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64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

08. - 11.09.2019, Dortmund

HL7-CDA-Dokumente und Kommunikationsmodelle - Wie gut passen sie zusammen?

Meeting Abstract

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  • Georg Schulte - Hochschule Osnabrück - University of Applied Sciences, Osnabrück, Germany
  • Mareike Przysucha - Hochschule Osnabrück - University of Applied Sciences, Osnabrück, Germany
  • Ursula Hübner - Hochschule Osnabrück - University of Applied Sciences, Osnabrück, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Dortmund, 08.-11.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAbstr. 221

doi: 10.3205/19gmds158, urn:nbn:de:0183-19gmds1587

Published: September 6, 2019

© 2019 Schulte et al.
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Text

Einleitung: Gesundheitsdienstleistungen werden durch eine Vielzahl von Akteuren gleichzeitig oder nacheinander erbracht. Eine sinnvolle Koordination der Leistungen muss daher mittels Kommunikation stattfinden [1]. Verschiedene Modelle definieren Kommunikation als Übermittlung von Botschaften oder Darstellungen von Gegenständen und Sachverhalten zwischen Sender und Empfänger mittels Zeichen oder Codes [z.B. [2], [3]]. Ein im Gesundheitswesen gebräuchliches Modell vereint verschiedene anerkannte Modelle, indem es die grundlegenden Elemente Sender, Nachricht und Empfänger, sowie die Aktionen Codierung und Decodierung enthält [4]. Zudem können Botschaften neben dem reinen Sachaspekt die Ebenen der Selbstaussage, des Beziehungsaspekts und des Appells beinhalten [5].

Elektronische Instrumente nach dem Standard der HL7-Clinical Document Architecture (CDA) [6] zur Kommunikation zwischen Personen, Institutionen und Sektoren sollen Kommunikation zeitnah, präzise und effizient ermöglichen.

Gegenstand dieser Arbeit ist der Vergleich des CDA-Standards mit Kommunikationsmodellen. Die Forschungsfrage lautet, ob der Standard die Elemente der Modelle abbilden kann und so auf dieser Ebene den Anforderungen an Kommunikation im Gesundheitswesen genügt.

Methode: Dokumente, die dem CDA-Standard entsprechen, bestehen aus einem Header und einem Body. Der Header enthält Metadaten, z.B. die Information, um welche Art von Dokument es sich handelt, wer die Informationen versendet (Informant), an wen sie gehen (der InformationRecipient) und um wen es in dem Dokument geht (das RecordTarget). Der Body hingegen enthält in codierter und strukturierter Form die Informationen über das RecordTarget, das der Informant dem InformationRecipient mitteilen möchte.

Diesen Bestandteilen eines CDA-Dokuments werden von den AutorInnen gemeinsam die Elemente und Aktionen des gebräuchlichen Modells nach Wingchen [4] qualitativ zugeordnet und so überprüft, ob diese vollständig zur Anwendung kommen. Zudem wird untersucht, ob der Standard Informationen neben der sachlichen auch auf den Ebenen der Selbstaussage, der Beziehung und des Appells übermitteln kann.

Ergebnisse: Die Bestandteile eines HL7 CDA-Dokuments können den Modell-Elementen Sender, Botschaft und Empfänger wie folgt zugeordnet werden: Der Sender der Botschaften entspricht dem Informant im CDA-Header, deren Empfänger dem InformationRecipient im CDA-Header, wobei als Sender und Empfänger des Dokuments die Akten der betroffenen Person fungieren. Die Botschaft entspricht dem Body. Eine Codierung und Strukturierung der Botschaft findet durch das IT-System des Senders statt, die Decodierung wird durch das elektronische System des Nachrichtenempfängers vorgenommen und die decodierten Daten in lesbare Botschaft überführt. Sachliche Informationen werden inhaltlich eindeutig übermittelt, Appelle können übermittelt werden, auf den Ebenen der Selbstaussage und der Beziehung werden keine expliziten Aussagen getroffen.

Diskussion: Der CDA Standard kann die grundsätzlichen Elemente und Aktionen von Kommunikationsmodellen abbilden, wenn eine kybernetische Betrachtungsweise im Vordergrund steht [7]. Zusätzliche Elemente wie Kontakt oder Kontext [3] sind nicht Inhalt des Standards, sondern werden durch die technische und soziale Umgebung determiniert, in der die Kommunikation stattfindet. Insbesondere das soziale Verhältnis der Kommunizierenden bedingt, ob die Sachinformationen Selbstaussagen und Beziehungsaspekte sowie eine Appellfunktion zur Durchführung weiterer Gesundheitsleistungen enthalten. Die Bedingungen für elektronische Kommunikation, von der technischen Vernetzung bis zur Ausgestaltung der Benutzeroberflächen, sollten die Ebenen jenseits der reinen Sachaussagen berücksichtigen, auch zur Unterstützung eines gemeinsamen Fallverständnisses [8]. Unter diesen Bedingungen würde sich der HL7 CDA Standard als geeignet erweisen, eine echte Kommunikation zwischen den Akteuren im Gesundheitswesen zu unterstützen.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Flemming D. Entwicklung und Evaluation eines elektronischen Systems zur Unterstützung der Informationsverarbeitung in pflegerischen Dienstübergaben. Osnabrück: Universität Osnabrück; 2015.
2.
Bühler K. Sprachtheorie: Die Darstellungsfunktion der Sprache. Jena: G. Fischer; 1934.
3.
Jacobson R. Linguistics and Poetics. In: Sebeok TA, editor. Style and Language. Cambridge, Mass.: MIT Press; 1960. p. 350-377.
4.
Wingchen J. Kommunikation und Gesprächsführung für Pflegeberufe. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. 3., aktualisierte Auflage. Köln: Brigitte Kunz Verlag; 2014.
5.
Schulz von Thun F. Miteinander reden 1: Störungen und Klärungen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt; 2014.
6.
HL7. CDA Release 2. [Accessed 09 April 2019]. Available from: http://www.hl7.org/implement/standards/product_brief.cfm?product_id=7 External link
7.
Craig RT. Communication theory as a field. Communication theory. 1999 May;9(2):119-161.
8.
Flemming D, Hübner U. How to improve change of shift handovers and collaborative grounding and what role does the electronic patient record system play? Results of a systematic literature review. International journal of medical informatics. 2013 Jul 1;82(7):580-92.