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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Wie viel Digital Public Health steckt in Public-Health-Studiengängen? Eine systematische Modulhandbuchanalyse von Vollzeitstudiengängen an öffentlichen Hochschulen und Universitäten in Deutschland

Meeting Abstract

  • Laura Maaß - Universität Bremen, SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, Bremen, Germany; Leibniz ScienceCampus Digital Public Health Bremen, Bremen, Germany; Deutsche Gesellschaft für Public Health e.V., Fachbereich Digital Public Health, Berlin, Germany
  • Joanna Albrecht - Universität Siegen, Lebenswissenschaftliche Fakultät, Department Digitale Gesundheitswissenschaften und Biomedizin, an der Professur für Digital Public Health, Siegen, Germany; Deutsche Gesellschaft für Public Health e.V., Fachbereich Digital Public Health, Berlin, Germany
  • Pinar Tokgöz - Universität Siegen, Lebenswissenschaftliche Fakultät, Department Digitale Gesundheitswissenschaften und Biomedizin, an der Professur für Digital Public Health, Siegen, Germany; Deutsche Gesellschaft für Public Health e.V., Fachbereich Digital Public Health, Berlin, Germany
  • Robert Hrynyschyn - Charité - Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Berlin, Germany; Leibniz ScienceCampus Digital Public Health Bremen, Bremen, Germany; Deutsche Gesellschaft für Public Health e.V., Fachbereich Digital Public Health, Berlin, Germany
  • Anna Lea Stark - Universität Siegen, Lebenswissenschaftliche Fakultät, Department Digitale Gesundheitswissenschaften und Biomedizin, an der Professur für Digital Public Health, Siegen, Germany; Deutsche Gesellschaft für Public Health e.V., Fachbereich Digital Public Health, Berlin, Germany
  • Kamil J. Wrona - Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik, Hochschule Bielefeld, Bielefeld, Germany; Fachbereich Gesundheit, Hochschule Bielefeld, Bielefeld, Germany; Deutsche Gesellschaft für Public Health e.V., Fachbereich Digital Public Health, Berlin, Germany
  • Celina Dunsche - Universität Siegen, Lebenswissenschaftliche Fakultät, Bachelorstudiengang Digital Biomedical & Health Sciences - Digital Public Health, Siegen, Germany
  • Florian Fischer - Charité - Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin, Germany; Bayerisches Zentrum Pflege Digital, Hochschule Kempten, Kempten, Germany; Deutsche Gesellschaft für Public Health e.V., Fachbereich Digital Public Health, Berlin, Germany
  • Annalena Schmidt - Universität Bremen, Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften, Bremen, Germany; Deutsche Gesellschaft für Public Health e.V., Fachbereich Digital Public Health, Berlin, Germany
  • Henriette Schulz - Universität Siegen, Lebenswissenschaftliche Fakultät, Bachelorstudiengang Digital Biomedical & Health Sciences - Digital Public Health, Siegen, Germany; Deutsche Gesellschaft für Public Health e.V., Fachbereich Digital Public Health, Berlin, Germany
  • Sarah Hidding - Universität Siegen, Lebenswissenschaftliche Fakultät, Department Digitale Gesundheitswissenschaften und Biomedizin, an der Professur für Digital Public Health, Siegen, Germany; Universität Bremen, Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften, Bremen, Germany; Deutsche Gesellschaft für Public Health e.V., Fachbereich Digital Public Health, Berlin, Germany
  • Christoph Dockweiler - Universität Siegen, Lebenswissenschaftliche Fakultät, Department Digitale Gesundheitswissenschaften und Biomedizin, Professur für Digital Public Health, Siegen, Germany; Deutsche Gesellschaft für Public Health e.V., Fachbereich Digital Public Health, Berlin, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 90

doi: 10.3205/24gmds494, urn:nbn:de:0183-24gmds4941

Published: September 6, 2024

© 2024 Maaß et al.
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Text

Hintergrund: Digitale Innovationen ermöglichen den effizienteren Ablauf von Prozessen und Arbeitsweisen in verschiedenen Sektoren, darunter dem Gesundheitswesen. Sie sind jedoch nicht nur in der Versorgung von Patient:innen einsetzbar (z.B. als App auf Rezept), sondern bieten ebenso die Möglichkeiten kosteneffizienter und niedrigschwelliger Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention (z.B. Wearables). Ob die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland jedoch erfolgreich sein wird, hängt vorrangig von einer angemessenen Qualifikation des Fachpersonals ab. Daher ist es von großer Bedeutung, dass Bildungsprogramme diese Veränderungen widerspiegeln und sicherstellen, dass Absolvent:innen über das erforderliche Fachwissen und die notwendigen Fähigkeiten verfügen, um künftigen Herausforderungen in der digitalen Gesundheitslandschaft gerecht zu werden. Eine mögliche Herangehensweise ist die Etablierung und regelmäßige Aktualisierung definierter Inhalte wie bei der bundeseinheitlichen Approbationsordnung für Ärzt:innen. Unklar ist jedoch, inwiefern Public Health Studierende auf die Digitalisierung vorbereitet werden und in welchem Umfang Digital Public Health (DiPH)-bezogene Inhalte vermittelt werden. Das Ziel dieser Studie war es daher zu untersuchen, wie stark DiPH in der deutschen akademischen Public Health Lehre etabliert ist.

