Article
Fördert ein Schulungsangebot für Versicherte die Zuversicht und Nutzung einer elektronischen Patientenakte (ePA)?
Search Medline for
Authors
Published: | September 6, 2024 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Die elektronische Patientenakte (ePA) ist ein wichtiger Baustein im Rahmen der Digitalisierung des Gesundheitswesens mit dem Ziel, die medizinische Versorgung durch eine verbesserte Informationsverfügbarkeit und -verarbeitung zu optimieren und die Teilhabe der Versicherten an ihrer Gesundheitsversorgung zu verbessern. Die Nutzung der ePA durch die Versicherten ist jedoch durchaus nicht unstrittig, sie erfordert bei den Menschen eine neue Form der digitalen Gesundheitskompetenz. In diesem Zusammenhang hat die AOK Niedersachsen ein Schulungsangebot zur ePA (90 Min.) für Versicherte entwickelt und für Interessierte sowohl digital als auch in Präsenz angeboten, unabhängig davon, bei welcher gesetzlichen Krankenkasse die Personen versichert waren. Die Inanspruchnahme und die Wirkung der Schulung auf die Teilnehmenden wurde bei den ersten 5 Schulungen evaluiert.
Methode: Die Befragung der Teilnehmenden(TN) erfolgte auf Basis standardisierter Fragebögen in einem Pretest-Posttest-Design mit Follow-up, sie wurde über das Befragungsportal SoSci Survey auf dem Server der MHH zu drei Erhebungszeitpunkten umgesetzt. Vor Beginn des Seminars (T0), innerhalb einer Woche nach dem Seminar (T1) und 3 Monate nach dem Seminar (T2). Dabei wurden soziodemographische Daten der TN, deren Nutzungsverhalten bezüglich der ePA, ihre Zuversicht im Umgang mit der ePA sowie die Zufriedenheit mit den Schulungsinhalten erfasst.
Ergebnisse: Drei Schulungen wurden digital, zwei Schulungen in Präsenz angeboten. Es haben insgesamt 162 Personen teilgenommen, ausgefüllte Fragebögen für T0 liegen von 75 Personen vor, für T1 von 64 Personen und für T2 von 25 Personen. Das Durchschnittsalter der Responder betrug 63 Jahre (Spannweite: 26 bis 85 Jahre), 73 % der TN sind weiblich, 65 % haben einen hohen Bildungsabschluss.
Zu T1 gaben 91 % der TN an, dass sie zuversichtlicher als vor der Schulung darin sind, Dokumente in der ePA einzusehen, 90 % sind zuversichtlicher darin, Berechtigungen für ihre Behandelnden zu erteilen oder eigene Dokumente hochladen zu können. 89% der TN sagen, dass ihre Fragen zur ePA durch die Schulung beantwortet wurden. Entsprechend hoch ist die Einschätzung der TN, einen persönlichen Nutzen durch die Schulung erlangt zu haben (95 %), die Schulung insgesamt wird mit der Durchschnittsnote 1.9 bewertet, unabhängig davon, ob das Seminar online oder in Präsenz angeboten wurde. Von den 49 TN, die die ePA vor der Schulung noch nicht eingerichtet hatten, geben 92 % (n=45) an, sich diese einrichten zu wollen. Zu T0 gaben 37 Personen an, Sorgen hinsichtlich eines Missbrauchs ihrer Daten zu haben, dies hat sich zu T1 deutlich verringert (n=12).Lediglich 4 TN wollen sich auch nach der Schulung eine ePA nicht einrichten, bei diesen Personen konnten die Datenschutzbedenken nicht ausgeräumt werden.
Schlussfolgerung/Ausblick: Eine kurze Schulung ist geeignet, um das Nutzungsverhalten der Versicherten bezüglich der ePA zu unterstützen und sie in ihrer Zuversicht im Umgang mit der digitalen Anwendung zu stärken. Es gelingt auch, Bedenken bezüglich der Datensicherheit zu thematisieren und Vorbehalte abzubauen. Dennoch wünschen sich viele Versicherte mehr Aufklärung durch die Krankenkassen und Unterstützung durch Ärztinnen und Ärzte sowie durch medizinisches Fachpersonal für einen sicheren Umgang mit der ePA. Für eine erfolgreiche Umsetzung sollten zukünftig die Versicherten, ggf. auch Ärztinnen und Ärzte und das medizinische Fachpersonal kontinuierlich praxisnah informiert und geschult werden.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.