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64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

08. - 11.09.2019, Dortmund

Vergleich von Diagnosen aus der ambulanten und stationären Versorgung in Schleswig-Holstein

Meeting Abstract

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  • Dirk Melcher - Medizinischer Dienst der Krankenversicherung NORD, Hamburg, Germany
  • Reinhard Schuster - MDK Nord, Medizinischer Dienst der Krankenversicherung, Lübeck, Germany
  • Timo Emcke - KV Schleswig-Holstein, Bad Segeberg, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Dortmund, 08.-11.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAbstr. 292

doi: 10.3205/19gmds131, urn:nbn:de:0183-19gmds1313

Published: September 6, 2019

© 2019 Melcher et al.
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Einleitung: In dieser Arbeit wird das Diagnosespektrum aus der ambulanten und der stationäre Versorgung miteinander verglichen. Untersucht wurden Daten aus dem 1. Quartal 2018 aus Schleswig-Holstein in Form von ICD 3-Stellern und Alter und Geschlecht des/der Versicherten. Die Untersuchung soll zur besseren Vernetzung des ambulanten und stationären Sektors beitragen.

Ergebnisse: Für den stationären Sektor lagen die Diagnosen der Fälle aus Schleswig-Holstein vor, die dem MDK Nord zur Begutachtung stationärer Aufenthalte übermittelt wurden (219.871 Datensätze). Diese machen ca. 15% der gesamten stationären Fälle aus und stellen daher eine brauchbare Stichprobe für das Diagnosespektrum dar. Für den ambulanten Bereich stand die komplette Grundgesamtheit zur Verfügung (15.587.451 Datensätze). Diagnosen aus den Kapiteln V01-Y84, Z00-Z99 und U00-U99 wurden aus den Daten entfernt, da sie keine medizinische Aussagekraft besitzen.

Für einen ersten Vergleich wurden die relativen Häufigkeiten der ICD 3-Steller aus dem ambulanten und dem stationären Bereich in Beziehung gesetzt. Bei einer einfachen linearen Regression ergibt sich mit einem R^2 von 0,37 eine mäßige Korrelation. Verwendet man die Spearmansche Rank-Korrelation, wo ergibt sich ein rho von 0,64. Beide Werte sind signifikant auf dem 0,01%-Niveau. Sowohl bei den ambulanten als auch bei den stationären Diagnosen erschien die Essentielle Hypertonie (I10) mit Abstand am häufigsten.

Aggregiert man die ICD 3-Steller auf ICD-Kapitel, so erhält man relative Häufigkeiten für 19 Kapitel. Bei einer linearen Regression ergibt sich hier ein Bestimmtheitsmaß von 0,50 und bei der Spearmanschen Rank-Korrelation ein rho von 0,77 (beide signifikant auf dem 0,1%- bzw. 1%-Niveau).

Im stationären Sektor werden die meisten Diagnosen aus dem Kapitel I00-I99 (Krankheiten des Kreislaufsystems) kodiert (18,6%), im ambulanten Sektor stammen die meisten Diagnosen mit 14,6% aus dem Kapitel M00-M99 (Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes). F-Diagnosen kommen im ambulanten Sektor mit 8,0% deutlich häufiger vor als im stationären Sektor (4,9%). Daher ist zu vermuten, dass die meisten psychischen Erkrankungen im ambulanten Sektor behandelten werden können.

Diskussion: Es zeigt sich, dass es sowohl auf der Ebene der ICD 3-Steller als auch der ICD-Kapitel eine deutliche Korrelation im Diagnosespektrum gibt. Bedacht werden muss allerdings, dass die Kodierung der Diagnosen im Krankenhaus im Gegensatz zum niedergelassenen Bereich unmittelbar erlösrelevant ist. Im DRG-System sind aber – zum Teil abhängig von der Hauptdiagnose – nur bestimmte Diagnosen erlösrelevant. Es wäre denkbar, dass nicht-abrechenbare Diagnosen häufig nicht mit kodiert werden. Im ambulanten Bereich wird sich der niedergelassene Arzt vermutlich eher auf Diagnosen konzentrieren, die unmittelbar mit den Symptomen seiner Patienten zu tun haben.

Interessant wäre es außerdem noch, zu untersuchen, ob sich die Korrelationen im Diagnosespektrum alters- und geschlechtsbezogen ändern.

Schließlich wäre es noch wünschenswert, wenn anhand eines kompletten §301-Datensatzes überprüft werden könnte, ob das Diagnosespektrum aus den stationären Begutachtungsdaten tatsächlich repräsentativ für die Grundgesamtheit aller Krankenhausaufenthalte ist.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Ostermann T, Schuster R. Classifying hospitals with respect to their diagnostic diversity using DRG-data and Shannons concept of entropy. DKFV; 2010.
2.
Schuster R, Voss H. Medizinisch-technischer Fortschritt und demographischer Wandel bei den GKV-Ausgaben im DRG-bereich im Krankenhaus. In: Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Hrsg. GMDS 2012. 57. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Braunschweig, 16.-20.09.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12gmds099.