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Verfügbarkeit und Qualität von mobilen Gesundheitsanwendungen zur Adipositas-Behandlung auf dem deutschen Gesundheitsmarkt
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Published: | September 6, 2024 |
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Hintergrund: Übergewicht und Adipositas gehören weltweit zu den weitverbreitetsten Gesundheitsproblemen, die die Entstehung verschiedener Krankheiten fördern und erhebliche Auswirkungen auf das Gesundheitssystem haben [1]. In Deutschland beträgt die Prävalenz von Adipositas bei Erwachsenen 19% [2]. Gesundheitsapps bieten bei der Behandlung und Prävention einen neuen Ansatz und haben sich in früheren Studien als wirksam erwiesen [3], [4], [5]. Es ist jedoch wichtig, die Verfügbarkeit und Qualität dieser mobilen Anwendungen zu untersuchen. Das Ziel dieser systematischen Bewertung ist es, die Verfügbarkeit und Qualität von deutschsprachigen Gesundheitsapps zur Behandlung von Adipositas zu evaluieren.
Methode: Im Januar 2024 wurde eine systematische Suche nach Gesundheitsapps im Google und Apple App Store durchgeführt. Es wurden nur Apps berücksichtigt, die sowohl für Android als auch für iOS in deutscher Sprache verfügbar waren. Während des Screening-Prozesses wurden Anwendungen, die die vorab festgelegten Einschlusskriterien nicht erfüllten, ausgeschlossen. Für die Qualitätsbewertung der Gesundheitsapps wurde die deutsche Version der „Mobile Application Rating Scale“ (MARS-G) verwendet. Der Inhalt der Gesundheitsapps wurde anhand der deutschen S3-Leitlinie Adipositas – Prävention und Therapie kontrolliert. Die Ergebnisse wurden mittels deskriptiver Statistik ausgewertet und in Tabellen aufbereitet.
Ergebnisse: Nach dem Screening wurden zehn Apps in die Bewertung einbezogen. Die Apps unterschieden sich hinsichtlich ihrer Merkmale: Kalorienzähler, individualisierter Trainingsplan, Lerninhalte, Ernährungspläne und Übungen zur Verhaltensänderung. Im Durchschnitt erfüllten die Gesundheitsapps 6,4 von 12 Empfehlungen der deutschen Adipositas-Leitlinie. Der MARS-G erreichte einen Mittelwert von 3,39 (SD = 0,39). Der Abschnitt „Engagement“ erzielte mit einem Mittelwert von 3,14 (SD = 0,57) den niedrigsten Qualitätswert, während der Abschnitt „Ästhetik“ mit einem Mittelwert von 3,57 (SD = 0,52) den höchsten Wert erreichte.
Schlussfolgerung: Deutsche Gesundheitsapps zur Behandlung von Adipositas erfüllen einige Empfehlungen der deutschen Adipositas-Leitlinie. Es sollte jedoch erwähnt werden, dass die S3-Leitlinie Adipositas bereits vor 10 Jahren veröffentlicht wurde und bisher noch keine Aktualisierung stattfand. Nach der MARS-G weisen die Gesundheitsapps eine angemessene bis gute Qualität auf. Die Bewertung der Qualität von Gesundheitsapps kann für Patient:innen jedoch eine Herausforderung darstellen, obwohl sie leicht zugänglich und niedrigschwellig sind. Dahingegen bieten Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA), die von der gesetzlichen Krankenversicherung erstattet werden, evidenzbasierte Informationen, auch wenn der Zugang womöglich mit höheren Hürden verbunden ist. Es sollte in Zukunft weiter untersucht werden, ob Gesundheitsapps und DiGA aus der Perspektive der Patient:innen dazu beitragen, Hürden abzubauen und den Zugang zu einer ganzheitlichen Adipositas-Behandlung zu erleichtern.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.
Literatur
- 1.
- NCD Risk Factor Collaboration (NCD-RisC). Worldwide trends in body-mass index, underweight, overweight, and obesity from 1975 to 2016: a pooled analysis of 2416 population-based measurement studies in 128·9 million children, adolescents, and adults. Lancet. 2017 Dec 16;390(10113):2627-2642. DOI: 10.1016/S0140-6736(17)32129-3
- 2.
- Schienkewitz A, Kuhnert R, Blume M, Mensink GBM. Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen in Deutschland – Ergebnisse der Studie GEDA 2019/2020-EHIS. J Health Monit. 2022 7(3):23-30. DOI: 10.25646/10292
- 3.
- Ernsting C, Dombrowski SU, Oedekoven M, O’Sullivan JL, Kanzler M, Kuhlmey A, et al. Using Smartphones and Health Apps to Change and Manage Health Behaviors: A Population-Based Survey. J Med Internet Res. 2017 Apr 5;19(4):e101. DOI: 10.2196/jmir.6838
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- Lunde P, Nilsson BB, Bergland A, Kv\u230 ?rner KJ, Bye A. The Effectiveness of Smartphone Apps for Lifestyle Improvement in Noncommunicable Diseases: Systematic Review and Meta-Analyses. J Med Internet Res. 2018 May 4;20(5):e162. DOI: 10.2196/jmir.9751
- 5.
- Lee JA, Choi M, Lee SA, Jiang N. Effective behavioral intervention strategies using mobile health applications for chronic disease management: a systematic review. BMC Med Inform Decis Mak. 2018 Feb 20;18(1):12. DOI: 10.1186/s12911-018-0591-0