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63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

02. - 06.09.2018, Osnabrück

Post-Polio – das unbekannte Syndrom

Meeting Abstract

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  • Iris Zöllner - Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, RP Stuttgart, Stuttgart, Deutschland
  • Rahel Bauer - Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Stuttgart, Deutschland
  • Margrit Marte - Landesverband Poliomyelitis e.V. Baden-Württemberg, Dunningen, Deutschland
  • Lore Bohner - Landesverband Poliomyelitis e.V. Baden-Württemberg, Dunningen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Osnabrück, 02.-06.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAbstr. 240

doi: 10.3205/18gmds145, urn:nbn:de:0183-18gmds1456

Published: August 27, 2018

© 2018 Zöllner et al.
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Einleitung: Beim Post Polio-Syndrom handelt es sich um eine Folgeerscheinung einer früheren Poliomyelitis-Infektion, die erst Jahrzehnte später auftritt. Folgende Symptome treten im Zusammenhang mit dem Post-Polio-Syndrom auf: zunehmende Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen, Atemwegsstörungen sowie Muskelschwächen, die nicht durch andere Ursachen erklärt werden können. In Deutschland gab es u.a. im Jahr 1952 einen großen Poliomyelitis-Ausbruch mit 9517 gemeldeten Erkrankungsfällen. Weitere Epidemien traten in den Jahren 1956 und 1960/61 auf. Nach Einführung der Impfung gegen Poliomyelitis gingen die Erkrankungen an Kinderlähmung deutlich zurück. Heute sind Poliomyelitis und das Post-Polio-Syndrom in der Bevölkerung nahezu unbekannt.

Methoden: Um einen Überblick über die Situation von Post-Polio-Betroffenen zu erhalten, hat das Landesgesundheitsamt gemeinsam mit dem Landesverband Baden-Württemberg Poliomyelitis e.V. eine Befragung bei Post-Polio-Betroffenen durchgeführt. Dazu wurde ein spezieller Fragebogen entwickelt, der an alle Mitglieder des Landesverbandes Poliomyelitis in Baden-Württemberg versandt wurde.

Ergebnisse: Bei 64% der 379 Befragten traten die ersten Post-Polio-Symptome im Alter zwischen 40 und 60 Jahren auf. Bis zur Diagnose des Post-Polio-Syndroms vergingen jedoch häufig mehrere Jahre. Bei einem Drittel der Befragten dauerte es sogar mehr als zehn Jahre, bis die Diagnose gestellt wurde. Das deutet darauf hin, dass das Post-Polio-Syndrom bei der Differentialdiagnose relativ spät in Erwägung gezogen wird. Häufig wurde bei Arztkontakten angenommen, es handle sich um Alterserscheinungen oder Über- oder Fehlbelastungen, was mitunter gravierende Folgen für die Erkrankten hatte. Die Bewilligung von adäquaten Hilfsmitteln und Reha-Maßnahmen erfolgt bei Post-Polio-Patienten nicht immer ohne Schwierigkeiten. Etwa 40% der Befragten berichteten z.B. über Schwierigkeiten bei der Genehmigung von Reha-Maßnahmen.

Diskussion: Das Post-Polio-Syndrom ist bisher offensichtlich nur wenig bekannt, was dazu führt, dass es sehr lange dauern kann, bis diese Diagnose festgestellt wird. Der geringe Bekanntheitsgrad - auch unter Ärzten - ist besonders folgenreich, wenn Betroffene im täglichen Leben oder in Arztpraxen auf Unverständnis stoßen. Aus diesem Grund soll die Veröffentlichung der Ergebnisse der Befragung dazu dienen, einen größeren Kreis von Akteuren im Gesundheitswesen und die Öffentlichkeit über das Post-Polio-Syndrom zu informieren.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.