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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Umsetzung der Implementierungsstudie des EU Projektes PanCareSurPass in Deutschland

Meeting Abstract

  • Anke Neumann - IT Center for Clinical Research, Lübeck, Universität zu Lübeck, Lübeck, Germany
  • Anna-Liesa Filbert - Institut für Med. Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI), Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Germany
  • Diana Walz - Institut für Med. Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI), Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Germany
  • Lisa Knörr - Institut für Med. Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI), Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Germany
  • Andrea Csipak - Institut für Med. Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI), Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Germany
  • Franziska Richter - Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikium Schleswig Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Germany
  • Judith Gebauer - Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Germany
  • Thorsten Langer - Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikium Schleswig Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Germany
  • Josef Ingenerf - Institute of Medical Informatics, University of Lübeck, Lübeck, Germany
  • Jan Schladetzky - IT Center for Clinical Research, Lübeck, Universität zu Lübeck, Lübeck, Germany
  • Davide Saraceno - Cineca Interuniversity Consortium, Bologna, Italy
  • Giorgio Cangioli - HL7 Europe, Brüssel, Belgium
  • Riccardo Haupt - Istituto Giannina Gaslini, Genua, Italy
  • Desiree Grabow - Institut für Med. Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI), Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Germany
  • Ann-Kristin Kock-Schoppenhauer - IT Center for Clinical Research, Lübeck (ITCR-L), Universität zu Lübeck, Lübeck, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 257

doi: 10.3205/24gmds048, urn:nbn:de:0183-24gmds0486

Published: September 6, 2024

© 2024 Neumann et al.
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Text

Einleitung: Eine Krebserkrankung im Kindesalter erhöht das Risiko für Patient*innen Spätfolgen, die alle Organsysteme betreffen können oder sekundäre Malignome, zu entwickeln. Die konsequente Etablierung einer standardisierten Langzeitnachsorge ist entscheidend für die Gesundheit ehemaliger Patient*innen. Die Nachsorge wird spezifisch auf die Behandlung abgestimmt, wofür genaue Behandlungsdaten, z. B. Chemo-, Strahlen- und Stammzelltherapie, das Auftreten und die Behandlung von Rezidiven und Komorbiditäten notwendig sind. Für eine standardisierte Langzeitnachsorge wurde 2014 am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) eine interdisziplinäre Nachsorgesprechstunde eingerichtet [1]. Das UKSH nimmt zusammen mit dem Deutschen Kinderkrebsregister (DKKR) am EU-Projekt PanCareSurPass (PCSP) [2] teil, welches den interoperablen Survivorship Passport (SurPass v2.0) in Europa implementieren möchte. Der SurPass stellt umfassende Behandlungszusammenfassungen und personalisierte Versorgungspläne von ehemaligen Patient*innen bereit. HL7 Europe hat im Rahmen des PCSP-Projekts FHIR-Profile für den SurPass erstellt und als Implementierungsleitfaden [3] veröffentlicht. Die Umsetzung des SurPass wurde von CINECA, Italien, implementiert und ist als Medizinprodukt der Stufe I zertifiziert.

Methodik: Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern können in Deutschland die zur Erstellung des SurPass benötigten Daten nicht direkt aus der Krankenversorgung verwendet werden [4], da die meisten Daten in den Versorgungssystemen nicht in strukturierter Datenform vorliegen. Im Rahmen des PCSP-Projektes werden für Deutschland deshalb demografische und diagnostische Daten vom DKKR genutzt. Als Quelle der Behandlungsdaten dient das Langzeitnachsorgeregister [5] am UKSH. Die Daten aus dem Studienmanagementsystem müssen demzufolge auf das PCSP-Profil gemappt werden, um die Erstellung der erforderlichen FHIR-Ressourcen zu ermöglichen. Zwischen dem Datensatz des Langzeinachsorgeregisters und dem PCSP-Profil wurde ein Mapping auf Basis von ISO/TR 12300:2014 entwickelt und anschließend von Experten verifiziert. Durch einen ETL-Prozess werden die Patientendaten auf die SurPass-Plattform übertragen.

