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Behandlung und Outcome bei retroperitonealen Sarkomen: Wie hat sich die Behandlungsqualität bei retroperitonealen Sarkomen in Deutschland im Zeitraum 2000–2022 entwickelt?
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Published: | September 6, 2024 |
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Einleitung: Die S3-Leitlinie „Adulte Weichgewebesarkome“ wurde im September 2021 veröffentlicht und beinhaltet Qualitätsindikatoren auch für retro-peritoneale Sarkome. Diese Auswertungen zeigen erstmals diese Qualitätsindikatoren im zeitlichen Verlauf, sowie deskriptive Analysen zur operativen Behandlung von retroperitonealen Sarkomen mit Daten aus 11 Bundesländern.
Methoden: Die Analysen basieren auf Daten von 13 Einrichtungen, die für die 10. Bundesweite Onkologische Qualitätskonferenz für die Diagnosejahre 2000 bis 2022 zusammengestellt wurden. Die Operationalisierungen der Qualitätsindikatoren orientieren sich an den Rechenregeln der AG QI der ADT, DKG und P65c. Die Entwicklung des lokalen Residualstatus im zeitlichen Verlauf bei operierten Patienten wurde grafisch mit einem gestapelten Balkendiagramm dargestellt. Für operierte Patienten mit Angabe eines OPS-Codes wurden Venn-Diagramme erstellt, um die Häufigkeit und den Umfang von Kompartmentresektionen zu beschreiben.
Insgesamt gingen 2023 Fälle in die Analysen ein. In allen Auswertungen wurde mit einem Flow-Chart die Selektion der eingeschlossenen Fälle dargestellt sowie in den Ergebnissen der Anteil der fehlenden Werte berichtet.
Ergebnisse: Die postoperative 30-Tages-Mortalität von retroperitonealen Sarkomen im Zeitraum 2000 bis 2022 wurde anhand der 721 eingeschlossenen nicht-metastasierten Fälle mit 1,8% und die 90-Tages-Mortalität mit 4,44% berechnet (QI14). Der lokale R-Status bei den 1377 operierten Fällen war für die Jahre 2000/2001 noch bei fast 40% fehlend, in den Diagnosejahren ab 2017 fehlt die Angabe nur noch bei 6%. Bei den 698 operierten Patienten mit retroperitonealem Liposarkom wurde in 68% der Fälle Niere und/oder Darm reseziert.
In 85% der 589 Fälle retroperitonealer Sarkome mit vorliegender Chemotherapie und Angabe der Substanzen wurde eine Doxorubicin-Monotherapie oder eine anthrazyklinhaltige Kombinationstherapie eingesetzt (QI12). Von 310 Patienten mit retroperitonealem Sarkom und einer kurativen Operation ist bei 21% in den Daten eine perioperative Strahlentherapie erfasst (QI9).
Schlussfolgerung: Für Auswertungen zur Versorgungssituation der seltenen retroperitonealen Sarkome sind die Daten der bundesweiten Qualitätskonferenz besonders wertvoll, da sich durch die Sammlung aus mehreren Bundesländern größere Fallzahlen ergeben.
Die postoperative 30-Tages-Mortalität entspricht den aus anderen Studien bekannten Werten [1]. In der Abnahme der fehlenden Angaben zum lokalen R-Status zeigt sich, dass die Vollständigkeit und Qualität der Daten aus den Krebsregistern kontinuierlich steigt und damit eine bessere Abbildung der Versorgungsrealität möglich ist. Die Zahlen zur Operation zeigen die Multiviszeralresektion als bevorzugte OP-Strategie an.
Die Vorgabe der Leitlinie zur Erstlinienchemotherapie wird in hohem Maß umgesetzt, auch wenn die Fallzahl gering ist. Bei den vorliegenden Daten zur prä- oder postoperativen Strahlentherapie sind ähnlich niedrige Ergebnisse aus einem Vergleich der TARPS-Studie mit Daten des Krebsregisters Baden-Württemberg bekannt: 32% bzw. 28% respektive [2].
Bei den Ergebnissen zu durchgeführten Therapien sollte beachtet werden, dass es sich hier möglicherweise nicht um das Abbild der tatsächlichen Versorgung handelt, sondern um Meldelücken in den Krebsregisterdaten, d.h. dass die Therapie durchgeführt wurde und lediglich im Krebsregister nicht erfasst ist. Bei den vorliegenden Daten ist die Datenqualität über die ausgewerteten Diagnosejahre hinweg sichtbar gestiegen und die Behandlungsqualität der eingeschlossenen Fälle kann damit gut abgebildet werden.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.
Der Beitrag wurde bereits publiziert: [2]
Literatur
- 1.
- MacNeill AJ, Gronchi A, Miceli R, et al. Postoperative Morbidity After Radical Resection of Primary Retroperitoneal Sarcoma: A Report From the Transatlantic RPS Working Group. Ann Surg. 2018;267(5):959-964. DOI: 10.1097/SLA.0000000000002250
- 2.
- Neemann F, et al. Transferability of cancer registry data to clinical practice in retroperitoneal sarcoma. In: 36. Deutscher Krebskongress 2024; 2024 Feb 21-24; Berlin.