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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Projekt MOBIL-MD – soziale Ungleichheiten bei der beruflichen Wiedereingliederung und sozialen Mobilität von Krebspatient*innen in Mitteldeutschland: Erste Ergebnisse

Meeting Abstract

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  • Christian Heckel - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Germany
  • Julia Roick - Technische Universität München, München, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 992

doi: 10.3205/24gmds384, urn:nbn:de:0183-24gmds3844

Published: September 6, 2024

© 2024 Heckel et al.
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Hintergrund: Vor dem Hintergrund steigender Inzidenzzahlen bei Krebspatient*innen im erwerbsfähigen Alter gewinnt die berufliche Reintegration immer stärker an Bedeutung. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung sind Krebspatient*innen häufiger von Arbeitslosigkeit, Früh- und Erwerbsminderungsrente betroffen. Unzureichend geklärt ist, welche Faktoren in Deutschland die berufliche Wiedereingliederung bedingen und wie berufliche Wiedereingliederung sozialer Abwärtsmobilität und den damit oft verbundenen finanziellen Schwierigkeiten entgegenwirkt. Ziel des Projektes ist es, soziale Ungleichheiten in der beruflichen Wiedereingliederung sowie berufsbedingte Veränderungen und deren intermediäre Einflussfaktoren zu ermitteln.

Methoden: Eligibel sind Erwachsene aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (Alter 18-60 Jahre bei Diagnosestellung), bei denen 2017-2021 erstmalig eine maligne Tumorerkrankung festgestellt wurde. Diese werden anhand eines standardisierten Fragebogens zu sozialen, krankheitsbezogenen, psychosozialen und berufsbezogenen Faktoren sowie der Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen befragt (Zielgröße n=900). Im Anschluss werden mit 20-30 Patient*innen, die als Teilstichprobe aus dem Teilnehmerpool der Fragebogenerhebung ermittelt werden, qualitative Interviews geführt.

Vorläufige Ergebnisse: Siebenundsiebzig Patient*innen (Durchschnittsalter: 55 Jahre, SD=9, 70% weiblich) nahmen bisher an der Studie teil. Die Mehrheit der Teilnehmenden stammt aus Sachsen-Anhalt, lebt in einer Partnerschaft und hat eine Berufsausbildung bzw. Lehre abgeschlossen.

Beim Vergleich der Berufstätigkeit vor der Krebserkrankung und dem aktuellen Beruf zeigt sich, dass Vollzeitbeschäftigung zurückgeht (68% vor Krebserkrankung, 43% aktuell), die Beschäftigung in Teilzeit zunimmt (12% vor Krebserkrankung, 23% aktuell) und auch der Anteil an Personen in Schichtarbeit sinkt (9% vor Krebserkrankung, 4% aktuell). Die Mehrheit der Befragten übt aktuell den gleichen Beruf aus, wie vor der Krebserkrankung, nur wenige Personen berichten einen beruflichen Wechsel. Während die Art der beruflichen Tätigkeit vor und nach Krebserkrankung gleich zu bleiben scheint, zeigt sich jedoch ein Rückgang bei der Frage, ob Personalverantwortung besteht (22% vs. 10%). 78% der Teilnehmenden berichten von Einkommenseinbußen durch die Krebserkrankung, überwiegend im Bereich von 200-800 Euro monatlich. 50% der Teilnehmenden können diese Verluste nicht ausgleichen, die restlichen Befragten nutzen vorrangig das ersparte Vermögen sowie sonstige Formen (bspw. Berufsunfähigkeitsversicherung, Familie, ehrenamtlicher Dazuverdienst).

Schlussfolgerung: Vor dem Hintergrund der bisherigen Ergebnisse liegt die Vermutung nahe, dass ein Berufswechsel bei Krebspatient*innen nicht häufig stattfindet, allerdings ein nicht unbedeutender Teil der Patienten nach der Erkrankung nicht mehr in Vollzeit arbeitet und mit finanziellen Einbußen konfrontiert ist, die nur teilweise ausgeglichen werden können.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.