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Was unterscheidet die verschiedenen Muster der Lebensmittelauswahl? Rekonstruktion der Lebensmittelauswahlmuster von Paaren aus der dyadischen NutriAct-Familienkohorte entlang sozialer und gesundheitsbezogener Gradienten
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Published: | September 6, 2024 |
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Die Wahl der Lebensmittel bestimmt die Energiezufuhr für körperliche Prozesse und spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Einzelnen. Die Entscheidung, was und wie ein Individuum isst, wird jedoch weitgehend durch die Sozialisierung in der Herkunftsfamilie sowie durch spätere Sozialisationskontexte, z. B. durch biografische Übergänge oder romantische Beziehungen, geprägt [1], [2], [3]. Nichtsdestotrotz wurde die Wahl von Lebensmitteln bisher hauptsächlich als weitgehend individualisierte Praxis analysiert.
Wir führten Hauptkomponentenanalysen der Daten von 803 Einzelpersonen (M=64 Jahre; 50% Frauen) durch, die in 402 Paaren aus der NutriAct-Familienstudie rekrutiert wurden, um die selbstberichteten Muster der Lebensmittelauswahl empirisch zu rekonstruieren. Anschließend verglichen wir die rekonstruierten Muster hinsichtlich sozialer Gradienten wie Geschlecht, Pensionierung oder Individual- vs. Paarebene.
Wir rekonstruierten vier verschiedene Muster, die (1) pflanzliche (kohlenhydratarme), (2) tierische, (3) fettarme und (4) zuckerhaltige Patterns repräsentieren und nur geringfügig miteinander korreliert waren (.04≤|r|≤.16). Auf der Ebene der Paare fanden wir geschlechtsspezifische Unterschiede: Männer hielten sich eher an die fleischlastige Ernährung (t(756)=10,17, p<.001, d=.72), während Frauen eher pflanzliche (t(800)=-3,70, p<.001, d=-.26) und fettarme Ernährungsmuster (t(800)=-2,65, p=.008, d=-.19) angaben. Außerdem stieg mit der Anzahl der Rentner:innen innerhalb eines Paares auch die Ähnlichkeit zwischen den Partner:innen bei der Wahl ihrer Lebensmittel (F(2.799)=8,15, p<.001, η=.02). Die Paarebene erklärte bei allen vier Mustern mehr Varianz im Lebensmittelwahlverhalten als die individuelle Ebene (.62≤ICC1≤.78). Wir kommen daher zu dem Schluss, dass die Sozialisierung in Paaren eine zentrale Rolle bei der Auswahl von Lebensmitteln spielt, und zwar mehr als die vorherrschenden Geschlechterrollen oder individuelle Praktiken. Die gefundenen Ernährungsmuster korrespondierten teilweise mit den in der Literatur bekannten, z.B. der mediterranen/nordischen oder der westlichen Ernährung [4], [5].
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.
Literatur
- 1.
- Chen PJ, Antonelli M. Conceptual Models of Food Choice: Influential Factors Related to Foods, Individual Differences, and Society. Foods. 2020;9(12):1898.
- 2.
- Meltzer HM, Brantsæter AL, Trolle E, Eneroth H, Fogelholm M, Ydersbond TA, Birgisdottir BE. Environmental Sustainability Perspectives of the Nordic Diet. Nutrients. 2019;11(9):2248.
- 3.
- Connors M, Bisogni CA, Sobal J, Devine CM. Managing values in personal food systems. Appetite. 2001;36(3):189-200.
- 4.
- Martinez-Gonzalez MA, Bes-Rastrollo M, Serra-Majem L, Lairon D, Estruch R, Trichopoulou A. Mediterranean food pattern and the primary prevention of chronic disease: recent developments. Nutr Rev. 2009;67 Suppl 1:S111-6.
- 5.
- Shively CA, Appt SE, Vitolins MZ, Uberseder B, Michalson KT, Silverstein-Metzler MG, Register TC. Mediterranean versus Western Diet Effects on Caloric Intake, Obesity, Metabolism, and Hepatosteatosis in Nonhuman Primates. Obesity. 2019;27(5):777-784