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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Bewegungsförderung in Kitas in Deutschland: Ergebnisse einer repräsentativen Querschnittsstudie von 2023

Meeting Abstract

  • Susanne Jordan - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Germany
  • Susanne Krug - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Germany
  • Olga Maria Domanska - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Germany
  • Johanna Romefort - Deutsches Jugendinstitut, München, Germany
  • Sophie Hermann - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Germany
  • Dorothea Mößnang - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Germany
  • Susanne Kuger - Deutsches Jugendinstitut, München, Germany
  • Julika Loss - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 453

doi: 10.3205/24gmds429, urn:nbn:de:0183-24gmds4294

Published: September 6, 2024

© 2024 Jordan et al.
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Text

Einleitung: Die Lebenswelt Kindertagesstätte (Kita) ist besonders geeignet, die körperliche Aktivität von Kindern zu fördern. Über 90% der Kinder in Deutschland besuchen eine Kita, so dass fast alle Kinder erreicht werden können. Kinder sollten mindestens eine Stunde pro Tag körperlich aktiv sein, damit die Bewegung bereits während der täglichen Kitazeit eine ausreichende gesundheitsförderliche Wirkung erreicht [1]. Um dieses Aktivitätsziel zu erreichen, gelten strukturierte und tägliche Maßnahmen zur Bewegungsförderung, eine tägliche freie Bewegungszeit für die Kinder, ausreichend verfügbare Bewegungsräume und gut qualifizierte pädagogische Fachkräfte als erfolgsversprechende Bedingungen [2]. Bewegungsförderung ist eine häufige Präventionsaktivität in Kitas in Deutschland [3], [4]. Bisherige Studien beziehen sich bislang überwiegend auf die Wirksamkeit einzelner, spezifischer Projekte oder sind lokal begrenzt ([4]; [5], S. 2). Bislang ist unzureichend erforscht, mit welchen konkreten Maßnahmen Kitas Bewegungsförderung im Alltag umsetzen und wie verbreitet diese sind. Die Studie „Befragung zum Stand der Bewegungsförderung in Kindertageseinrichtungen“ hat deshalb zum Ziel, die Verbreitung von Maßnahmen zur Bewegungsförderung in Kitas in Deutschland sowie deren fördernde und hemmende Faktoren zu untersuchen [5].

Methoden: In einer zweistufigen Zufallsstichprobe wurden rund 5.500 Kitas aus einer Kita-Adressdatenbank des Deutschen Jugendinstituts gezogen und von November 2022 bis Februar 2023 zur Befragung eingeladen. Um verschiedene Perspektiven auf die Bewegungsförderung in der institutionellen Betreuung zu erfassen, wurden in jeder Kita die Leitung und ein Mitglied des pädagogischen Personals gebeten, jeweils einen standardisierten Fragebogen auszufüllen, deren Inhalte sich ergänzten. Die Fragebögen konnten schriftlich-postalisch (PAPI) oder alternativ online (CAWI) beantwortet werden. Inhalte der Befragung waren die Umsetzung unterschiedlicher Arten der Bewegungsförderung im Alltag der Kita und verschiedene Einflussfaktoren darauf, wie strukturelle Bedingungen oder personelle Faktoren der Kitabeschäftigten [5]. Von n = 1.647 Kitas liegen ein ausgefüllter Fragebogen der Kitaleitung und einem Mitglied des pädagogischen Personals vor. Ergebnisse deskriptiver Analysen werden im Abstract vorgestellt, weitergehende Regressionsanalysen sollen im Vortrag vorgestellt werden.

Ergebnisse: Eine tägliche Stunde freie Bewegungszeit erreichten fast alle Kitas (95,9%; 95%-KI 94,3-97,1). Etwa ein Viertel der Kitas führte täglich eine angeleitete Bewegungszeit von mindestens einer Stunde durch (23,3%; 95%-KI 20,7-26,2). Kitas mit einem offenen Gruppenkonzept oder solche, in denen das pädagogische Personal häufig oder immer die Bewegungsaktivitäten selbst mitmachte, führten häufiger mindestens eine angeleitete Bewegungsstunde pro Tag durch. Kitas mittlerer Größe (zwischen 26 und 75 Kindern) praktizierten dies hingegen seltener als kleine bzw. große Kitas. Bei der Fläche pro Kind im Innenbereich oder bei Vorhandensein eines Bewegungsraums zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Kitas. Die Hälfte der Kitas verfügte über pädagogische Fachkräfte mit einer Zusatzqualifikation im Bereich Bewegung (49,1%; 95%-KI 45,9-52,3). In 43,0% der Kitas ist Bewegung im Konzept oder Leitbild bzw. als Schwerpunkt verankert (95%-KI 39,9-46,3). Zum Zeitpunkt der Befragung nahmen 41,6% an einem Programm zur Bewegungsförderung teil (95%-KI 38,6-44,8).

Schlussfolgerung: Bewegungsförderung in Kitas ist weit verbreitet. In jeder vierten Kita ist Bewegungsförderung ein Schwerpunkt und jede zweite Kita hat Beschäftigte mit einer bewegungsspezifischen Weiterbildung. Trotzdem sind tägliche strukturierte Bewegungszeiten in Kitas noch die Ausnahme. Strukturelle wie auch personelle Faktoren sind mit diesen Unterschieden assoziiert, die Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung der Bewegungsförderung in Kitas liefern.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
Schaller K, Effertz T, Gerlach S, Grabfelder M, Müller MJ. Prävention nichtübertragbarer Krankheiten – eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Grundsatzpapier der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK). Berlin: DANK; 2016.
2.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Rütten A, Pfeifer K, editors. Nationale Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung. Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung – Sonderheft 03. Köln: BZgA; 2017.
3.
Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e. V. (MDS); GKV-Spitzenverband. Präventionsbericht 2020. Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung: Primärprävention und Gesundheitsförderung. Leistungen der sozialen Pflegeversicherung: Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen. Berichtsjahr 2019. Essen, Berlin: MDS, GKV-Spitzenverband; 2020.
4.
Babitsch B, Geene R, Hassel H, Kliche T, Paulus P, Quilling E, et al. Systematisierung konzeptioneller Ansätze zur Prävention von Kinderübergewicht in Lebenswelten (SkAP). Abschlussbericht. Berlin: Bundesministerium für Gesundheit; 2016.
5.
Hermann S, Krug S, Domanska OM, Wurm J, Romefort J, Kuger S, et al. Physical activity promotion in daycare centres in Germany: study protocol for a cross-sectional survey within the BeweKi study. BMJ Open. 2023;13(6):070726.