Methode: Mittels einer systematischen Modulhandbuchanalyse wurden DiPH-bezogene Inhalte von akkreditierten Public Health-orientierten Vollzeit-Studiengängen öffentlicher Hochschulen und Universitäten in Deutschland analysiert. Über die Plattform „Hochschulkompass“ und den Mitgliedsstudiengängen der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH) wurden 422 Studiengänge identifiziert. Als initialer Schritt wurde anhand der Public Health Kernkompetenzen der Association of Schools of Public Health in the European Region (ASPHER) und der DGPH Definition von Public Health [1], [2], [3] untersucht, welche Studiengänge dem Bereich Public Health zuzuordnen sind. Darauf aufbauend wurde analysiert, ob ihre Modulhandbüchern spezifische DiPH-Module angaben. Mittels MAXQDA wurden anschließend die identifizierten DiPH-Module mit einer qualitativen Inhaltsanalyse untersucht.

Ergebnisse: Lediglich 10 Bachelor- und 6 Masterstudiengänge von insgesamt 79 Public Health Programmen wiesen DiPH-Module auf. Sie sind in ihren Schwerpunkten heterogen und unterschiedlichen Public Health-Teilbereichen zuzuordnen (5x Gesundheitsmanagement, 5x Gesundheitswissenschaften, 3x Digital Health 2x Versorgung und 1x Gesundheitskommunikation). Ebenso divers stellten sich die 67 identifizierten DiPH-Module dar. 15 von ihnen fokussierten Themen der Gesundheitspolitik und des Gesundheitssystems, 10 weitere waren der Gesundheitsversorgungsforschung, 8 der Gesundheitsökonomie und 7 der Gesundheitsförderung und Prävention zuzuordnen. Nur 2 Module wurden für die Digitale Epidemiologie identifiziert und keines für Digital Global Health. Innerhalb der Module zeigten sich die Inhalte eher technisch mit einer Tendenz zum klinischeren Digital Health und nur geringfügig sozial- und gesundheitswissenschaftlich [4].

Diskussion: Die heterogene Ausrichtung der identifizierten Studiengänge sowie der individuellen DiPH-Module ermöglichen akademischen Public Health Fachkräften eine spezifische Profilierung, angepasst an ihre Bedürfnisse und den beruflichen Anforderungen. Hierbei muss jedoch berücksichtigt werden, dass nur 17% der Public Health Studiengänge derzeit ausgewiesene DiPH-Module anbieten und die Analyse nur den Lehr-Soll abbilden kann, jedoch nicht die tatsächlich gelehrten Inhalte. Daher kann im Augenblick nicht davon ausgegangen werden, dass Public Health Absolvent:innen in Deutschland optimal auf die Digitalisierung vorbereitet werden. Vielmehr sind die identifizierten Studiengänge als wegweisende Lehrprogramme zu sehen, welche zum flächendeckenden Ausbau DiPH-fokussierender Module an anderen Standorten inspirieren können. Weitere Forschung wird benötigt, um ein DiPH-Kerncurriculum zu entwickeln, welches den internationalen Anforderungen der Wissenschaft und Praxis an künftige Public Health Absolvent:innen genügen kann.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Blättner B. Fachqualifikationsrahmen Public Health. Public Health Forum. 2012;20(4):7-9.
2.
Foldspang A, Birt CA, Otok R, Association of Schools of Public Health in the European Region (ASPHER). ASPHER’s European List of Core Competences for the Public Health Professional. Scandinavian Journal of Public Health. 2018;46(23_suppl):1-52.
3.
Gerlinger T, Babitsch B, Blättner B, Bolte G, Brandes I, Dierks ML, Faller G, Gerhardus A, Gusy B; Deutsche Gesellschaft für Public Health. Situation und Perspektiven von Public Health in Deutschland – Forschung und Lehre. Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Public Health e.V. Gesundheitswese. 2012;74(11):762-6.
4.
Albrecht J, Maaß L, Tokgöz P, Hrynyschyn R, Wrona KJ, Stark AL, Dunsche C, Fischer F, Schmidt A, Schulz H, Hidding S, Dockweiler C. Wie viel Digital Public Health steckt in Public-Health-Studiengängen? Eine systematische Modulhandbuchanalyse von Vollzeitstudiengängen an öffentlichen Hochschulen und Universitäten in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 2024;67(3):339-50.