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Vergleich von hypothesen- und datengetriebenen Endpunktscores bei jungen Erwachsenen – eine Analyse in der DONALD Studie
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Published: | September 6, 2024 |
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Einleitung: Im jungen Erwachsenenalter liegen oft noch keine chronischen Erkrankungen vor, jedoch sind bereits Risikofaktoren (z.B. Adipositas) dafür vorhanden. „Endpunktscores“ könnten hilfreich sein, junge Erwachsene mit erhöhtem Risiko für chronische Erkrankungen frühzeitig zu identifizieren. Das Ziel war es daher, bei jungen Erwachsenen Endpunktscores hypothesen- und datengetrieben abzuleiten und anhand dieser, Subgruppen bezüglich des Erkrankungsrisikos zu beschreiben.
Methoden: In der prospektiven DONALD Studie wurden bei 492 Teilnehmern (56% weiblich, 20–47 Jahre) 7 etablierte hypothesengetriebene Endpunktscores (Framingham Risk Score - Adult Treatment Panel III (FRS-ATP III, geschlechtsspezifisch), Prospective Cardiovascular Münster Study Score (PROCAM-2007), Lifeʼs Simple 7 (LS7), German Diabetes Risk Score (GDRS-2022), Fatty Liver Index (FLI), Hepatic Steatosis Index (HSI), Proinflammatory Score (PIS)) gebildet. Bei 423 der Probanden (58% weiblich, 20–41 Jahre) wurde zudem eine Clusteranalyse (hierarchisch, k-means) mit 12 kontinuierlichen metabolischen Risikofaktoren (Body Mass Index, Taillenumfang, systolischer und diastolischer Blutdruck, Gesamtcholesterol, High-Density-Lipoprotein, Low-Density-Lipoprotein, Triglyceride, Nüchternglucose, Gamma-Glutamyltransferase, Aspartat-Aminotransferase, Alanin-Aminotransferase) durchgeführt. Die hypothesen- und datengetriebenen Endpunktscores wurden miteinander mittels alters- und geschlechtsadjustierten linearen Regressionsmodellen und Chi-Quadrat Tests verglichen.
Ergebnisse: Im Median (Minimum–Maximum) erreichten die Teilnehmer folgende Punktzahlen für die hypothesengetriebenen Endpunktscores: FRS-ATP-III-Männer: -4 (-10–13) Punkte, Frauen: -3 (-8–16); PROCAM-2007: 8 (0–40), LS7: 10 (4–14), GDRS-2022: 21 (9,5–53), FLI: 8,1 (0,5–99,3), HSI: 32,4 (21,2–65,4), PIS: -0,1 (-1,1–2,4). FRS-ATP III und PROCAM-2007 korrelierten am stärksten miteinander (Männer: Spearmanʼs Rho (ρ)=0,84, Frauen: ρ=0,75, jeweils P<0,0001), wohingegen PROCAM-2007 und PIS nur schwach korrelierten (ρ=0,21, P=0,0017). Verglichen mit dem niedrigsten Terzil wurde eine positive Assoziation zwischen dem höchsten Terzil und dem absoluten Risiko für koronare Herzerkrankungen (FRS-ATP III) und Diabetes mellitus Typ 2 (GDRS-2022), dem BMI (alle hypothesengetriebenen Endpunktscores) und dem Raucheranteil (FRS-ATP III, PROCAM-2007, LS7, GDRS-2022, FLI) beobachtet (P<0,05). In der Clusteranalyse wurden zwei Cluster (1: comparably high risk, 2: comparably low risk) identifiziert. Verglichen mit Cluster 2 wiesen Teilnehmer in Cluster 1 (n=130, 30,7%) im Median eine niedrigere Punktzahl für den LS7 und höhere Punktzahlen für alle anderen hypothesengetriebenen Endpunktscores (jeweils P<0,0001) auf. Das absolute Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 war generell im Median niedrig, doch für Teilnehmer in Cluster 1 mehr als doppelt so hoch wie für Teilnehmer in Cluster 2 (1,1% vs. 0,5%, P<0,0001). Hinsichtlich des absoluten Risikos für koronare Herzerkrankungen zeigte sich 1) ein höheres Risiko für Frauen (P<0,0001) aber 2) nicht bei Männern (P=0,2425) bei Verwendung des FRS-ATP III; und 3) es konnten keine Unterschiede mit dem PROCAM-2007 beobachtet werden (P=1,0000). Ein „optimaler“ kardiovaskulärer Gesundheitszustand (≥10 Punkte, LS7) lag bei 29,3% der Teilnehmer in Cluster 1 und 84,6% der Teilnehmer in Cluster 2 vor (P<0,0001). Verglichen mit Teilnehmern im Cluster 2 wurden bei Teilnehmern im Cluster 1 vermehrt erhöhte Fettleberparameter (FLI≥60 bzw. HSI>36 Punkte) beobachtet (18,5% vs. 0,0% bzw. 50,0% vs. 11,6%, P<0,0001).
Schlussfolgerung: Mit hypothesen- sowie mit datengetriebenen Endpunktscores ließen sich bei den DONALD Teilnehmern Subgruppen hinsichtlich des Erkrankungsrisikos spezifizieren. Die Ergebnisse deuten an, dass bei jungen, gesunden Erwachsenen bereits Unterschiede im metabolischen Risikoprofil existieren können.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.