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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Korrelationen und partielle Korrelationen zwischen Multimorbidität, Polypharmazie und Alter in der vertragsärztlichen Versorgung unter Verwendung Jacobischer elliptischer Funktionen

Meeting Abstract

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  • Reinhard Schuster - Medizinischer Dienst Nord, Lübeck, Germany
  • Timo Emcke - Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein, Bad Segeberg, Germany
  • Mareike Burmester - Medizinischer Dienst Nord, Lübeck, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 62

doi: 10.3205/24gmds204, urn:nbn:de:0183-24gmds2043

Published: September 6, 2024

© 2024 Schuster et al.
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Leitlinien sind in der Regel auf eine Erkrankung ausgerichtet. Gerade ältere Patienten sind häufig multimorbid und in der medikamentösen Therapie liegt bei ihnen häufig Polypharmazie vor. Entscheidungen bezüglich der Risiken der Behandlung und Risiken der Nebenwirkungen sind unter vielfältigen Gesichtspunkten gegeneinander abzuwägen und stellen hohe Anforderungen an die Leistungserbringer, das Gesundheitssystem und dessen strukturelle Weiterentwicklung sowie die Gestaltung von Steuerungsmechanismen. Die Kommunikation zwischen verschiedenen behandelnden Ärzten des Patienten ist nicht auf dem Stand, auf dem sie mit den potenziell vorhandenen IT-technischen Möglichkeiten sein könnte.

Es werden für alle GKV-Patienten mit Vertragsärztlicher Behandlung in 1169 Betriebsstätten (niedergelassene Ärzte) in Schleswig-Holstein im ersten Quartal 2022 als Zufallsgröße drei Variablenrealisierungen betrachtet: Anzahl der Diagnosen als ICD-Dreisteller (Grad der Multimorbidität), Anzahl der Wirkstoffgruppen als ATC Viersteller nach der Anatomisch-Therapeutisch-Chemischen Klassifikation der Medikamente bezüglich Internationaler ATC-Klassifikation (Grad der Polypharmazie) sowie das Alter. Für diese Zufallsgrößen lassen sich Korrelationen und partielle Korrelationen mit Hilfe Jacobischer elliptischer Funktionen als Seiten und Winkel von Dreiecken in der Sphärischen Trigonometrie betrachten. Der Modulwert k des Dreiecks gibt an, ob Korrelationen oder partielle Korrelationen größer oder kleiner sind. Diese Relation gilt symmetrisch bezüglich der drei Zufallsvariablen.

Die Korrelation zwischen Multimorbidität im oben beschriebenen Sinne und der Polypharmazie liegt für die betrachteten 1169 Betriebsstätten im Intervall [-0.052, 0.717]. Obwohl aus prinzipiellen Betrachtungen eine positive Korrelation zu erwarten ist, liegt bei 15 Betriebsstätten eine leicht negative Korrelation vor. Die Korrelation zwischen Multimorbidität und Alter liegt im Intervall [-0.374, 0.547] mit 249 Betriebsstätten mit deutlich bis sehr schwach ausgeprägter negativer Korrelation. Die Korrelation zwischen Multimorbidität und Alter ist i.A. schwächer als die zwischen Multimorbidität und Polypharmazie. Die Korrelation zwischen Polypharmazie und Alter liegt im Intervall [-0.417, 0.700], dem größten der hier betrachteten Intervalle. 115 Betriebsstätten haben eine starke bis leichte negative Korrelation. Der Modulwert liegt im Intervall [0.944, 1.400] mit 168 Werten kleiner und 942 Werten größer als 1. Bei Modulwerten k kleiner als 1 ist die partielle Korrelation geringer als die Korrelation, z.B. wirkt sich dann das Alter nicht erklärend, sondern als störend auf den Zusammenhang zwischen Multimorbidität und Polypharmazie aus. In der Mehrheit der Fälle (Betriebsstätten) verringert die Korrelation zwischen Multimorbidität und Polypharmazie, wenn man Alter als erklärende Variable ausschließt.

Die beobachteten Werte der Korrelationen sind geringer, als man es aus allgemeinen Erwägungen erwarten könnte und haben teilweise negative Werte. Wenn man zunächst altersspezifische Mittelwerte bildet, ergeben sich deutlich höhere Korrelationen. Die in vielen Betrachtungen verwendeten Mittelwerte werden nicht der individuellen Behandlungsteuerung und -optimierung gerecht. Eine Reihe von Krankheitsbildern insbesondere im onkologischen Bereich hat in mittleren Lebensjahren ihre höchste Ausprägung mit hoher individueller Variabilität. Es sollte weiter untersucht werden, ob die Werte der Korrelation in Zusammenhang mit den Fachrichtungen der Betriebsstätten und Erkrankungsschwerpunkten stehen. Auch ein sozio-ökonomischer Hintergrund kann relevant sein sowie unterschiedliche Ergebnisse hinsichtlich des Geschlechtes der Patienten. Es sollte ebenfalls weiter untersucht werden, wie sich Cluster ähnlicher Betriebsstätten hinsichtlich der Diagnosestruktur und der Arzneimittel-Verordnungsstruktur in Bezug auf die betrachteten Korrelationen verhalten. Aus patienten-zentrierter Sicht ist die gemeinsame Verwendung der Diagnosen aller Ärzte und aller verordneten Medikamente relevant.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

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