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Studieren mit chronischen Beeinträchtigungen – Ergebnisse der TUDo!-Studie
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Published: | September 6, 2024 |
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Hintergrund: Die deutschlandweit durchgeführte 22. Sozialerhebung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DHZW) zeigte, dass 16% der befragten Studierenden von mindestens einer chronischen Gesundheitsbeeinträchtigung betroffen waren, die zu erschwerten Studienbedingungen oder einer eingeschränkten Teilhabemöglichkeit führt. Am häufigsten wurden von den Befragten diesbezüglich psychische Erkrankungen und chronisch-somatische Erkrankungen genannt. Die gesundheitliche Situation der Betroffenen führt zu besonderen Herausforderungen in Bezug auf die Studienorganisation sowie die akademische Leistungsfähigkeit [1], [2].
Methode: Im Rahmen des TUDo!-Projektes am Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin der TU Dresden (TUD) wurden im Jahr 2022 alle regulär immatrikulierten TUD-Studierenden (ausgenommen Medizinische Fakultät) onlinebasiert zu ihrer selbsteingeschätzten Gesundheit, studienbedingten Belastungen und Präventionsbedarfen befragt. Zum Themenbereich „Studieren mit chronischen Gesundheitsbeeinträchtigungen“ orientierte sich das Vorgehen an der best2-Studie des DHZW [3]. Zusammenhänge wurden mittels Regressionsanalysen untersucht.
Ergebnisse: Durch die Online-Befragung konnten n=1.766 TUD-Studierende (Frauen: n=967; 54,8% I Männer: n=761; 43,1% I Divers: n= 38; 2,2%) erreicht werden (Response ~7,5%). Etwa ein Drittel der Teilnehmenden (n=534; 30,2%) gab an von gesundheitlichen Beeinträchtigungen betroffen zu sein, die sich erschwerend auf das Studium auswirken. Am häufigsten wurden psychische Erkrankungen (n=254; 73,4%), chronisch-somatische Erkrankungen (n=39; 42,9%) und Sehstörungen (n=38; 60,3%) benannt. Mehrfachbeeinträchtigungen wurden von n=115; 21,5% der Betroffenen angegeben. Es zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Bestehen studienerschwerender Beeinträchtigungen und einer schlechteren subjektiven Gesundheit sowie einer schlechteren Studienzufriedenheit. Mit Blick auf Unterstützungsbedarfe im universitären Setting gaben n=318; 41% der Betroffenen an keine zusätzlichen Bedarfe zu haben. Die von den übrigen Personen am häufigsten angegebenen Bedarfe waren: eine flexible Studiengestaltung, zusätzliche Ruhe-/Rückzugsräume sowie Wahlmöglichkeiten bei der Sozialform des Studiums.
Diskussion: Die dargestellten Ergebnisse zeigen erneut, dass Studierende eine vulnerable Gruppe für psychische Erkrankungen sind und ein Ausbau der vorhandenen Maßnahmen erforderlich ist, um sie bei der Bewältigung von Studienbelastungen zu unterstützen. Grundsätzlich sollten mögliche studienerschwerende Beeinträchtigungen stärker bei der Gestaltung der universitären Lebenswelt berücksichtigt werden. Die Ergebnisse der TUDo!-Befragung sind teilweise mit der best3-Studie vergleichbar, so zeigten sich bei beiden Untersuchungen psychische Erkrankungen am häufigsten als studienerschwerend. Hingegen gab insgesamt ein größerer Anteil von Teilnehmenden der TUDo!-Befragung an, an studienerschwerenden Beeinträchtigungen und Mehrfachbeeinträchtigungen zu leiden. Diese Abweichungen sind eventuell auf methodische Unterschiede der beiden Befragungen zurückzuführen. Limitiert werden die Ergebnisse durch die geringe Response – wobei auch andere Studien zeigten, dass Studierende grundsätzlich eher schwer zu erreichen sind – sowie das querschnittliche Design.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.
Literatur
- 1.
- Criswell KR. Stigma, health, and academic performance in university students with physical and mental chronic health conditions: Baseline data report. Stigma and Health. 2022;3:336–346. DOI: 10.1037/sah0000389
- 2.
- Hollederer A. Gesundheit und Studienpensum von Studierenden: Ergebnisse eines Gesundheitssurveys an der Universität Kassel. Präv Gesundheitsf. 202;19:297-307.
- 3.
- Poskowsky J, Heißenberg S, Zaussinger S, Brenner J. Beeinträchtigt studieren – best2. Datenerhebung zur Situation Studierender mit Behinderung und chronischer Krankheit 2016/17. Berlin: Deutsches Studentenwerk; 2018.