gms | German Medical Science

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Dynamik der Prävalenz von Herzinsuffizienz-Risikofaktoren: Ergebnisse der populationsbasierten STAAB Kohortenstudie

Meeting Abstract

  • Lena Schmidbauer - Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Würzburg, Germany; Institut für medizinische Datenwissenschaften (ImDS), Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Germany
  • Götz Gelbrich - Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Würzburg, Germany; Zentrale für klinische Studien Würzburg (ZKSW), Würzburg, Germany
  • Caroline Morbach - Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz, Universität und Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Germany; Universitätsklinikum Würzburg (UKW), Medizinische Klinik und Poliklinik I, Würzburg, Germany
  • Floran Sahiti - Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz, Universität und Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Germany; Universitätsklinikum Würzburg (UKW), Medizinische Klinik und Poliklinik I, Würzburg, Germany
  • Mengmeng Chen - Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz, Universität und Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Germany; Universitätsklinikum Würzburg (UKW), Medizinische Klinik und Poliklinik I, Würzburg, Germany
  • Vladimir Cejka - Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz, Universität und Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Germany; Universitätsklinikum Würzburg (UKW), Medizinische Klinik und Poliklinik I, Würzburg, Germany
  • Stefan Frantz - Universitätsklinikum Würzburg (UKW), Medizinische Klinik und Poliklinik I, Würzburg, Germany
  • Stefan Störk - Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz, Universität und Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Germany; Universitätsklinikum Würzburg (UKW), Department of Medicine I, Würzburg, Germany
  • Peter Heuschmann - Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Würzburg, Germany; Institut für medizinische Datenwissenschaften (ImDS), Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Germany; Zentrale für klinische Studien Würzburg (ZKSW), Würzburg, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 780

doi: 10.3205/24gmds352, urn:nbn:de:0183-24gmds3520

Published: September 6, 2024

© 2024 Schmidbauer et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Aktuelle Leitlinien fassen die Entstehung einer Herzinsuffizienz als einen Prozess auf, der in frühen Phasen durch Vorliegen von Risikofaktoren (Stadium A) charakterisiert ist, und über eine asymptomatische strukturelle Herzerkrankung (Stadium B) hin zur symptomatischen Herzinsuffizienz (Stadium C) voranschreiten kann. Ziel der hier vorliegenden Arbeit war die Beschreibung der Entwicklung von Stadium A definierenden Risikofaktoren in der Allgemeinbevölkerung.

Methoden: Im Rahmen der STAAB Kohortenstudie werden Häufigkeit und Einflussfaktoren von Vorstufen der Herzinsuffizienz in der Würzburger Allgemeinbevölkerung untersucht (Bezugsbevölkerung: 124,297 Einwohner; Zensus 2011). Aus der Bezugsbevölkerung wurde eine repräsentative Alter- und Geschlecht-stratifizierte Stichprobe von 4965 Personen im Alter von 30-79 Jahren eingeladen: Basisuntersuchung (12/2013-10/2017) und Zweituntersuchung (12/2017-08/2021). Zu beiden Zeitpunkten wurden die das Stadium A der Herzinsuffizienz definierenden Risikofaktoren erfasst: A1 – Hypertonie (Blutdruck ≥140/90 mmHg oder antihypertensive Medikation); A2 – atherosklerotische Erkrankung (koronare Herzerkrankung oder Schlaganfall oder periphere arterielle Verschlusskrankheit); A3 – Diabetes mellitus (vorliegende Diagnose oder antidiabetische Medikation oder HbA1c ≥6,5%); A4 – Adipositas (BMI ≥30 kg/m2); A5 – metabolisches Syndrom (mindestens 3 der Kriterien: Taillenumfang ≥102 cm Männer / 88 cm Frauen, Triglyzeride ≥150 mg/dL, HDL ≤40 mg/dL Männer / ≤50 mg/dL Frauen oder Lipidsenker, Blutdruck ≥130/85 mmHg oder antihypertensive Medikation, HbA1c ≥6,0%).

Ergebnisse: 3901 Probanden wurden über 36 Monate (95% KI 25-52 Monate) nachverfolgt. Der Anteil von Personen mit mindestens 1 Risikofaktor stieg netto (=unter Berücksichtigung von Rückbildungen) von 56,5% auf 58,0% (95% KI für Änderung +0,3% bis +2,6%; P=0,013). Die Änderungen der einzelnen Faktoren (95% KI) waren: A1 +1,8% (+0,6% bis 2,9%); A2 +1,1% (+0,8% bis 1,5%); A3 +1,2% (+0,9% bis 1,6%); A4 +1,0% (+0,2% bis 1,8%); A5 +1,0% (–0,1% bis +2,1%). Die mittlere Anzahl Risikofaktoren je 100 Probanden stieg unter Berücksichtigung von Rückbildungen insgesamt um 49 (47 bis 52), bei Probanden ohne Risikofaktor zum Basiszeitpunkt um 17 (15 bis 19), bei Probanden mit mindestens 1 Risikofaktor zum Basiszeitpunkt um 78 (75 bis 82). Die Netto-Zunahme der Zahl der Risikofaktoren betrug bei Männern/Frauen in den Altersdekaden (Alter zur Basisuntersuchung) 30+, 40+, 50+, 60+ und 70+: 5/2, 11/7, 20/13, 26/23 und 28/27 je 100 Personenjahre (Geschlecht P<0,001; Alter P<0,001; Interaktion P=0,216).

Schlussfolgerung: Die Belastung der Allgemeinbevölkerung mit Risikofaktoren nahm während der Nachbeobachtungszeit von ca. 3 Jahren signifikant zu. Diese Zunahme war stärker als die in der Querschnittbetrachtung zum Basiszeitpunkt beobachtete Zunahme der Prävalenz mit dem Alter. Die Steigerung der Risikobelastung fand nicht nur durch den Netto-Übertritt von vormals risikofreien Personen in die Risikopopulation statt, sondern in relevant höherem Maße durch die steigende Risikolast innerhalb der bereits mit Risikofaktoren belasteten Subgruppe. Die stärkere Akkumulation von Risikofaktoren bei Männern gerade im unteren Altersbereich liefert eine plausible Erklärung für den deutlich höheren Männeranteil in klinischen Kollektiven mit Herzerkrankungen.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.