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Einflussfaktoren bei Open Access-Publikationen. Worauf kommt es WissenschaftlerInnen der Medizinischen Informatik, Biometrie und Epidemiologie beim Publizieren an?
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Published: | September 6, 2019 |
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Einleitung: Seit nunmehr über einem Jahrzehnt findet ein fortschreitender Wandel des Publikationswesens vom Subskriptionsmodell zum Open Access (OA)-Modell statt [1]. Hiervon ist auch die Publikationstradition im Bereich der Medizinischen Informatik, Biometrie und Epidemiologie betroffen, wie die kontinuierlich angepassten Publikationsangebote der einschlägigen Fachzeitschriften zeigen [2]. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche positive oder auch negative Einflussfaktoren existieren, die WissenschaftlerInnen zu einer Publikation ihrer Forschungsergebnisse im OA bewegen bzw. sie davon absehen lassen.
Methode: Im Rahmen des Trans-O-MIM-Projektes [3] mit der Zeitschrift Methods of Information in Medicine (MIM), der offiziellen internationalen Zeitschrift der GMDS, haben wir dieser Fragestellung eine eigene Studie gewidmet. Dabei setzt sich die Trans-O-MIM-Incentives Studie zur Ermittlung von Einflussfaktoren für oder gegen eine OA-Publikation bei WissenschaftlerInnen der Medizinischen Informatik [4] aus drei Teilen zusammen:
- Qualitative Phase mit leitfadenbasierten Gruppendiskussionen und Interviews,
- Quantitative Phase mit einer standardisierten Befragung von Repräsentanten der in der IMIA (International Medical Informatics Association) organisierten Fachgesellschaften,
- Quantitative Phase mit einer standardisierten Befragung der Mitglieder der Fachgesellschaften.
Hierbei gewährleisten der Mixed-Methods-Ansatz und die aufeinander aufbauenden Phasen eine vollumfängliche Erfassung der Wünsche und Bedürfnisse von WissenschaftlerInnen bei der Publikation.
Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Erstellung des Abstracts liegen die ersten Ergebnisse der ersten Phase der Trans-O-MIM-Incentives Studie vor. Die Gruppendiskussionen und Interviews fanden zwischen Juli 2018 und Februar 2019 statt und umfassen 42 Teilnehmer weltweit.
Erste Erkenntnisse zeigen, dass die Haltung der WissenschaftlerInnen gegenüber OA überwiegend positiv ist und sie sich auch einen Wandel des Publikationssystems vorstellen können, wobei sich der Kenntnisstand bezüglich OA sehr heterogen darstellt. Das Rezeptionsverhalten unterscheidet sich nur wenig zwischen subskriptionsbasierten Artikeln und OA-Artikeln, allerdings wird deren leichtere Zugänglichkeit von den Befragten positiv hervorgehoben. Es hat sich gezeigt, dass bei der Wahl des Publikationsorgans Wert auf allgemeingültige Kriterien wie etwa die thematische Passgenauigkeit, eine schnelle Bearbeitungszeit, ein qualitativ hochwertiges Review-Verfahren und auf den Impact Faktor gelegt wird. Etwa die Hälfte der Befragten verfügt über Erfahrung mit einer OA-Publikation. Die Frage nach Motivatoren für eine OA-Publikation hat ergeben, dass vor allem die schnellere Bearbeitung und Publikation der Artikel, die höhere Sichtbarkeit und leichtere Zugänglichkeit von Relevanz sind. Hinderungsgründe hingegen sind die meist hohen Publikationsgebühren, der oftmals niedrigere oder fehlende Impact Faktor sowie die fehlende Reputation von (neuen) OA-Fachzeitschriften.
Die zweite Phase, die Befragung der Präsidenten bzw. CEOs der IMIA-Fachgesellschaften, befindet sich in Vorbereitung und wird im April/Mai 2019 stattfinden. Kurz darauf, im Mai/Juni 2019, wird die Befragung der Mitglieder der Fachgesellschaften durchgeführt, sodass die umfassenden Ergebnisse der Trans-O-MIM-Incentives Studie bis zur GMDS-Jahrestagung 2019 vorliegen werden.
Diskussion: Die Möglichkeit einer OA-Publikation ist bei den Befragten präsent. Allerdings scheint die Beschäftigung mit Publikationsfragen nicht zu den priorisierten Themen der WissenschaftlerInnen zu gehören. Dies zeigt sich auch in den teils weniger ausgeprägten Meinungen und Überlegungen zu OA und unterliegt oftmals Alters- und Herkunftsunterschieden. Die Ergebnisse der dritten Studienphase werden zeigen, ob diese Merkmale auf das Gros der WissenschaftlerInnen übertragbar sind, während die zweite Phase dabei helfen wird, die Länderunterschiede beim OA als Einflussfaktor zu berücksichtigen.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.
Literatur
- 1.
- Schimmer R, Geschuhn KK, Vogler A. Disrupting the subscription journals’ business model for the necessary large-scale transformation to open access. 2015 [Accessed 03 April 2019]. Available from: http://hdl.handle.net/11858/00-001M-0000-0026-C274-7
- 2.
- Kuballa S. Open Access Publishing in the Field of Medical Informatics. J Med Syst. 2017; 41: 82.
- 3.
- Haux R, Kuballa S, Schulze M, Böhm C, Gefeller O, Haaf J, Henning P, Mielke C, Niggemann F, Schürg A, Bergemann D. Exploring Possibilities for Transforming Established Subscription-based Scientific Journals into Open Access Journals. Present Situation, Transformation Criteria, and Exemplary Implementation within Trans-O-MIM. Methods Inf Med. 2016; 55: 481-87.
- 4.
- Kuballa S, Mielke C, Schulze M, Taddicken M, Haux R. Die Ermittlung von Einflussfaktoren für oder gegen eine Open Access-Publikation bei WissenschaftlerInnen der Medizinischen Informatik. In: Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Herausgeber. 63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Osnabrück, 02.-06.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAbstr. 108.