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65th Annual Meeting of the German Association for Medical Informatics, Biometry and Epidemiology (GMDS), Meeting of the Central European Network (CEN: German Region, Austro-Swiss Region and Polish Region) of the International Biometric Society (IBS)

06.09. - 09.09.2020, Berlin (online conference)

Kommunikation und Entscheidungsfindung auf der Basis unsicherer Daten bei persönlicher Betroffenheit

Meeting Abstract

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  • Christian Keinki - Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Berlin, Germany
  • Juliane Poeck - Universitätsklinikum Jena, Jena, Germany
  • Sarah Salomo - Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin II, Abteilung für Hämatologie und Internistische Onkologie, Jena, Germany
  • Jutta Hübner - Universitätsklinikum Jena, Abt. Hämatologie und Intern. Onkologie, Jena, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 65th Annual Meeting of the German Association for Medical Informatics, Biometry and Epidemiology (GMDS), Meeting of the Central European Network (CEN: German Region, Austro-Swiss Region and Polish Region) of the International Biometric Society (IBS). Berlin, 06.-09.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAbstr. 403

doi: 10.3205/20gmds378, urn:nbn:de:0183-20gmds3789

Published: February 26, 2021

© 2021 Keinki et al.
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Hintergrund: Die moderne Therapie von Krebserkrankungen ist eine hoch komplexe Abfolge unterschiedlicher Methoden wie Operation, verschiedene Formen der Strahlentherapie, unterschiedlichste Medikamente allein oder in Kombination gegeben. Zu allen diesen Therapieverfahren als Einzelschritte wie auch in der Aneinanderreihung gibt es unterschiedlich hohe Evidenzen. Die Evidenz sinkt meistens, je weiter fortgeschritten die Erkrankung ist und je mehr Therapielinien der Patient bereits hinter sich hat.

Evidenz aus klinischen Studien besteht aus statistischen Angaben zur Erfolgswahrscheinlichkeit, bestenfalls gemessen als Gesamtüberleben. Häufig liegen aber erst Daten zu progressionsfreiem Überleben, teilweise erst zu Remissionsraten vor. Für den Patienten ebenfalls relevant sind die Lebensqualität und die Nebenwirkungen. Auch hierbei handelt es sich um statistische Daten.

Vielfach sind wir in der Aufklärung der Patienten mittlerweile durch die Fortschritte der modernen onkologischen Therapie in der guten Lage, dass wir unterschiedliche Therapieangebote machen können. Dies bedeutet allerdings den Vergleich statistischer Daten zu unterschiedlichen Angaben zu Parametern des Überlebens und zu einer ganzen Reihe von Nebenwirkungen. Eine Kommunikation über den Vergleich dieser unterschiedlichen statistischen Angaben ist hoch komplex und es gibt bisher keinen Konsens darüber, wie diese erfolgen soll. Hinzukommen die Sorge vor Nocebo-Infekten z.B. bei der intensiven Aufklärung über Nebenwirkungen.

Im Vortrag sollen die verschiedenen Ansätze, die Ansichten und Erfahrungen von Patienten mit der Aufklärung und die notwendigen Anforderungen an das Arzt-Patienten-Gespräch kritisch diskutiert werden.

Methoden: In einem Mixed Methods Ansatz werden Ergebnisse der bisherigen Forschung zu Bedürfnissen und Priorisierungen in der Aufklärung von Patienten mit einer Krebserkrankung zusammengestellt. Hieraus wird ein strukturierter Algorithmus für den Ablauf eines Patientengespräches und anschließenden Dokumentation für den Patienten entwickelt.

Anhand dieses Algorithmus werden in einer Pilotstudie 10 Patienten beraten und erhalten ein Dokument der Beratung. Die Zufriedenheit der Patienten mit der Beratung, der Weg der Entscheidungsfindung sowie die mittelfristige Übereinstimmung des Patienten und Zufriedenheit mit der Entscheidung (Decisional Regret) werden untersucht.

Ergebnisse: In der Präsentation soll die Entwicklung des Algorithmus und der darauf basierenden Kommunikationsstrategie sowie beispielhaft die Durchführung von Patientenaufklärungen zu komplexen Therapieentscheidungen dargestellt werden.

Zusammenfassung: Sowohl für die Betroffenen (Patienten und ihre Angehörigen) als auch für Ärzte und unterstützende Pflegekräfte sind die Herausforderungen zur Aufklärung über moderne komplexe Tumortherapien extrem hoch. Bisher existiert kein Kommunikationstraining, dass die hierfür notwendigen Schritte strukturiert an die die Kommunikation durchführenden Ärzte vermittelt. Zu fordern sind Kommunikationstrainings, die sich nicht nur oder vorwiegend auf das Überbringen schlechter Nachrichten fokussieren, sondern die Ärzten und Pflegekräften Werkzeuge an die Hand geben, wie hochkomplexe Zusammenhänge und vor allen Dingen daraus resultierende Abwägungen vermittelt und verstanden werden können. Hierzu benötigen Ärzte auch Werkzeuge im Umgang mit der Unsicherheit über wissenschaftliche Daten aber auch im Umgang mit der Unsicherheit des eigenen unvollständigen Wissens.

Wünschenswert ist es, parallel auch Kommunikationstraining für die Betroffenen zu entwickeln, um sie auf die komplexen Entscheidungsgespräche vorzubereiten.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.