sensitivitätsanalyse.

Ergebnisse: Der ITT-Datensatz beinhaltete n=1.153 Personen in der IG und n=1.177 in der KG. Der CC-Datensatz umfasste n=363 Fälle in der IG und n=258 Fälle in der KG.

In beiden Studienarmen konnte eine signifikante Steigerung der KA über die Messzeitpunkte gemessen werden (∆IG(t3-t0)=72,92 Min./Wo; ∆KG(t3-t0)=74,12 Min./Wo), was Hypothese 1 unterstützt. In Bezug auf die sekundären Outcomes war eine signifikante Verbesserung des Ernährungsverhaltens beobachtbar. Für andere sekundäre Outcomes wurde kein signifikanter Zeiteffekt gefunden. Hypothese 2 musste verworfen werden, da kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Studienarmen nachweisbar war. Auch für Hypothese 3 fanden wir keine Evidenz. Ein signifikanter Unterschied zwischen den Nutzertypen wurde nicht festgestellt. Die Sensitivitätsanalysen zeigten keine substantiell abweichenden Ergebnisse.

Schlussfolgerung: Sowohl beim interaktiven TK-FitnessCoach, als auch bei nicht-interaktiven webbasierten Gesundheitsinformationen konnten nachhaltige Effekte festgestellt werden, wobei kein Unterschied zwischen den Gruppen messbar war. Dieses Ergebnis wirft die Frage auf, welche Komponenten in digitalen Interventionen letztendlich relevant zur Steigerung der körperlichen Aktivität beitragen. Algorithmusbasierte Interaktivität und Personalisierung allein konnten keine zusätzliche Aktivitätssteigerung bewirken.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
World Health Organization. WHO guidelines on physical activity and sedentary behaviour: at a glance. 2020. Available from: https://www.who.int/europe/publications/i/item/9789240014886 External link
2.
De Santis KK, Jahnel T, Sina E, Wienert J, Zeeb H. Digitization and Health in Germany: Cross-sectional Nationwide Survey. JMIR Public Health Surveill. 2021 Nov 22;7(11):e32951.
3.
Tinsel I, Metzner G, Schlett C, Sehlbrede M, Bischoff M, Anger R, et al. Effectiveness of an interactive web-based health program for adults: a study protocol for three concurrent controlled-randomized trials (EVA-TK-Coach). Trials. 2021 Dec;22(1):526.
4.
Wurst R, Brame J, Ramsenthaler C, König D, Fuchs R. A questionnaire to assess eating behavior: Structure, validity and responsiveness of a new German eating behavior scale (SEV). Appetite. 2022 Jan;168:105668.
5.
Wirtz MA, Morfeld M, Glaesmer H, Brähler E. Konfirmatorische Prüfung der Skalenstruktur des SF-12 Version 2.0 in einer deutschen bevölkerungs-repräsentativen Stichprobe. Diagnostica. 2018 Apr;64(2):84–96.