Ergebnisse: Der SurPass wird mit erforderlichen demografischen und diagnostischen Daten durch das DKKR und Behandlungsdaten aus dem Langzeitnachsorgeregister durch das UKSH vervollständigt. Die erforderlichen FHIR-Ressourcen für den Gesamtdatensatz werden halbautomatisch aus einem XML-Export der jeweiligen Registerdaten erstellt. Die Software erstellt speziell für dieses Projekt einen Datenexport, der nur die notwendigen Datenelemente aus den jeweiligen eCRFs enthält. Unter Verwendung des zuvor erstellten Mappings können die benötigten FHIR-Ressourcen gemäß dem PCSP ImplementationGuide als JSON-Datei erstellt werden. Der DKKR-Diagnosedatensatz für jeden Studienteilnehmer besteht aus drei FHIR-Profilen, die insgesamt 20 Datenelemente umfassen. Anschließend ergänzt das UKSH diese Daten um die umfassenden Behandlungsinformationen, welche im Durchschnitt je nach Krankheitsverlauf 15 Ressourcen auf Basis von 11 bis 12 FHIR-Profilen mit maximal 42 Datenelementen erstellt.

Diskussion: Unsere Ergebnisse zeigen einen erfolgreichen Datenfluss von demografischen, diagnostischen und Behandlungsdaten zur SurPass-Plattform. Der SurPass ist für ehemalige Patient*innen online abrufbar und kann als PDF heruntergeladen werden. Alternativ besteht in Zukunft die Möglichkeit, den SurPass in die von den Krankenkassen bereitgestellte elektronische Patientenakte als PDF-Datei zu integrieren. Eine weitere Integration dieser bereits strukturierten Daten ist vorbereitet.

Schlussfolgerung: Der SurPass kann einen umfassenden Überblick über die medizinische Krebsvorgeschichte des Patienten durch die Verwendung verschiedener Datenelemente sowie einen individuellen Nachsorgeplan, der sich auf bestehende Europäische Leitlinien und Empfehlungen (https://www.ighg.org) stützt, bereitstellen. Andere Länder arbeiten derzeit daran, den Survivorship Care Plan in ihre Gesundheitssysteme zu integrieren. Die in dieser Arbeit entwickelte Datenübergabe an die SurPass-Plattform wird derzeit in einer internationalen Implementierungsstudie getestet (https://www.pancaresurpass.eu/).

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Gebauer J, Rieken S, Schuster S, Hahn B, Gebauer N, Meidenbauer N, et al. Multidisciplinary Late Effects Clinics for Childhood Cancer Survivors in Germany - a Two-Center Study. Oncology Research and Treatment. 2018;41:430–6. DOI: 10.1159/000488203 External link
2.
Filbert AL, Kremer L, Ladenstein R, Chronaki C, Degelsegger-Márquez A, van der Pal H, et al. Scaling up and implementing the digital Survivorship Passport tool in routine clinical care - The European multidisciplinary PanCareSurPass project. Eur J Cancer. 2024;202:114029. DOI: 10.1016/j.ejca.2024.114029 External link
3.
HL7 Europe. PanCareSurPass Project HL7 FHIR Implementation Guide. [accessed 2024 Apr 3]. Available from: https://hl7.eu/fhir/ig/pcsp/ External link
4.
Chronaki C, Charalambous E, Cangioli G, Schreier G, Van Den Oever S, Van Der Pal H, et al. Factors Influencing Implementation of the Survivorship Passport: The IT Perspective. In: Schreier G, Pfeifer B, Baumgartner M, Hayn D, editors. dHealth 2022. Proceedings of the 16th Health Informatics Meets Digital Health Conference. IOS Press; 2022. (Studies in Health Technology and Informatics; 293). DOI: 10.3233/SHTI220363 External link
5.
Sleimann M, Balcerek M, Cytera C, Richter F, Borgmann-Staudt A, Wörmann B, et al. Implementation of a clinical long-term follow-up database for adult childhood cancer survivors in Germany: a feasibility study at two specialised late effects clinics. J Cancer Res Clin Oncol. 2023;149(14):12855-12866. DOI: 10.1007/s00432-023-05145-8 External link