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Körperlich-aktivitätsbezogene Gesundheitskompetenz: Entwicklung und Validierung eines Messinstrumentes
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Published: | September 6, 2024 |
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Hintergrund: Die positiven Effekte der körperlichen Aktivität sind auf physischer und psychischer Ebene gut erforscht. Körperliche Aktivität hat einen signifikanten gesundheitlichen Nutzen auf vielen Ebenen (z.B. durch die Reduktion der Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen) [1] und stellt eine effektive primär- und sekundärpräventive Interventionsstrategie dar [2]. Dabei bewegen sich 72% der deutschen Bevölkerung im Bereich für zusätzlichen gesundheitlichen Nutzen, wohingegen nur 13% den Korridor der Mindestaktivitätsempfehlung gerade erreichen und sogar 14% die Empfehlungen nicht erreichen [3]. Inaktivität ist eine der führenden Risikofaktoren für die Entstehung von nicht-übertragbaren Krankheiten. Eine vermehrte körperliche Aktivität ist assoziiert mit einer gesteigerten Gesundheitskompetenz (GK) [4]. Während in bisherigen Instrumenten zur Messung der GK die Fähigkeiten zu Informationenbeschaffung und -verarbeitung über Verhaltensweisen hinweg erfasst werden, existiert bisher kein Instrument zur Erfassung der körperlich-aktivitätsbezogenen GK (kaGK).
Methode: Im Rahmen dieser Studie werden übergeordnete Dimensionen für das Konstrukt der kaGK und ein Erhebungsinstrument für das Erwachsenenalter entwickelt, um den Fokus auf das gezielte Finden, Verstehen, Beurteilen und Anwenden von Gesundheitsinformationen zur körperlichen Aktivität zu legen. Die kaGK orientiert sich dabei an der Konzeptualisierung von Sørensen et al. [5] und wird als Informationsverarbeitungskompetenz verstanden. Über ein dreistufiges eDelphi Verfahren wird der Itempool von Fachexpert:innen aus den Gesundheits- und Sportwissenschaften hinsichtlich der Relevanz und Verständlichkeit bewertet und adaptiert. Die Güte des angepassten Messinstrumentes wird anschließend über eine quantitative Querschnittstudie geprüft. Dabei sollen beispielsweise die interne Konsistenz, Boden- und Deckeneffekte, Korrelationen, sowie eine Hauptkomponentenanalyse und konfirmatorische Faktoranalyse berechnet werden.
Ergebnisse: Die 4x3 Matrix mit den Dimensionen Krankheitsbewältigung, Krankheitsprävention, Gesundheitsförderung und den Fähigkeitsbereichen Finden, Verstehen, Beurteilen und Anwenden wurde auf die körperliche Aktivität und bewegungsspezifische Gesundheitsinformationen angepasst. Der erste Itempool besteht aus insgesamt 60 Items und wird zurzeit inhaltlich und strukturell über das eDelphi angepasst. Das eDelphi Verfahren startete im Februar 2024. Nach der ersten eDelphi Runde mit 19 Expert:innen konnte der Itempool auf 32 Items reduziert werden. Die Struktur des Messinstrumentes bezüglich der Dimensionen soll in der zweiten eDelphi Runde (23.04.2024) diskutiert werden. Die dritte eDelphi Runde soll ab Mai 2024 beginnen, sodass im Anschluss der Itempool finalisiert werden kann und die quantitative Querschnittsstudie erfolgen wird.
Schlussfolgerung: In der GK-Forschung entwickeln sich zunehmend bereichsspezifische Konzepte und Mesinstrument. In Abgrenzung zum bereits existierenden Konstrukt der bewegungsspezifischen GK fokussiert das Konzept der kaGK auf die Erschließung und Verarbeitung der körperlich-aktivitätsbezogenen Gesundheitsinformationen und erhebt keine trainingsspezifischen Kompetenzen. Das Messinstrument soll künftig sowohl in Forschung als auch Praxis eingesetzt werden und Wissenschaftler:innen wie Praxisakteuren bei der Erhebung von Daten und der Ableitung von zielgruppengerechten Ansätzen zur Förderung von körperlicher Aktivität dienen.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.
Literatur
- 1.
- Kraus WE, Powell KE, Haskell WL, Janz KF, Campbell WW, Jakicic JM et al. Physical Activity, All-Cause and Cardiovascular Mortality, and Cardiovascular Disease. Med Sci Sports Exerc. 2019;(6):1270–81.
- 2.
- Warburton DER, Bredin SSD. Health benefits of physical activity: a systematic review of current systematic reviews. Curr Opin Cardiol. 2017;32(5):541–56.
- 3.
- Froböse I, Wallmann-Sperlich B. Der DKV-Report 2023. Wie gesund lebt Deutschland? DKV/DSHS; 2023.
- 4.
- Buja A, Rabensteiner A, Sperotto M, Grotto G, Bertoncello C, Cocchio S et al. Health Literacy and Physical Activity: A Systematic Review. J Phys Act Health. 2020;17(12):1259–74.
- 5.
- Sørensen K, van den Broucke S, Fullam J, Doyle G, Pelikan J, Slonska Z et al. Health literacy and public health: a systematic review and integration of definitions and models. BMC Public Health. 2012;12:80.