gms | German Medical Science

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Ausmaß und Determinanten gesundheitlicher Ungleichheiten bei jungen Erwerbstätigen in Deutschland

Meeting Abstract

Search Medline for

  • Marvin Reuter - Juniorprofessur für Soziologie, insb. Arbeit und Gesundheit, Institut für Soziologie, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Bamberg, Germany
  • Matthias Richter - Lehrstuhl Social Determinants of Health, School of Medicine and Health, Technische Universität München (TUM), München, Germany
  • Nico Dragano - Institut für Medizinische Soziologie, Centre for Health and Society, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düssedorf, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 623

doi: 10.3205/24gmds264, urn:nbn:de:0183-24gmds2641

Published: September 6, 2024

© 2024 Reuter et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Ziele: Erwerbstätige Frauen und Männer mit höherem Bildungsniveau haben in der Regel einen besseren Gesundheitszustand und eine höhere Lebenserwartung. Bislang gibt es jedoch nur wenig Forschung, die sich mit gesundheitlichen Ungleichheiten zu Beginn der Erwerbskarriere befasst. Ziel dieser Studie ist es daher, das Ausmaß gesundheitlicher Ungleichheit in einer Stichprobe von Berufseinsteigern zu untersuchen und den Beitrag von Arbeitsbelastungen und betrieblichen Merkmalen zu ermitteln.

Methoden: Unsere Analyse basiert auf Daten der BIBB/BAuA-Jugenderwerbstätigenbefragung 2012, einer repräsentativen Querschnittsbefragung von 3214 deutschen Angestellten, Selbstständigen, Auszubildenden und Trainees im Alter von 15-24 Jahren. Die Personen wurden nach ihrer Schulbildung in niedrige (< 12 Jahre) und hohe (≥ 12 Jahre) Bildungsgruppen eingeteilt. In multivariablen Regressionsanalysen wurde der Zusammenhang zwischen Bildung und vier Gesundheitsmaßen geschätzt: selbsteingeschätzte Gesundheit sowie Krankheitstage, Muskel-Skelett-Symptome und psychische Gesundheitsprobleme in den letzten 12 Monaten. Simulationsbasierte Mediationsanalysen wurden verwendet, um indirekte Zusammenhänge zwischen Bildung und Gesundheit über Arbeitsbedingungen (d.h. physische und psychosoziale Arbeitsanforderungen) und Unternehmensmerkmale (d.h. Unternehmensgröße, Maßnahmen zur Gesundheitsprävention, finanzielle Situation, Personalabbau) zu untersuchen. In allen Analysen wurde für Alter, Geschlecht, Nationalität, Region, Arbeitszeit, Dauer der Betriebszugehörigkeit, Beschäftigungsverhältnis und Wirtschaftszweig kontrolliert.

Ergebnisse: Beschäftigte mit höherer Bildung berichteten einen besseren selbst eingeschätzten Gesundheitszustand (b = 0.24, 95 % CI 0.18-0.31), eine geringere Anzahl an Krankheitstagen (Rate Ratio (RR) = 0.74, 95 % CI 0.67-0.82), weniger muskuloskelettale Beschwerden (RR = 0.73, 95 % CI 0.66-0.80) und eine geringe Zahl psychischer Probleme (RR = 0.84, 95 % CI 0.76-0.90) im Vergleich zu Beschäftigten mit niedriger Bildung. Ein Gesamtscore der physischen und psychischen Arbeitsbelastungen erklärte zwischen 21,6 % und 87,2 % der Bildungsunterschiede (je nach Gesundheitsmaß). Unternehmensmerkmale wie fehlende Maßnahmen des Gesundheitsschutzes oder Stellenabbau im Betrieb waren zwar mit einer schlechteren Gesundheit der Beschäftigten assoziiert, zeigten aber keine systematische Variation nach dem Bildungsgrad der Beschäftigten und damit auch keine oder nur geringe Mediationseffekte.

Schlussfolgerungen: Gesundheitliche Ungleichheiten in der Erwerbsbevölkerung können bereits zu Beginn der beruflichen Laufbahn entstehen. Beschäftigte mit niedrigem Bildungsniveau üben körperlich und psychisch anstrengendere Tätigkeiten aus. Diese Ungleichheiten können sich im Laufe des Lebens verfestigen und verstärken. Um Präventionsmaßnahmen zu verbessern, die darauf abzielen, gesundheitliche Ungleichheiten am Arbeitsplatz abzubauen, kann die frühe Erwerbsphase daher ein wichtiger Ansatzpunkt sein.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.